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399. Bierkeller Kultur in Franken – Teil 2 Landkreis Erlangen und Fränkische Schweiz

Samstag, 23. August 2025 | Autor:

Frankenlied

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Liebe Blogbesucher,

Franken ist eine Hochburg, wenn es um Qualität und Quantität von Bierkellern geht. Nirgendwo in der Welt wird man solch eine Kultur antreffen. Damit sie einen Einblick in diese Kultur erhalten habe ich mich die letzten Jahre damit etwas auseinandergesetzt. Da gibt es zum Beispiel zwei umfangreiche Kellerführer von Peter Sem aus Bamberg, der im Teil 2, Keller und Biergärten in Landkreis Erlangen und Fränkische Schweiz umfangreich erkundet hat. Sage und schreibe 69 Objekte sind hier im Teil 2 mit vielen Informationen aufgelistet. Allerdings nicht mehr aktuell, weil schon 35 Jahre alt. Trotzdem will ich ihnen hier einmal für einige Keller aus den Raum Fränkische Schweiz mit einigen alten und neuen Informationen an die Hand geben.

An dieser Stelle bedanke ich mich ausdrücklich bei Herrn Sem für die Genehmigung zur Veröffentlichung hier in meinen Blog.

 

Geschichte

Entstehung der Bierkeller

 

War früher das obergärige Bier wegen nur kurzer Haltbarkeit zum raschen Verbrauch bestimmt, so änderte sich das einschneidend mit der Erfindung des Untergärigen (erstmals 1474 in der Nahburger Chronik erwähnt). Dieses Bier war mit 9-10 Monaten möglicher Lagerzeit wesentlich länger haltbar.

Ein Problem der damaligen Zeit bestand in der kühlen Lagerung des begehrten Gerstensaftes. Im Winter bereitete dies keine Schwierigkeiten, im Sommer hingegen wird selbst in alten Gerichtsakten von sauerem Bier berichtet und der Baruer haftbar gemacht. Man sann also auf Abhilfe, zumal die Lagerkeller unter den Brauereigebäuden oft sowieso nur begrenzt aufnahmefähig waren.

Fast eine Ideallösung bat sich durch den Bau von Lagerstollen in Berg- und Böschungshängen. Vor allem die in Stein vorgetriebenen zeichneten sich durch eine gleichmässig kühle Temperatur zu allen Jahreszeiten aus, was für die Einlagerung besonders günstig war. Zweckmäßigerweise legte man diese, soweit möglich, noch auf der sonnenabgewandten Nordseite ein. Schattenspendende Bäume wurden – sofern nicht schon vorhanden – zur weiteren Kühlhaltung angepflanzt. Kein Wunder, dass solche meist außerhalb der Ansiedlungen gelegenen Plätze auch für unsere Vorfahren Anziehungspunkte waren, zumal das Pferd und Wagen mühsam zum Keller gebrachte und eingelagerte Bier gleich “ab Keller” ausgeschenkt wurde. Unsere noch heute bestehenden Bierkeller waren geboren.

Damit war in Oberfranken der Grundstein für den weiteren Siegeszug des Bieres gelegt. War vielerorts der Wein das übliche Sommergetränk (in Bamberg zum Beispiel bestanden in Jahr 1831 neben 62 Brauereien noch 40 Weinschänken auf Stadtgebiet), so wurde er bald vom Bier abgelöst.

Einen regelrechten “Kellerboom” verzeichnete man etwa um das Jahr 1830 und später. Wanderungen breiter Bevölkerungsschichten endeten häufig beim Kellerwirt oder führten auf schnellsten Wege dorthin. So ist es verständlich, dass im Jahr 1835 geschäftstüchtige Stegauracher Wirte ihre Kundschaft gleich per “Zeiselwagen” vom benachbarten Bamberg abholten. Viele Zeitungsanzeigen warben für den Kellerbesuch. Ja, die Redaktion des “Bamberger Tagblattes” richtete 1838 sogar ein “Felsenkeller-Anfrage-Büro” ein. Kein Wunder, dass ein zeitgenössischer Chronist stöhnte, “die Bierkeller seien das Hauptanliegen der Bamberger!”

Wachsender Konkurrenzdruck brachte ständig neue Ideen zur Gästeanlockung und Unterhaltung. Kegelbahnen wurden gebaut (teils noch heute in Betrieb), Schießbuden aufgestellt oder regelrechte Schießstände (z.B. in Forchheim – als Geburtshelfer des Annafestes) errichtet. Später kam der Bau von Musikpavillons (Wilde Rose Bamberg) dazu.

Doch jede Blütezeit neigt sich irgendwann einem Ende zu. Bestanden 1840 noch 63 Sommerkeller auf Bamberger Stadtgebiet, so waren es bis zur Jahrtausendwende nur noch 35. Ein regelrechtes Kellersterben brauchte der 1. Weltkrieg mit sich. Kriegsfolgen und Weltwirtschaftskrise reduzierten den Bestand auf gerade noch 11 im Jahr 1934. Ähnlich sah es auch im Umland aus. Noch heute lassen sich viele stillgelegte Anlagen in freier Natur feststellen.

Dennoch ist das Gebiet Bamberg bis Erlangen als Sommerkeller Region fast konkurrenzlos. Es lässt sich jedoch gerade in letzter Zeit feststellen, dass steigende Beliebtheit und wachsender Gästestrom eine Reaktivierung längst stillgelegter Keller mit sich brachten.

Diese Neuorientierung hält an und bringt manchen Wirt zur Überlegung, wie die Attraktivität seines Wirtschaftsbetriebes weiter gesteigert werden kann. Familiengerechte Verbesserungen mit der Anlegung kleiner Spielplätze sind z.B. eine Möglichkeit, gestresste Eltern als Stammgäste an sich zu binden. Einige merkwürdige Blüten bringt dies aus meiner Sicht zwar auch hervor – aber das mag vielleicht nur meine einseitige Meinung sein, weswegen ich eine Beurteilung lieber ihnen überlasse.

 

Roppelt Keller Stiebarlimbach

 

Kellertipps, für Anfänger und Fortgeschrittene

Auswärtigen Besuchern und “Neubürgern” sieht man direkt das Fragezeichen an, wenn zum Kellerbesuch geladen wird. Ein solcher Besuch wäre in anderen bundesdeutschen Landen – ganz im Sinne der dortigen Bedeutung des Wortes “Keller” – wohl kaum eine Attraktion. Wer würde sich schon zwischen Heizöl und Kartoffeln wohlfühlen.

Ganz anders bei uns im Frankenland! Einen schönen Sommertag vorausgesetzt, lässt es sich “auf’m Keller” recht gut leben. Natürlich sitzt man dort mit Direktanschluss zur Natur. Vielleicht haben Sie das Glück, mit einem Vogel beim Nestbau zuschauen zu können – dafür erfreut er Sie mit einer “Ladung” auf Ihr Sonntagshemd! Doch hat dies den unschätzbaren Vorteil, dass der in geschlossenen Wirtschaftsräumen übliche Dunst erst gar nicht entstehen kann – er zieht einfach nach oben ab! Auch eine muntere Kinderschar hört sich hier viel weniger “bedrohlich” an. Schließlich wird einige Abwechslung und Freiraum geboten.

 

Roppelt – Bierkeller Stiebarlimbach

 

 

Genießen Sie unser Keller- und Weizenbier in einmaliger Atmosphäre. Dazu empfehlen wir echt fränkische Spezialitäten, wie Schäuferla, Knöchla, Schweinehaxen, Bratwürste oder Räucherfleisch mit Bohnakern. Oder einfach eine zünftige Hausmacher Brotzeit mit frischem Bauernbrot. Zum Kaffee gibt es selbstgebackene Kuchen.

 

 

Forchheim – Kellerwald

 

Glockenkeller auf den oberen Kellern

 

Ein besonderer Höhepunkt der Bierkellerkultur befindet sich am Kellerwald in Forchheim. Hier findet auch alljährlich das bekannte Volkfest Frankens, dass Annafest statt. An 10 Tagen sind auf 22 Kellern des Kellerberges alle Kräfte im Einsatz, um den Durst und Hunger der Forchheimer und ihrer Gäste zu stillen.

Die Keller des Kellerwaldes sind in die “unteren” und “oberen” Keller eingeteilt. Sie sind meist auch auserhalb des Annafestes bei “Kellerwetter” geöffnet. Wegen ihrer schattigen Lage geht die Saison etwa von Ende Mai bis Ende August. Sie sind allesamt sehr ruhig gelegen und vom Straßenverkehr verschont.

 

 

 

Annafest 2014

 

Der Keller mit der schönsten Aussicht in das Wiesenttal befindet sich in Reifenberg.

Von Vexierkapelle aus ca. 10 Minuten Fussweg.

 

 

 

 

 

Es gäbe noch viel zu schreiben und mitzuteilen, aber ich muss hier Schluss machen. Wünsche viel Freude bei der Erkundigung unserer Franken Keller Kultur.

 

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Thema: Frankenseite

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