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6. Geschichte Frankens Teil 1

Montag, 14. September 2009 | Autor:

Frankenlied

 

Historisches:

Die Franken (= Freie) sind während der Völkerwanderung (ab ca. 250) aus den weserrheingermanischen Stimmen der Chamaven, Ampsivarier, Chattuarier, Brukterer, Tenkterer entstanden. Später kamen noch die Chatten (Hessen) dazu.
Im 4.Jahrhundert siedelten Teile der F. in Toxandrien (Nordbrabant); sie dehnten sich ab 406 nach Flandern bis zur Nordsee aus. Die Besiedlung Galliens durch die Salier (ahd. sala = Herrschaft) begann im 5. Jahrhundert bis zur Seine und Loire. Die Ripuarier setzten sich im Raum südlich von Köln fest, und siedelten ab 455 im Moselgebiet und bis zu den Ardennen.
Seit Chlodwig (466 – 511) begannen sie mainaufwärts ins heutige (Ost-) Franken zu ziehen, welches als einziges Gebiet immer noch diesen Namen trägt (Merowingische Landnahme). Die erste bedeutende Stadtgründung im heutigen Franken war Würzburg (um 560). Funde und auch Ortsnamen deuten darauf hin, daß in der Zeit vor Christi Geburt hier die Kelten siedelten. Namen wie Main = Schlange, Nürnberg = Felsenberg; ehemalige Fliehburgen auf dem Würzburger Marienberg, auf der Ehrenbürg/Rodenstein (=Walberla bei Forchheim) und auf der Houbirg bei Hersbruck zeugen noch heute davon. Auch Ortsnamen mit -ach (=Wasser) oder ‘hall’ (=Salz) wie Rodach, Schwarzach, Hallstadt und Schwäbisch Hall sind keltischen Ursprungs.
Ab dem 1. vorchristlichen Jahrhundert wurden sie durch die von Norden vordringenden Germanen und die von Süden eindringenden Römer verdrängt oder gingen in ihnen auf. Die Römer selbst kamen nur bis in die Randgebiete des heutigen Franken. Der Limes verlief vom heutigen Miltenberg fast schnurgerade südlich bis zum Neckar (Lorch), von dort aus in einem leichten Bogen nach Nordosten in die Gegend von Gunzenhausen und von dort aus über Ellingen bei Weißenburg wieder nach Südosten über den Jura Richtung Eichstätt und dann weiter nach Kehlheim, wo er an der Donau endete. Römische Dauersiedlungen sind nur westlich und südlich des Limes entstanden wie Biriciani (b. Weißenburg). Nördlich und östlich des Limes war freies Germanien – dort entdeckte Funde wie Münzen oder Waffen sind sogenannte Streufunde, die entweder von Händlern oder Soldaten bei gelegentlichen Ausflügen oder Geschäftsreisen zu den germanischen Stämmen verloren oder zurückgelassen wurden.
Vor der Völkerwanderungszeit lebten im Regnitz-Main-Gebiet die Markomannen, die später nach Böhmen abzogen und als ein Teilstamm der Bajuwaren angesehen werden. Geklärt ist die Herkunft der Bayern aber bis heute nicht, nachgewiesen ist nur, daß sie um etwa 550 n. Chr. an der Donau siedelten und sich aus Resten keltoromanischer Bevölkerung sowie germanischen Söldnern in römischen Diensten zusammensetzten. Germanisiert wurden sie durch die von Nordwesten vorrückenden Franken, denen sie daher den Umstand verdanken, daß sie heute deutsch sprechen. Die häufige Endung der Ortsnamen auf -ing deutet auf enge Beziehungen zu den benachbarten ŕ Alemannen hin.
Der Limes wurde durch die von Norden aus dem Havel-Spree-Gebiet (Raum Berlin) einfallenden Alemannen zerstört (um 250). Aus dieser Zeit stammen Ortsnamen mit -ingen (= Siedlung): Meiningen, Bad Kissingen, Kitzingen, Ellingen, Treuchtlingen. Bevor die Franken von Westen mainaufwärts vorrückten, siedelten hier noch die Thüringer und hinterließen ihre Spuren in den Ortsnamen auf -hausen: Mühlhausen, Rentwertshausen, Sommerhausen; auch die bekannten fränkischen Wurstsorten sind ursprünglich thüringisch.
Aus der Zeit der merowingischen Landnahme kommen die typisch fränkischen Namen auf -heim, -feld, -bach, -dorf wie Ostheim, Windsheim, Forchheim, Scheinfeld, Henfenfeld, Baiersdorf, Dachsbach, Erlbach.
Im 7./8. Jahrhundert sickerten slawische Siedler bis in den Steigerwald und die Frankenhöhe ein. Orts- und Flußnamen mit wind (von ‘Wenden’ = Fremde) oder -itz wie Wörnitz, Geiselwind, Bad Windsheim, Windsbach, Marktredwitz, Teuschnitz, Selbitz; Pegnitz, Regnitz, Itz deuten heute noch darauf hin. Um 950 (zur Zeit Ottos I.) lag die Slawengrenze bei Forchheim, um 1100 immer noch an der Elbe-Saale-Linie (etwa Lübeck-Hof).
Das Volk der Franken entstand durch einen Zusammenschluss mehrerer rhein- und wesergermanischer Stämme (Brukterer, Tenkterer, Sigambrer, Usipeter, Chattuarier, Chamaven, Ampisavier), denen sich spaeter noch die Chatten (-> Hessen) anschlossen. Sie wurden zum ersten Mal gegen 250 n. Chr. als “Francii” (= Freie, Kühne) durch roemische Quellen erwaehnt. Etwa zur gleichen Zeit kam es zu den Zusammenschluessen der Alemannen im Havel-Spree-Gebiet (heute Raum Berlin), der Sachsen im Elbbereich (aus Cheruskern, Chauken u. a. und der Thueringer (aus verschiedenen hermundurischen Staemmen).Teile der Franken siedelten im 4. Jahrhundert in Toxandrien (Nordbrabant) – sie dehnten sich ab 406 nach Flandern bis zur Nordsee aus. Im 5. Jahrhundert begann die Besiedlung Galliens durch die Salier, wodurch die Franken mit der keltoromanischen Kultur in Beruehrung kamen und von ihr mitgepraegt wurden. Die Ripuarier setzten sich suedlich von Koeln fest und siedelten ab 455 auch im Moselgebiet und bis zu den Ardennen.

Anfangs standen die Franken unter Gaukoenigen – der angebliche Koenig Pharamund ist jedoch keine historische Figur sondern gehoert zu den fraenkischen Sagengestalten aus der Fruehzeit der Stammesgeschichte. (Deshalb kann er auch Windsheim nicht gegruendet haben – dies ist eine ehemals slawische Siedlung).
Der erste bedeutende Frankenkoenig war Chlodwig, welcher alle uebrigen Gaukoenige ausschaltete und zum roemischen Christentum uebertrat. Damit sicherte er sich auch die Sympathien der gallischen Bevoelkerung und des erstarkenden Papsttums. Des weiteren foerderte er die Verschmelzung von Galloromanen und Franken, woraus im Laufe der Jahrhunderte die franzoesische Kultur entstand.

Chlodwig begann auch mainaufwaerts zu siedeln (Merowingische Landnahme). Dadurch entstand das heutige Ostfranken, welches heute als einzige Region des ehemaligen fraenkischen Grossreiches noch den Namen Franken traegt. Unter Chlodwigs Soehnen wurde auf Grund des fraenkischen Erbrechts die koenigliche Macht immer schwaecher (Es wurde aber die Herrschaft, nicht das Land geteilt).
Die Schwaeche der merowingischen Koenige fuehrte zum Aufstieg der karolingischen Hausmeier (v. lat. “maioram” = der Obere, Hoehere -> s. Major, Name Maier, maire = frz. Buergermeister). Der erste dieser hohen Hofbeamten, der de facto die Macht im Staat ausuebte, war Karl Martell (= der Hammer), welcher 732 inder Schlacht bei Tours und Poitiers die ueber Spanien eingedrungenen Mauren (Araber) besiegte und damit das Abendland vor der islamischen Eroberung bewahrte. Sein Sohn Pippin setzte den letzten Merowingerkoenig ab und ernannte sich selbst zum Koenig der Franken. Die Unterstuetzung des Papstes erlangte er durch die Pippinische Schenkung (Kirchenstaat) und die Sicherheitsgarantie fuer die roemische Kirche.

Die groesste Ausdehnung und politische Bedeutung errang das Frankenreich unter Karl dem Grossen. Unter seiner Herrschaft kam es zur Befriedung der Grenzen durch Marken (Spanische Mark gegen die Araber, Sorbische Mark gegen die Slawen, Daenische Mark gegen die Daenen und Ostmark gegen die Awaren, welche er in einem Feldzug besiegte). Traurige Beruehmtheit erhielt er durch die Zwangschristianisierung der Sachsen. Karl wurde zum Dank fuer den Schutz der roem.- katholischen Kirche und des Papstes (gegen die Langobarden in Norditalien) im Jahr 800 im Petersdom zum Roemischen Kaiser gekroent und trat damit die Nachfolge der roemischen Caesaren an. Trotz seines strikten, im Falle der Sachsen brutalen Eintretens fuer die Christianisierung vergass Karl jedoch nicht die germanischen Wurzeln und liess alte Sagen und Erzaehlungen sammeln, welche aber durch seinen Sohn Ludwig dem Frommen in religioesen Uebereifer vernichtet wurden.

Waehrend unter Ludwig d. Frommen als einzigen Erben das Reich stabil blieb, begann mit dessen Soehnen der Zerfall. Beguenstigt durch die fraenkische Erbteilung und der kulturellen Auseinanderentwicklung in einen germanischen Ostteil (Ostfranken -> Deutschland) und einen romanischen Westteil (Westfranken -> Frankreich) wurde das Reich in drei Teile aufgeteilt. Den mittleren Teil bekam Lothar (-> Lothringen), den Westteil Karl der Kahle, den Ostteil Ludwig der Deutsche). Nach dem Tod Lothars wurde das Mittelreich zwischen Karl und Ludwig geteilt (Strassburger Eide – erstes altfranzoesisches und althochdeutsches Sprachdenkmal) – es blieb dieses Gebiet jedoch bis in unser Jahrhundert ein staendiger Zankapfel zwischen Franreich und Deutschland. Mit Ludwig dem Kind starb dann die Dynastie der Karolinger aus. Damit wurden beide Landesteile endgueltig eigenstaendige Staaten.

Interessant ist die Entwicklung des Begriffes “deutsch”. Es hat seinen Ursprung im altgermanischen “theudisk” und wurde als lat “theodiscum” als Bezeichung fuer die Sprache der germanischen Voelker in Gallien gebraucht. Spaeter ging es auf alle germanischen Voelker im Frankenreich ueber, also auch auf die Sachsen, Friesen, Baiern, Alemannen und Thueringer. Es bedeutet nichts anderes als “volkstuemlich”, “Sprache des Volkes”. Erstes Sprachdenkmal waren die -> Strassburger Eide. Ueber das althochdeutsche “diutisk” (engl. Dutch, nord. tysk, ital.tedesco, span. tudesco) entwickelte es sich zum neuhochdeutschen Begriff “deutsch”.

Sprachlich und stammesgeschichtlich gehoert das Fraenkische nach wie vor zu den groessten westgermanischen Sprachgruppen und schliesst das Niederlaendische (Holland, Flandern), das Rhein- und Moselfraenkische (Rheinland, Pfalz, Luxemburg, Saarland, Lothringen; Hessen, noerdliches Baden-Wuerttemberg ausser der Tauberregion), Westfaelische und Ost-(auch Main-)fraenkische im Raum Bamberg – Nuernberg – Wuerzburg und Suedthueringen mit ein.

Als Landschaftsbezeichnung hat sich der Name Franken jedoch nur im in Ostfranken (Main-Regnitz-Gebiet) erhalten. Diese Region wurde – wie schon erwaehnt – als letzte fraenkisch besiedelt (ab Chlodwig).
Im heutigen Franken sind Spuren alt- und jungsteinzeitlicher Besiedelung ebenso vorhanden wie bronze- und eisenzeitliche Funde. Als erstes Volk sind die Kelten namentlich nachweisbar. Ortsnamen auf -ach (= Wasser, germ. bach, lat. aqua) wie in Rodach, Schwarzach oder Volkach weisen darauf hin. Der fraenkische Hauptfluss Main ist ebenfalls “Kelte” (dt.: Schlange -> maeandern). Ein weiteres Indiz sind Ortsnamen auf -hall (= Salz), wie Hallstadt oder Schwaebisch Hall. Die Kelten wurden ab dem 1. vorchristlichen Jahrhundert von den Germanen aus Richtung Norden und den Roemern von Sueden her verdraengt oder assimiliert. Zeugen ihres Rueckzugskampfes sind viele Reste von Fliehburgen wie auf dem Walberla bei Forchheim, dem Wuerzburger Marienberg, der Houbirg bei Hersbruck u. a. Auch der Name Nuernberg ist keltischen Ursprungs und bedeutet “Felsenberg”.
Die Roemer selbst drangen nur in die Randgebiete des heutigen Ostfranken vor.Entlang des Limes entstanden Militaerlager wie das Auxiliarkastell Biriciani (heute Weissenburg). Der Limes wurde dort um 250 von den Alemannen durchbrochen, Biriciani zerstoert, wiederaufgebaut und nach einem weiteren Alemanneneinfall endgueltig aufgegeben.

Von den Alemannen ruehren die Ortsnamen auf -ingen (= Siedlung) her, z. B. Bad Kissingen, Kitzingen, oder Treuchtlingen. Nach den Alemannen siedelten noch die Thueringer im Gebiet zwischen Main und Donau. Neben den bekannten “fraenkischen” Wurstsorten hinterliessen sie u.a. Siedlungen aufleben, z. B. Essleben bei Wuerzburg.

Das Thueringerreich wurde von den mainaufwaerts ziehenden Franken erobert, welche das Land bis heute sprachlich und kulturell praegen. Aus der Fruehzeit der Merowinigschen Landnahme stammen die vielen Ortsnamen auf -bach, -dorf, -feld und -heim wie in Dachsbach, Erlbach, Baiersdorf, Henfenfeld, Scheinfeld, Ostheim, Forchheim.

Waehrend der Schwaeche der merowingischen Koenige konnten slawische Siedler bis in den Steigerwald und die Frankenhoehe einsickern. Namen mit “wind” (v.den Wenden = Fremden) oder “itz” deuten noch darauf hin: Windsheim, Geiselwind, Windsbach, Selbitz, Teuschnitz; Woernitz, Pegnitz, Regnitz, Itz.
Die fraenkischen Koenige liessen ueberall Koenigshoefe errichten (die spaeteren Sachsen- und Salierkaiser fuehrten dies fort). Diese Koenigshoefe dienten als Aufenthaltsort bei Reisen und waren gleichzeitig Gerichtstaetten sowie die Orte, an denen Steuern und Abgaben entrichtet werden mussten. Solche Koenigshoefe waren u. a. Windsheim, (Neustadt/Aisch-)Riedfeld, Rosstal, Forchheim, Fuerth, (Nuernberg-) Moegeldorf, um nur einige zu nennen.

Seit Karl dem Großen begann die planmäßige Ausdehnung nach Osten ins Slawengebiet (Gründung der Ostmark und der Sorbischen Mark) durch die Franken, die dann nach und nach das heutige Gebiet bis ins Fichtelgebirge und an die böhmische Grenze in Besitz nahmen. Im 12. Jahrhundert teilte sich das Stammesherzogtum in West- und Ostfranken; letzteres führt bis heute trotz immer stärkerer Zersplitterung seit Otto I. den Namen Franken. In Westfranken entstanden die späteren Territorien Pfalz, Hessen, Luxemburg.

Der Name Franken hat sich somit ausgerechnet in dem zuletzt von ihnen besiedelten Gebiet erhalten.
In (Ost-)Franken, auch Mainfranken genannt, führten die Fürstbischöfe von Würzburg den Titel ‘Herzog von Franken’ weiter, aber sie beherrschten nicht einmal ein Drittel des ehemaligen Stammesherzogtums. Es entstanden viele relativ kleine Territorien: die Hochstifte Würzburg und Bamberg, die Burggrafschaft Nürnberg (später: Fürstentümer Ansbach und Bayreuth), die Grafschaften Pappenheim, Henneberg, Hohenlohe, Limburg, Castell, Schwarzenberg (später gefürstet), sowie die bedeutenden Reichsstädte Rothenburg, Schweinfurt, Dinkelsbühl und vor allem Nürnberg mit seinen Ablegern Windsheim und Weißenburg.

Diese Zersplitterung Frankens bewirkte einerseits eine große kulturelle Vielfalt, andererseits förderte sie aber auch das starke Konkurrenzdenken der einzelnen Gebiete und dadurch natürlich den bis heute sichtbaren Lokalpatriotismus der Franken. Die damit einhergehende innere Schwäche versteht man sich andernorts immer noch zunutze zu machen. Die Reformation verstärkte diese Entwicklung noch, weil nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 der jeweilige Landesherr die Religionszugehörigkeit bestimmte. Damit kam zum politischen noch der religiöse Gegensatz. So wechselt bis heute die Religionszugehörigkeit oft von einem Ort zum anderen, also auf Distanzen von manchmal nur ein bis zwei Kilometern.

Im ausgehenden Mittelalter lag aber auch die Blütezeit der vielen kleinen Gebiete und Reichsstädte, wie die vielen Bauwerke der Gotik und Renaissance – vor allem Rathäuser und Kirchen – beweisen (z. B. Rathäuser in Ochsenfurt, Volkach, Coburg, Bamberg, Schweinfurt, Nürnberg sowie die St. Sebaldus und St. Lorenz – Kirche in Nürnberg, die Festung Marienberg in Würzburg, die Veste Coburg, die Kaiserburg Nürnberg, die vielen Würzburger und Bamberger Kirchen usw.). Die Markgrafen von Brandenburg und späteren Könige in Preußen kamen zwar ursprünglich aus dem Schwäbischen (Hohenzollern), Friedrich IV. wurde jedoch als Burggraf von Nürnberg brandenburgischer Kurfürst.

1555 wurde der Fränkischen Reichskreis im heutigen (Ost-)Franken gegründet, der u. a. die Bistümer Würzburg, Bamberg und Eichstätt, die Fürstentümer Ansbach, Bayreuth, Henneberg, Hohenlohe sowie die Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg, Schweinfurt, Windsheim und Weißenburg und viele andere kleine Territorien umfaßte und bis 1806 bestand. Kreisausschreibender Fürst war Ansbach-Bayreuth, Sitz des Kreises (Kreishauptstadt) wurde Nürnberg.
Der Dreißigjährige Krieg beendete diese Epoche wirtschaftlicher und kultureller Hochblüte vor allem für die Reichsstädte. Die kaiserliche Macht bestand fast nur noch auf dem Papier, weshalb auch die Reichsstädte immer bedeutungsloser wurden. Die Verlagerung des Welthandels vom Mittelmeer an den Atlantik nach der Entdeckung des Seeweges nach Indien und der Neuen Welt tat ein übriges. Paradoxerweise haben die Reichsstädte zu dieser Entwicklung durch den Erfinder- und Forschergeist ihrer Bewohner selbst beigetragen (z.B. Globus v. Martin Behaim).

Wie überall im Reich begann auch in Franken nun die große Zeit der Residenzstädte. Bedeutende Meister wie Balthasar Neumann schufen Bauwerke wie die Residenzen von Bamberg, Würzburg, Pommersfelden, Ansbach, Bayreuth. In den ehemals bedeutenden Reichsstädten finden sich kaum nennenswerte Baudenkmäler aus dieser Zeit. So hat Nürnberg nur eine einzige Barockkirche (St. Egidien) und ein paar kleine, wenn auch sehr schöne Barockgärten in Johannis und im Neutorzwinger. Trotzdem blieb auch dort nicht alles stehen. Es entstand z.B. der Pegnesische Blumenorden – eine bis heute bestehende Gesellschaft zur Pflege und Reinhaltung der deutschen Sprache. (Wäre jetzt wieder einmal dringend notwendig wegen der vielen Anglizismen).

1803 kam Franken auf Grund des von Napoleon herbeigeführten Reichsdeputationshauptschlußes zu Bayern, die Reichsstadt Nürnberg folgte 1806 (Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation). Säkularisierung und Mediatisierung bewirkten einen großen kulturellen Aderlaß, dessen Folgen heute noch zu spüren sind. Es entstanden zwar – auf der mittelalterlichen Tradition aufbauend – die bedeutendsten Industriegebiete Bayerns deshalb in Franken (Nürnberg, Schweinfurt, Oberfranken), die bayerische Politik war aber von Anfang an vor allem kulturell einseitig altbaierisch ausgerichtet.


Im 19. Jahrhundert. entstanden auch die drei Regierungsbezirke Ober-, Mittel- und Unterfranken nach französischem Modell als reine Verwaltungseinheiten ohne nennenswerten politischen Einfluß. (Montgelas).

Während des Dritten Reiches war Franken wie das übrige Deutschland in sogenannte Gaue eingeteilt (Franken, Mainfranken, Bayerische Ostmark). Vor allem die Monumentalbauten der Nazis in Nürnberg und der Missbrauch mittelalterlicher Traditionen wie bei den Reichsparteitagen und natürlich die Nürnberger Gesetze belasten den Namen Franken bis heute. Dabei wichen die Wahlergebnisse von 1933 hier nur unwesentlich vom Reichsdurchschnitt ab. Im Februar 1933 kam es (ca. 3 Wochen nach Hitlers Machtübernahme!) zu einer von den Gegnern des NS-Regimes (hauptsächlich SPD) veranstalteten Großdemonstration in Nürnberg, an der immerhin noch 70.000! Menschen teilnahmen. Wie alle Gebiete büßte auch Franken schwer für die Politik der Nazis. Die Zerstörung von Würzburg und Nürnberg sowie vieler anderer kleinerer Städte und Dörfer führten auch zu einem unersetzlichen Verlust an Kulturgütern. Während jedoch in der sogenannten Weltstadt mit Herz, wie sich München heute hochtrabend nennt, fast alle NS-Denkmäler geschleift wurden (es war ja auch die Hauptstadt der Bewegung, will aber heute nichts mehr davon wissen), wurden sie in Nürnberg unter der bayerischen Staatsregierung unter Denkmalschutz gestellt und beeinflussen das Image der Stadt bis heute mit.
Bedingt durch eine immer mehr Münchenzentrierte Politik der bayerischen Nachkriegsregierungen (leider auch mit Hilfe fränkischer Parlamentarier),die durch die jahrzehntelange Randlage Frankens am Eisernen Vorhang noch gefördert wurde, kommt es seit dem Zweiten Weltkrieg verstärkt zu einer immer größeren Kopflastigkeit zugunsten des Raumes München/Oberbayern.

Als Beispiel seien die Bevölkerungszahlen der beiden größten Städte München und Nürnberg angeführt:

 

Das sind die Folgen einer gezielten zentralistischen Politik

Jahr

München

Nürnberg

Bemerkung

1936

746.000

400.000

1950

831.000

300.000

1961

1.100.000

420.000

1992

1.260.000

500.000

Die Gebietsreform der Jahre 1972/74/78 führte zwar zu einer Verwaltungsvereinfachung für die Ministerialbürokratie, nahm aber in Franken keinerlei Rücksicht auf historische, wirtschaftliche und kulturelle Besonderheiten dieser Landesteile. Als Beispiele seien hier die mittelfränkischen Landkreise Ansbach (Nord-Süd-Durchmesser 62 km = Strecke Nürnberg – Bamberg!) und Neustadt/Aisch-Bad Windsheim genannt. Neben dem Verlust der Zentralfunktion für viele kleine ehemalige Kreisstädte, (Dinkelsbühl, Feuchtwangen, Rothenburg, Gunzenhausen, Scheinfeld, Uffenheim) verödeten besonders in Westmittelfranken, aber auch anderswo in den fränkischen Regierungsbezirken viele kleinere, jedoch gewachsene Gemeinden als sie entweder zu größeren künstlichen Gebilden ohne logische Struktur wie ‘Rauhenebrach’? im Steigerwald oder ‘Eckental’? bei Erlangen zusammengefasst bzw. größeren Nachbarn zugeschlagen wurden. Östlich von Nürnberg wurde aus den Kreisen Lauf, Hersbruck und dem Altkreis Nürnberg um Altdorf der Kreis Nürnberger Land gebildet (Kreissitz: Lauf, Kfz-Kennzeichen LAU), da es dort angeblich keine historische Beziehung zur Stadt Nürnberg gäbe (600 Jahre reichsstädtisches Territorium sind scheinbar nichts). Außerdem verlor Franken den Landkreis und die Stadt Eichstätt an Oberbayern. Dass eine solche ‘Gebietsreform’ auch keine Spur von Bürgernähe mehr hat, braucht eigentlich nicht extra erwähnt werden. Gerechterweise muss zugegeben werden, dass die altbaierischen Regierungsbezirke Niederbayern und Oberpfalz sowie der Bezirk Schwaben ebenfalls unter dem Münchener Zentralismus leiden. Im Gegensatz zu Franken hat sich aber dort auf Grund der unterschiedlichen historischen Herkunft und Entwicklung bis heute kein nennenswerter Widerstand gegen die Politik der bayerischen Regierung gebildet.

Die Grenzöffnung im Osten 1989, der Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks und die daraus resultierende Wiedervereinigung Deutschlands haben Franken zwar wieder vom Rand in das Zentrum Europas gerückt, auf Grund der weiterhin Münchenorientierten Politik der bayerischen Staatsregierung und der sie tragenden Partei konnte die fränkische Region bis jetzt noch kein Kapital aus dieser an und für sich positiven politischen Entwicklung in Mitteleuropa schlagen. Die wirtschaftliche Rezession der Jahre 1992 -1995 traf im Landesvergleich gerade die beiden fränkischen Wirtschaftsräume Schweinfurt und Nürnberg am härtesten.

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Thema: Frankens Geschichte

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13 Kommentare

  1. 1
    W.Knox 

    Wenn jetzt die Thüringer Landkreise zu Bayern wollen ,
    könnte man gleich eine neue Gebietsreform machen und ein neues Bundesland FRANKEN machen.Die Bayern wollen uns ja sowieso nicht .

  2. 2
    intern 

    Hallo Herr Knox,

    dass sehen Sie genau richtig. Eine Reform der Länder wäre schon lange fällig, denn Franken wäre bei Einwohnerzahl, Wirtschaftskraft und Gebietsgröße zwischen Platz 5-7 bei 17 Bundesländern. Der Bürger sollte diese Möglichkeiten bei der nächsten Landtagswahl mit der Wahl der Partei für Franken zum Ausdruck bringen. Sehen Sie dazu im Blog viele Beiträge, und machen Sie Werbung für dieses Ansinnen.

  3. 3
    Gudmunt Klepsau 

    Traurig auch welche Gebiete durch Napoleon weg gefallen sind aber definitiv immer fränkisch waren und bis heute sind Bspw. Region Hohenlohe – Franken und der LKR Heilbronn – Franken. Ich rekonstruiere gerade ein fränkisches Kriegergrab aus dem Jahr 620/630 n. Chr. aus Klepsau im Hohenlohekreis. Das gesamte Jagsttal war fränkisch besiedelt seit dem 06. Jahrhundert (Quelle: Ursula Koch), findet aber leider keine Erwähnung genauso wenig wie der Raub an Identität und Zugehörigkeit in der beschriebenen Region 🫣😀.

  4. 4
    intern 

    Herzlichen Dank für Ihren Kommentar und Einsatz für das schöne Frankenland. Ja, sie haben recht es ist traurig. Aber schlimmer ist das Unrecht das von den Politikern all die Jahrhunderte schon begangen wurde und nicht korrigiert. Aber, es gibt eine Endabrechnung bei der Gott das Sagen haben wird, dann werden all die Vergehen aller Menschen offenbar werden. Ich wünsche Ihnen Erfolg bei ihren Recherchen. Wenn Sie noch kein Mitglied im Fränkischen Bund sind, dann wären Sie eine große Bereicherung.

  1. […] Thema: Geschichte Franken […]

  2. […] Es ist eine Geschichtsfälschung von ungeheuerem Ausmaß. Ein öffentlich rechtlicher Sender, der solch eine Lüge dem Volk zumutet ist unerträglich. […]

  3. […] Franken in Bayern – ein Problem! Von Dr.Hanns Meinhart […]

  4. […] Wenn man nicht total indoktriniert und unwissend ist, und die Geschichte und die Gegenwart nur etwas kennt, dann sollte man erkennen, dass die Franken, Altbayern unfreiwillig fördern mußten mit Finanzen, Ideen, Kultur, ja alles was man sich nur so denken kann. […]

  5. […] ich wünsche mir einen Tag der Franken und möchte deshalb eine Petition einreichen. Der Tag der Franken soll ein Fest, ein Jahrestag der Franken und ein Schaufenster für die Vereine und das Handwerk werden.“ So schrieb der inzwischen leider verstorbene Freie Bankkaufmann Werner Bächer aus Selbitz, Jean-Paul-Straße. Ein wenig nach Jean Paul klingt die Weiterleitung der Eingabe an den damaligen Landratspräsidenten, durch einen Staatssekretär: „Dem Petenten geht es offensichtlich nicht um die Einführung eines zusätzlichen Feiertages, sondern um einen jährlich wiederkeh-renden, durch Öffentlichkeitsarbeit bekannt zu machenden Aktionstag, der die Bedeutung Frankens unterstreichen soll.“ Mit den „landschaftlichen und kulturellen Schönheiten sowie mit den wirtschaftlichen Aktivitäten und touristischen Vorzügen der fränkischen Region“ solle man sich am Tag der Franken befassen. Der Antrag wurde der Staatsregierung vorgelegt, der Landtag beurteilte die Eingabe Bächers positiv. Dann geschah erst einmal – nichts. 2005 nahmen sich Dr. Helmut Ritzer und der damalige bayrische Innenminister Dr. Günther Beckstein der Sache an. Dr. Ritzer berichtet, dass es längst einen Tag der Hessen gab, eine „Wahnsinnsveranstaltung“, alsbald auch einen Tag der Sachsen und einen Tag der Thüringer. Auch den Versuch, einen Tag der Bayern abzuhalten – 2001 in Regensburg – gab es schon, aber es wurde nichts rechtes daraus. „Aber es gibt Menschen,“ sagt Ritzer, „die fränkisch denken und nicht ruhen!“ Fränkisch denken, das heißt für den Erlanger Juristen, ehemaligen Vizepräsidenten des Bayrischen Landtags und heutigen Vorsitzenden der Fränkischen Arbeitsgemeinschaft, gegen einseitige Darstellungen Bayerns einzutreten. Es gibt drei Stämme in Bayern, die längst nicht alle weiß-blaue Lederhosen tragen: Bayern, Schwaben und Franken. Nicht um Seperatismus geht es Ritzer, aber um Förderung der weniger beachteten Teile des Staatsgebietes, um Abschaffung der vor allem finanziellen Benachteiligung Frankens. Beispielsweise wurden lange Zeit Max Planck Institute, Fraunhoferinstitute oder andere regional wichtige Einrichtungen nur in den Bayrischen Regierungsbezirken unterstützt, in München gibt es drei staatlich geförderte, erstklassig ausgestattete Universitätskliniken, während etwa die in Erlangen angesiedelten Unikrankenhäuser erst jetzt endlich saniert, verbessert und umgebaut werden. Auch im kulturellen Bereich, etwa was die Museenlandschaft anbelangt, war Franken lange im Rückstand. Die Bahnanbindung an die Hauptstadt ist immer noch schlecht. Dem versucht seit 1948 erfolgreich die Fränkische Arbeitsgemeinschaft entgegenzuwirken. Es handelt sich hierbei um eine kommunalpolitische Vereinigung, zu deren Gründern die Städte Würzburg, Nürnberg und Bamberg gehörten. Es folgten weitere Städte, Landkreise und Einzelpersonen, historische und kulturelle Vereine, politische Mandatsträger. Nicht alle, aber viele kommunale Gebietskörperschaften sind inzwischen beigetreten – die es nicht taten, wurden wohl vom freiwilligen Mitgliedsbeitrag abgeschreckt. Die Fränkische Arbeitsgemeinschaft lehnt die Forderung eines eigenen Bundeslandes Franken als nicht realistisch ab. Zusammenarbeit, nicht Zusammenschluss ist die Devise der Arbeitsgemeinschaft. Sie drängt den Bund, das Land und die Europäische Union zu einer regionalen Stärkung der fränkischen Wirtschaftsräume. Seit der Eingliederung des Fränkischen Reichskreises in das durch Napoleon neu gegründete Königreich Bayern, 1806, wurde Franken nicht mehr als Ganzes gesehen. Der Fränkische Reichskreis! Am 02. Juli 1500 wurde auf dem Reichstag zu Augsburg das Heilige Römische Reich in Reichskreise unterteilt. Die einstigen Gebietsteile des historischen Frankens wurden von „Reichskreis 1“ in Fränkischer Reichskreis umbenannt. Und der Fränkische Reichskreis hat gut funktioniert, dreihundert Jahre lang! Juristisch hatte er zwar nicht die Qualität eines eigenen Staates, doch durchaus Staatengemein-schaftscharakter, berichtet Dr. Ritzer. Die verschiedenen fränkischen Gebietskörper-schaften haben gut zusammengearbeitet, es gab eine funktionierende Infrastruktur, das Zollwesen war einheitlich, bei Hungersnöten half man sich aus – und: Trotz aller Konfessionsunterschiede kam man als Einheit über den Dreissigjährigen Krieg. Dies sollte im Fränkischen Selbstbewusstsein und im Bewusstsein der verantwortlichen in Bayern verankert werden, meint der überzeugte Franke Ritzer: Wir sind keine Nordbayern, haben eine eigene Geschichte! […]

  6. […] Haben wir unsere Kultur, unsere Heimat schon so verraten und verkauft, dass wir das nicht mehr merken? […]

  7. […] Franken’ skeptisch: “Damit wird eine Tradition erfunden, die es gar nicht gibt.” Denn ein historisch gewachsenes Franken existiert streng genommen nicht. Blessing: “Im Mittelalter bestand das heutige Franken aus einer Vielzahl kleiner, […]

  8. […] Es ist eine Geschichtsfälschung von ungeheuerem Ausmaß. Ein öffentlich rechtlicher Sender, der solch eine Lüge dem Volk zumutet ist unerträglich.Jeder, der die Wahrheit liebt, würde sich nie und nimmer erlauben eine solche Sendung mit unseren Geldern zu produzieren und dann auch noch auszustrahlen. […]

  9. […] sein um Unverständnis zu empfinden über das was der Verfasser dieses Artikels behauptet, nämlich dass es vor 1806 nie eine fränkische Identität gegeben hätte. Das ist, im Hinblick auf die Geschichte Frankens und deren kulturelle Hinterlassenschaft, absurd, […]

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