Home





8. Bevölkerungsentwicklung-wo bleibt Franken?

Dienstag, 15. September 2009 | Autor:

Frankenlied

 

Bevölkerungsentwicklung (19./20. Jahrhundert)

copyright www.Frankenland-versand.de 

Die Bevölkerung im Raum des heutigen Bayerns verdreifachte sich zwischen 1840 und 2004 und nahm damit von 3,8 Mio. auf 12,4 Mio. zu. Bis 1939 lag das Bevölkerungswachstum Bayerns aufgrund der verspäteten und schwächeren Industrialisierung(nicht in Franken) unter dem deutschen Durchschnitt. Ab 1939 wies Bayern überdurchschnittliche Zuwachsraten auf(auf Kosten von Franken), ab 1961 verstärkte sich dieser bis heute anhaltende Trend.

Am stärksten wuchsen 1840-2004 die kreisfreien Städte, allen voran München, weniger Nürnberg, Augsburg und Aschaffenburg. Vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verlagerte sich der Zuwachs in den suburbanen Bereich, also in die zentrennahen Landkreise.

Unterdurchschnittliches Wachstum wiesen von 1840 bis 2004 Landkreise in peripherer Lage auf, vor allem in Franken, Schwaben und der Oberpfalz, wobei Westmittelfranken bis 1939 sogar einen leichten Bevölkerungsrückgang verzeichnete. In Nordostoberfranken, dessen Bevölkerung infolge dezentraler Industrialisierung 1840-1939 zunahm, geht die Bevölkerung seit Anfang der 1960er Jahre zurück.

Gegen den Trend wuchs die Bevölkerung in den südlich von München gelegenen Alpenlandkreisen.
________________________________________

Artikel von Werner Bätzing
Datengrundlage

Grundlage der Analyse sind die bayerischen Volkszählungen, die 1840 beginnen und 1987 enden und die vom Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung gebietsstandsbereinigt für den Gebietsstand 25. Mai 1987 publiziert wurden. Ergänzt werden diese Zahlen durch die Fortschreibung des Bevölkerungsstandes zum 31. Dezember 2004, so dass der Zeitraum 1840-2004 abgedeckt wird. Zählungen vor 1840 werden nicht berücksichtigt, da ihre Vergleichbarkeit mit denen der späteren Volkszählungen nicht gegeben ist.
Methode

• Zeiträume: Da sich die Bevölkerungsentwicklung Bayerns 1840-2004 erheblich änderte, wird dieser Zeitraum in vier Abschnitte aufgegliedert, die sich jeweils durch spezifische Prozesse voneinander unterscheiden.
• Räumlicher Maßstab: Als Analysemaßstab werden die heutigen Landkreise und kreisfreien Städte verwendet, die räumlich differenzierte Aussagen für Bayern ermöglichen und zugleich Stadt-Land-Unterschiede sichtbar machen. Ergebnisse auf Gemeindeebene werden bei der Interpretation nur gelegentlich berücksichtigt.
• Bewertungsmaßstab: Da absolute Zahlen allein wenig aussagekräftig sind, arbeitet diese Analyse mit relativen Zahlen (Prozentangaben), wobei Vergleiche (Stadt-Land, Durchschnitt Bayerns und Deutschlands, ab 1961 auch EU) die Grundlage der Bewertung darstellen. Die fünf Klassen, die für die vier Zeiträume gebildet werden, orientieren sich an solchen Durchschnittszahlen als Schwellenwerten.
• Bayerischer Durchschnitt: Für alle bayerischen Durchschnittswerte im Bereich der Bevölkerungsentwicklung 1840-2004 ist stets zu beachten, dass die Stadt und der Großraum München die bayerische Entwicklung überproportional prägten. (Zur Methode siehe: Bätzing 2001, S. 183-188).

1. Bevölkerungsentwicklung Bayerns im Gesamtzeitraum 1840-2004
Die Bevölkerung Bayerns verdreifachte sich 1840-2004, was leicht über dem Durchschnitt der alten deutschen Bundesländer und deutlich über dem der alten und neuen Bundesländer (siehe Tabelle 1 und Karte 1) liegt. Das bayerische Wachstum wird stark vom Regierungsbezirk Oberbayern geprägt, der fast doppelt so stark wuchs (weil man Franken systematisch vernachlässigt hat)wie der zweitdynamischste Regierungsbezirk Mittelfranken.
Entscheidend waren jedoch die Stadt-Land-Unterschiede: Die kreisfreien Städte wuchsen fast 2,5-mal so stark wie die Landkreise, und nur drei Städte (Ansbach, Passau, Bamberg) entwickelten sich schwächer als der bayerische Durchschnitt, während 13 Städte ihre Einwohnerzahl mehr als verfünffachten. Die Landkreise verzeichneten ein klares Zentrum-Peripherie-Muster. Im Umfeld der großen Städte wiesen sie ein überdurchschnittliches Wachstum auf:
1. Platz: Am stärksten wuchsen die Landkreise im Umfeld der Stadt München (hier konnten drei Landkreise ihre Bevölkerung mehr als verzehnfachen).

2. Platz: Umfeld der Städte Nürnberg-Fürth-Erlangen (mit großem Abstand hinter München).

3. Platz: Umfeld der Stadt Augsburg.

4. Platz: Umfeld der Stadt Aschaffenburg, bereits vom Großraum Frankfurt am Main beeinflusst.

Außerhalb des Umfeldes dieser vier großen Städte wuchsen die Landkreise überall nur unterdurchschnittlich (Ausnahme einzig die früh und stark vom Tourismus geprägten Alpenlandkreise Rosenheim, Traunstein und Bechtesgadener Land), wobei das mit Abstand schwächste Wachstum in Westmittelfranken lag (Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim).

2. Bevölkerungsentwicklung Bayerns im Industriezeitalter (1840-1939)


Der Ausgangspunkt 1840 liegt knapp vor dem Einsetzen der Industrialisierung in Deutschland. Als Ende dieses Zeitraumes wurde das Jahr 1939 gewählt, weil hier eine völlig neue Bevölkerungsentwicklung einsetzte.
Industrielle Entwicklung ist fast immer mit einem sehr starken Bevölkerungswachstum verbunden (Auseinanderfallen von Geburten- und Sterberaten = “demographischer Übergang”). Das bayerische Wachstum lag in dieser Zeit deutlich unter dem des Deutschen Reiches (Tabelle 2 und Karte 2), dadurch bedingt, dass die Industrialisierung in Bayern später einsetzte und schwächer als im deutschen Durchschnitt ausgeprägt war.
Bevölkerungswachstum war in dieser Phase Städtewachstum und auch Bayern machte dabei keine Ausnahme: Die kreisfreien Städte wuchsen mehr als dreimal so stark wie die Landkreise, und es gab keine einzige kreisfreie Stadt, die nicht ein überdurchschnittliches Wachstum verzeichnete! Das stärkste Wachstum wiesen die klassischen Industriestädte sowie die Landeshauptstadt München auf.
Das durchschnittliche Wachstum der Landkreise fiel dagegen sehr schwach aus (nur +41%). Wenn Landkreise stärker als der bayerische Durchschnitt wuchsen (Kategorien D und E in Tabelle 2), dann handelte es sich um Landkreise in der unmittelbaren Nähe einer stark wachsenden größeren Stadt, also um Suburbanisation (Spitzenreiter mit großem Abstand war der Landkreis München) oder um Alpenlandkreise. Wenn Landkreise stärker als im Landkreisdurchschnitt wuchsen (Kategorie C), dann handelte es sich entweder ebenfalls um Suburbanisation oder um die Folgen einer Aufwertung des ländlichen Raumes durch dezentrale Industrialisierung (exemplarisch dafür: Wunsiedel, Kronach, Lichtenfels in Oberfranken).
Die restlichen 34 Landkreise mit einem Wachstum unter +41% wurden im Kontext des starken Bevölkerungswachstums der Industrialisierung deutlich entwertet. Sie liegen in Franken, Schwaben und der Oberpfalz in peripherer Lage und umfassen große Flächen. Als einziger Landkreis wies Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim sogar einen Bevölkerungsrückgang (-4%) auf. Allerdings wird auf dieser Maßstabsebene der größte Problemraum Bayerns, die Region Westmittelfranken sowie nördlich und südlich angrenzende Gebiete, nicht angemessen sichtbar:

In den Landkreisen Ansbach, Erlangen-Höchstadt, Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim, Weißenburg-Gunzenhausen, Bamberg, Schweinfurt, Kitzingen verloren 72 Gemeinden mehr als 10% ihrer Einwohner.

Nach zeitgenössischen Angaben stellte dies die größte Region mit Bevölkerungsrückgang im gesamten Deutschen Reich dar (Bätzing 2001, S. 197 und 2003, S. 188). Ursache war die territoriale Neugliederung zwischen Bayern und Württemberg (Quatsch!, die Gründe sind, die fortlaufende Benachteiligung Franken gegenüber Oberbayern)von 1806/10, die diesen Raum zerstückelte und zur Peripherie machte (Ruppert 1987, S. 223). Vergleichbar war die Entwicklung jenseits der Grenze in Hohenlohe-Franken, wo die Bevölkerung ebenso zurückging.
Ergebnis dieses Zeitraums war eine starke Aufwertung der Städte und eine Entwertung des ländlichen Raumes. Dies führt zur Ausbildung von starken räumlichen Disparitäten, die Bayern bis heute prägen. Dies macht ein Vergleich der Karten 1 und 2 deutlich.

3. Bevölkerungsentwicklung Bayerns in der Nachkriegszeit (1939-1961)

Die Kriegszerstörungen vieler deutscher Städte führten ab 1943 zu Stadt-Land-Wanderungen. Die Aufnahme zahlloser Flüchtlinge und Vertriebener ab 1945 ließ die Bevölkerung der damaligen Bundesrepublik Deutschland sehr stark anwachsen. Da diese Menschen von der Militärverwaltung dezentral untergebracht wurden, fand ein markanter Trendbruch in der Bevölkerungsentwicklung statt. Erst nach 1961 normalisierte sich die Situation wieder.
Das hohe Wachstum von +34% in 22 Jahren in Bayern lag nur wenig über dem bundesdeutschen Wachstum. Besonders auffällig ist jetzt, dass die Landkreise wesentlich stärker profitierten als die kreisfreien Städte (=Trendbruch). Bei den kreisfreien Städten gab es deutliche Korrelationen zwischen starken Kriegszerstörungen und schwacher Bevölkerungsentwicklung. Bei den Landkreisen fällt auf, dass sie alle positive Werte aufwiesen. Das schwächste Wachstum (Kategorie A in Tabelle 3) verzeichnete der Bayerische Wald. Am stärksten wuchsen die Landkreise in der direkten Umgebung einer größeren Stadt (München, Nürnberg-Fürth-Erlangen, Augsburg, Aschaffenburg, Ulm), so dass sich in diesem Zeitraum die Suburbanisation fortsetzte.
Dieser Zeitraum erlebte also eine spürbare Wiederaufwertung des ländlichen Raumes gegenüber den Städten, von dem aber die zentrennahen Landkreise am stärksten profitierten.

4. Bevölkerungsentwicklung Bayerns im Kontext der deutschen Tertiarisierung (1961-1987)

Der Wiederaufbau Deutschlands in der Nachkriegszeit verstärkte erneut die vor dem Zweiten Weltkrieg entstandenen industriellen Strukturen. Erst ab den 1960er Jahren setzte der Wandel von der Industrie- zur Dienstleitungsgesellschaft (=Tertiarisierung) ein (1972 waren in Deutschland erstmals mehr als 50% der Erwerbstätigen im III. Sektor tätig), was zu neuen demographischen und räumlichen Strukturen führte. Damit verbunden war das Ende des starken Bevölkerungswachstums der Phase der Industriegesellschaft: Anfang der 1970er Jahre fielen die Geburtenraten erstmals unter das Niveau der Sterberaten und verblieben dort bis heute. Deshalb verzeichnete Westdeutschland im Jahr 1974 den für lange Zeit maximalen Wert von 62 Millionen Einwohnern (Gesamtdeutschland 79 Millionen). Anschließend ging die Bevölkerungszahl wieder leicht zurück und erreichte 1985/1986 ihr Minimum mit 61/77,6 Millionen. Ab 1988/1989 setzte dann ein sprunghaftes Wachstum durch Zuwanderer ein, was auf neuen Rahmenbedingungen gründete.
Die Bundesrepublik Deutschland verzeichnete in dieser Phase ein schwaches Wachstum, das deutlich unter dem Durchschnitt der 12 EG-Staaten lag. Innerhalb Deutschlands wuchs im Kontext der Tertiarisierung der Süden überdurchschnittlich stark, Bayern nahm hier Platz 2 nach Baden-Württemberg und vor Hessen ein. Damit verwandelte sich der Nachteil der späten und schwachen Industrialisierung Bayerns in einen Standortvorteil im Kontext der Tertiarisierung.
In diesen Zeitraum fiel die Entwertung der Kernstädte zu Gunsten des suburbanen Raumes (starke Suburbanisierung). Das Wachstum der Landkreise lag jetzt sehr deutlich über dem der kreisfreien Städte, die Mehrzahl der kreisfreien Städte verlor sogar Einwohner. An der Spitze des städtischen Wachstums standen jetzt Städte, die im Industriezeitalter eher gering wuchsen und die diesen Nachteil jetzt kompensierten (Schwabach, Erlangen, Ingolstadt).
Bei den Landkreisen gab es eine gegenläufige Entwicklung: Ein besonders starkes Wachstum (Kategorie E in Tabelle 4) verzeichneten die Landkreise um München, Nürnberg, Augsburg und (erstmalig!) Regensburg herum, was als Suburbanisation in direktem Zusammenhang mit der Entwertung der Kernstädte steht.
Ein überdurchschnittliches Wachstum (Kategorie D in Tabelle 4) verzeichneten Landkreise in etwas größerer Entfernung zu den eben genannten Städten und Landkreise in der direkten Nachbarschaft von anderen, meist kleineren Städten (Suburbanisation).
Ein lediglich minimales Wachstum (Kategorie B) verzeichneten acht Landkreise in peripherer Lage, meist in Franken.

Sieben Landkreise, fast alle in Franken gelegen, verloren sogar Einwohner.Es handelte sich dabei um Landkreise, die in der Phase zwischen 1840 und 1939 dank dezentraler Industrialisierung mit 127 bis 179% relativ stark gewachsen waren (siehe Tabelle 2). Da diese Industriestandorte jetzt in die Krise gerieten und geschlossen wurden, ging auch die Einwohnerzahl zurück. Am massivsten betroffen war der Landkreis Wunsiedel, der 1840-1939 am stärksten gewachsen war.
Einen anderen Fall stellt der Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim dar: Er hatte als einziger 1840-1939 Einwohner verloren, war durch die Kriegsflüchtlinge kurzfristig wieder aufgewertet worden und verlor jetzt erneut Bewohner.
Zentrales Charakteristikum dieses Zeitraumes ist der Prozess der Suburbanisation, der aus dem zuvor eher punkthaften Städtewachstum jetzt ein eher flächenhaftes Phänomen machte, das aber auf der Ebene der Landkreise nur etwa 40% der Fläche Bayerns erfasste.

5. Bevölkerungswachstum Bayerns im Kontext der Globalisierung (1987-2004)


Das Jahr 1989 bedeutete auch in demographischer Hinsicht eine Zäsur: Durch die deutsche Wiedervereinigung, das Zusammenwachsen der EU und die Globalisierung veränderten sich die Rahmenbedingungen des Wirtschaftens. Die Bevölkerung in Deutschland wuchs wieder stärker, was auf eine verstärkte Einwanderung zurückging, während die Geburtenrate noch weiter absank. Damit bewegte sich Deutschland jetzt – im Unterschied zur vorhergehenden Phase – im Rahmen des EU-Durchschnitts.
Innerhalb Deutschlands behielt Bayern seine überdurchschnittlich positive Entwicklung bei und steht nach Baden-Württemberg weiterhin auf Platz 2 aller Bundesländer. Wie in der vorausgegangenen Phase verzeichneten auch jetzt die Landkreise weiterhin ein viel stärkeres Bevölkerungswachstum als die kreisfreien Städte. Allerdings nivellierte sich dieser Unterschied auf beiden Seiten (Stadt und Land) etwas.
Bei den kreisfreien Städten ging die Zahl der Städte mit Bevölkerungsrückgang von 13 auf 2 (Hof und Coburg) zurück, was auf Maßnahmen der Reurbanisation zurückzuführen ist. Und nur noch eine einzige Stadt, Ingolstadt, wuchs noch stark, so dass bei nahezu allen Städten ein moderates Wachstum (Kategorie B und C in Tabelle 5) dominierte.
Bei den Landkreisen zeigte sich die gleiche Entwicklung: 36 von 71 Landkreisen verzeichneten ein mittleres Wachstum, was über dem Durchschnittswert der alten Bundesländer und unter dem der bayerischen Landkreise lag (Kategorie C in Tabelle 5). Die beiden Extreme von sehr starkem Wachstum und Rückgang wurden dagegen signifikant seltener.
Das stärkste Wachstum im suburbanen Raum verlagert sich jetzt in den zweiten suburbanen Gürtel: Die Wachstumsraten der zentrennahen Landkreise schwächen sich überall deutlich ab (nämlich von Kategorie E und D in Tabelle 4 jetzt zu Kategorie D und C in Tabelle 5). Nur noch im Großraum München mit seiner besonders starken Wachstumsdynamik gibt es jetzt vier Landkreise mit einem extrem starken Wachstum (Kategorie E: Pfaffenhofen a.d. Ilm, Landsberg am Lech, Freising, Erding).

Bei den übrigen Zentren in Bayern führte die Verlagerung des suburbanen Wachstums nach außen dazu, dass Landkreise mit zuvor unterdurchschnittlichem Wachstum aufgewertet wurden. Dies ließ sich besonders eindrücklich in der Region Nürnberg mit den Landkreisen Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim und Weißenburg-Gunzenhausen, in der Region Würzburg mit Kitzingen und der Region Bamberg mit Haßberge erkennen.
Auf der anderen Seite ging die Zahl der Landkreise mit Bevölkerungsrückgang (Kategorie A) von sieben auf zwei (Wunsiedel, Kronach) und denjenigen mit einem sehr schwachen Wachstum (100 – 104%) von acht auf zwei (Hof, Tirschenreuth) zurück. Damit blieben die Strukturprobleme der altindustriellen Landkreise weiterhin sichtbar, aber sie schwächten sich ab.
Die Entwicklung im Zeitraum 1987-2004 könnte den Eindruck erwecken, dass sich nach den zwei Zeiträumen mit starken räumlichen Disparitäten (1840-1939 und 1961-1987) jetzt das Bevölkerungswachstum relativ homogen in Bayern verteilt. Dies liegt jedoch in erster Linie an der gewählten Maßstabsebene: Berücksichtigt man die Gemeinde-Ergebnisse (Bätzing 2001/03, 2003), stellt man fest, dass im Verlauf der Tertiarisierung die in der Industrialisierung entstandenen Disparitäten keineswegs verschwanden: Sie verlagerten sich lediglich von der Ebene der großräumig auf die Ebene der kleinräumig ausgeprägten Disparitäten. Diese werden jedoch erst auf der Ebene der Gemeinden/Orte richtig sichtbar.
Und dort, wo es im suburbanen Raum heute ausgeprägte Wachstumsprozesse gibt, finden wir meist die Struktur der “Zwischenstadt” (Sieverts 1997), also ein relativ ungeordnetes und unstrukturiertes Nebeneinander der verschiedensten Nutzungsformen ohne räumliche Identitäten, bei der sich die traditionellen Ortskerne immer stärker auflösen.

Entwicklung der Gesamtbevölkerung Bayerns

 

Jahr  Grenzen von 2004  Histor.Grenzen  Unterschiede im erfassten Gebiet
(gebietsbereinigt)

1818                    3.707.966       mit der Pfalz,dem Bezirksamt
                                        Gersfeld und Teilen des
                                        Orb, ohne das Herzogtum Coburg
                                        und die Enklave Ostheim
1840    3.802.515       4.370.977       mit der Pfalz, dem Bezirksamt
                                        Gersfeld und Teilen des Kreises
                                        Orb, ohne das Herzogtum Coburg
                                        und die Enklave Ostheim
1871    4.292.484       4.863.450       mit der Pfalz, ohne das Herzogtum
                                        Coburg und die Enklave Ostheim
1900    5.414.831       6.176.057       mit der Pfalz (verkleinert um die
                                        Saarpfalz) und Coburg, ohne die
                                        Enklave Ostheim
1925    6.451.380       7.379.594       mit der Pfalz (verkleinert um
                                        die Saarpfalz) und Coburg, ohne
                                        die Enklave Ostheim
1939    7.084.086       8.222.982       mit der verkleinerten Pfalz und
                                        Teilen des Sudetenlands
1950    9.184.466       9.126.010       ohne die Pfalz und den Kreis Lindau,
                                        mit der Enklave Ostheim
1961    9.515.479
1970    10.479.386
1987    10.902.643
2004    12.443.893
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung
(gebietsstandsbereinigte Daten). - Für die Historischen Daten:
Hans Fehn, Bayerns Bevölkerungsentwicklung seit 1800, in: Max Spindler (Hg.),
Handbuch der bayerischen Geschichte. Vierter Band: Das neue Bayern 1800-1970,
zweiter Teilband, München 1979, 679-708, hier 680. Detaillierte Angaben enthalten
die jeweils gesondert in den "Beiträgen zur Statistik Bayerns" (1850-1918:
"Beiträge zur Statistik des Königsreichs Bayern") publizierten Ergebnisse der
Volkszählungen. Die Daten der Volkszählungen von 1818 bis 1850 enthält der
Band 1 der "Beiträge zur Statistik des Königsreichs Bayern". Einen raschen
Zugriff auf das Datenmaterial bietet das "Statistische Jahrbuch für Bayern"
(1894-1915: Statistisches Jahrbuch für das Königreich Bayern").

Bevölkerung der Pfalz

Jahr                Bevölkerung            Bemerkung
1818                  446.168
1840                  579.120
1871                  615.035
1900                  831.678
1925                  931.755             ohne die Saarpfalz
1939                1.045.176             ohne die Saarpfalz
1950                1.051.054             ohne die Saarpfalz
1958                1.217.208             ohne die Saarpfalz
1970                1.342.286             ohne die Saarpfalz
Quellen: Bis 1939 siehe Gesamtbayern. Ab 1945: Hans-Jürgen Wunschel,
Die Pfalz in der Nachkriegszeit, in: Karl-Heinz Rothenberger (u.a.),
Pfälzische Geschichte. Band 2, Kaiserslautern 2001, 219-247, hier 230.
________________________________________
Tags »

Trackback: Trackback-URL | Feed zum Beitrag: RSS 2.0
Thema: So wird Franken benachteiligt

Diesen Beitrag kommentieren.

6 Kommentare

  1. […] Wieder einmal förderte eine Anfrage im Bayerischen Landtag haarsträubende Zahlen zu Tage, die den Niedergang unserer Region Franken im zentralistisch geführten Bayernstaat erheblich beschleunigen werden. […]

  2. […] der Forderungen – gegeben hat, sind Milliarden an Oberbayern gefolgt. Die Begründung: Man muss die Boomregion fördern! Zur Erinnerung sei hier einmal deutlich erwähnt, dass Franken 1960 noch ein um 10% höheres BIP […]

  3. […] vor Augen führen. Hier werden Waren und Güter geschaffen die in die ganze Welt gehen – wie übrigens schon vor hunderten Jahren als Nürnberg mit der ganzen damaligen Welt Handel trieb, da hat man in Altbaiern noch die Kühe gehütet – und jetzt läßt man dieses Drehkreuz für […]

  4. […] brauchen, ist die CSU – gemachte Perspektivlosigkeit als Zukunftsaussicht für unsere Heimat. Der Bevölkerungsschwund ist nicht nur eine eklatante Schwächung der ganzen Region, sondern dadurch wird der demografische […]

  5. […] einseitige, auf Bayern ausgerichtete Programmgestaltung des Bayerischen Rundfunks, das bayerische Landesentwicklungsprogramm, Förderprogramme für die Wirtschaft, die geplante Umwandlung der Georg-Simon-Ohm-Hochschule in […]

  6. […] Franken sind keine Baiern und werden nie Baiern werden auch wenn man schon 211 Jahre mit allen bayerischen Tricks und Listen daran […]

Kommentar abgeben