231. In Franken gehen die Lichter aus!
Dienstag, 11. Dezember 2012 | Autor: intern
Frankenlied
Die Natur holt sich das Land in Franken schon zurück. Es wächst das Gras.
copyright www.Frankenland-versand.de
Lieber Blogbesucher,
ich möchte hierzu keinen Kommentar abgeben. Jeder soll sich seine eigene Meinung bilden.
Der Letzte schaltet das Licht aus
Der Kasten Bier steht daheim im Keller, das Wohnzimmersofa ersetzt das Wirtshaus. Dieser Trend zeichnet sich seit langem ab und lässt sich nicht mehr aufhalten. Kein Wunder, dass viele Dorfwirtshäuser zugesperrt haben. In der Folge kommt es zu Diskussionen wie in Unternschreez. Ein Nachbar beschwerte sich dort über das heruntergekommene Gasthaus, über Ratten und Mäuse, die sich angeblich breitmachen. Dabei ist das kleine Wirtshaus in Unternschreez nur ein Beispiel für eine Entwicklung auf dem Land, die seit Jahren anhält und die in Zukunft nicht zu stoppen sein wird: das leise Ausbluten der Dörfer. Die Alten sterben, die Jungen ziehen dorthin, wo es gut bezahlte Arbeit
gibt. Nach den aktuellen Hochrechnungen des Statistischen Landesamtes in München wird der Landkreis Bayreuth in den nächsten 20 Jahren fast 9000 Einwohner verlieren. 9000 Menschen, die nicht mehr einkaufen gehen, 9000 Menschen, die nicht mehr in der Gastwirtschaft einkehren,
9000 Menschen, die ihr Auto nicht mehr in die Werkstatt fahren. Dieser Trend wird dafür sorgen, dass die verbliebene Infrastruktur auf dem Land weiter ausgedünnt wird. Nach der Devise: Der Letzte schaltet das Licht aus. Die Landespolitik zeigt sich hilflos gegen diese Entwicklung. Die Abwärtsspirale
aus Überalterung und zu wenigen Geburten kann offenbar niemand mehr stoppen. Das flache Land wird Einwohner einbüßen, die Zentren und deren Speckgürtel werden Einwohner gewinnen. Während
auf dem Land die Immobilienpreise sinken, laufen die Preise in den großen Städten heiß. Aus gesamtbayerischer Sicht ist diese Entwicklung nicht gesund: einerseits Verfall und Abwanderung, andererseits unerschwinglicherer Wohnraum und Verdichtung bis zum Unerträglichen. Hier steht die Wirtschaft mit in der Verantwortung. Die Menschen gehen dort hin, wo es gut bezahlte Arbeitsplätze
für gut qualifizierte Menschen gibt. Das ist der Knackpunkt, den massiven Bevölkerungsverlust abzuschwächen. Gefordert ist auch die bayerische Staatsregierung, für einigermaßen gleiche Lebensverhältnisse im Land zu sorgen. Wenn sich die Spirale nach unten auf dem flachen Land so weiterdreht, ist es nur eine Frage der Zeit, wann Landratsämter, Rathäuser und Krankenhäuser geschlossen werden. Dann kann man wirklich sagen: Der Letzte schaltet das Licht aus.
Mit freundlicher Genehmigung
Quelle: Nordbayer. Kurier, Autor Peter Engelbrecht
Der Kern ist faul
Dazu noch ein Leserbrief, der die ganze Sache auf den Punkt bringt.
Starker „Schwund“ in Franken
Es ist schon bemerkenswert, wie klaglos die Menschen diese dramatische Entwicklung hinnehmen. („Alt“) Bayern wird immer stärker und („Neu“) Bayern, also Franken wird immer schwächer.
Dies ist nicht gottgegeben, sondern vielmehr die Folge gezielter politischer Entscheidungen. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren die wirtschaftlichen Verhältnisse in Gesamtbayern fast umgekehrt. Viele fränkische Regionen waren stark und robust und konnten einen großen Beitrag für die Umstrukturierung „Alt-Bayerns“ vom Agrarland zur High-tech-Region ermöglichen.
Franken hat also den Bayern auf’s Pferd geholfen und geht am Ende zu Fuß hinterher und bleibt auf der Strecke. Und selbstgefällig rufen die Bayern vom hohen Ross herab: „mia san mia“.
Franken wird langsam aber sicher „niedergebayert“.
Hans Helmut Raithel, Fürth
mia san mia_R_by_Achim-Lueckemeyer_pixelio.de