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45. CSU – Aufräumen mit dem Mythos Franz Josef Strauss

Samstag, 29. Mai 2010 | Autor:

Frankenlied

 


 

Früherer Ministerialrat Wilhelm Schlötterer prangert in seinem Enthüllungsbuch Amigo-Wirtschaft an – Setzte Hohlmeier Stoiber unter Druck?


Bayreuth
Von Peter Engelbrecht

„Strauß wollte mir den Garaus machen“, sagt Wilhelm Schlötterer und lächelt. Eine Zeitung titelte über den früheren Ministerialrat im bayerischen Finanzministerium sogar: „Der Mann, den Strauß vernichten wollte.“

Zweifellos ist Schlötterer der Star des Abends, doch von Allüren keine Spur. 120 Besucher sitzen dicht gedrängt in der Markgrafen-Buchhandlung, um der Lesung aus seinem Enthüllungsbuch „Macht und Missbrauch – Franz Josef Strauß und seine Nachfolger“ zu lauschen. Der 70-jährige Oberbayer rechnet mit der Amigo-Wirtschaft gnadenlos ab, dies aber in einer unaufgeregten, ja geradezu charmanten Weise. Er streut geschickt Pointen und Anekdoten, aber manchmal bleibt den Zuhörern das Lachen sprich-wörtlich im Hals stecken. So unerhört ist das, was der mutige Aufklärer über die Interna bayerischer Politik berichtet.

Gier nach Geld

Schlötterer räumt mit dem in der CSU noch immer gepflegten Mythos Strauß kräftig auf. Seine Gier nach Geld und Macht ließ den einstigen CSU-Vorsitzenden und bayerischen Ministerpräsidenten „sich selbst zum Gesetz erheben“, schildert der Referent nüchtern. Seine Ausführungen sind mit zahlenreichen Fakten untermauert, klingen schlüssig. Dieser Regierungsstil, die Ausbeutung des Staates für Partei- und Privatinteressen, sagt Schlötterer, endete jedoch nicht mit der Ära Strauß, sondern reicht über Max Streibl und Edmund Stoiber bis hin zu Erwin Huber. Schlötterer, einst der oberste Steuerfahndungsbeamte im Freistaat, kämpfte Zeit seines Berufslebens für Steuergerechtigkeit. „Ich habe erlebt, dass manche anders behandelt wurden.“ Hier nennt er beispielsweise die Steuer-Affäre um den „Wienerwald“-Besitzer Friedrich Jahn, die vom Justizministerium mit Hilfe der Staatsanwaltschaft betriebene Demontage des CSU –Bundestagsabgeordneten Erich Riedl und die massiven Ermittlungsbehinderungen gegen den Strauß-Sohn Max Josef. „Ich wollte, dass bestimmte Steuerpflichtige nach Recht und Gesetz behandelt werden“, sagt er. Dafür wurde er von den Mächtigen mit zahlreichen Disziplinarverfahren und Strafversetzungen überzogen, doch der Spitzenbeamte wehrte sich und bekam recht: Alle Verfahren wurden eingestellt. Schlötterer bezeichnet die CSU – Ikone Franz Josef Strauß als Mann mit einem Doppelleben. Einmal das Politische und das andere: „Das Kriminelle“. Die Verfolgung eines Unschuldigen, also seiner Person, sei ein Straftatbestand. Strauß stehe zudem unter dem Verdacht, illegal ein riesiges Vermögen beschafft zu haben, darunter aus Provisionen aus dem Waffenhandel. Ein zweiter Verdacht laute, dass er dieses Kapital weitgehend der Steuer ent-zogen habe. Laut Gerüchten sei dieses Vermögen auf bis zu 400 Millionen Mark geschätzt worden.

In den letzten Jahren hört man immer häufiger das Wort Bananenrepublik. Darüber lohnt es einmal nachzudenken.

Bananen – Pixelio Joachim Frewert

 

 

Davon habe Tochter Monika Hohlmeier 150 Millionen Mark geerbt, hätten Leute berichtet, „die damit zu tun hatten“. Strauß habe allein als Testamentsvollstrecker für den Baur-Versand in Burgkunstadt 300 000 Mark pro Jahr erhalten. Als das Buch im Juli 2009 erschien, kündigten die Strauß-Kinder an, juristisch dagegen vorzugehen. In dem 412-Seiten-Werk würden „Unwahrheiten“ verbreitet, behaupteten sie, Schlötterer wurde sogar als „fanatisch“ beschimpft. Doch bislang sei gegen das Buch nichts unternommen worden, berichtet der Autor. Auch Stoiber sei Bestandteil des Amigo-Systems gewesen. So habe dieser mehrere kostenlose Urlaube in der Villa des Waffenhändlers Dieter Holzer verbracht.

Schlötterer erinnert an die Dossier-Affären von Hohlmeier 2004 in einer Sitzung des Münchner CSU-Vorstandes und an Dossiers, mit denen sie ebenfalls 2004 Oberstudiendirektoren wegen ihrer Gegnerschaft zum G 8 gedroht haben soll. Stoiber habe trotz der Affären lange an ihr festgehalten. Man habe vermutet, dass es Dossiers über Stoiber gegeben haben könnte. Auch SPD-Landtagsfraktionschef Franz Maget habe die Frage gestellt, ob Stoiber erpressbar sei. „Da haben sie eine edle Dame an Land gezogen“, kommentierte Schlötterer mit Verweis auf ihr Mandat als oberfränkische Europaabgeordnete und erntete für diesen Satz herzliches Lachen.

Weiter CSU-Mitglied

Schlötterer sagt, er sei weiterhin Mitglied in der CSU und erhalte aus der Partei auch viel Zuspruch für sein Buch, allerdings nur unter der Hand. Die Missstände beträfen nur einen engen Zirkel. Die Zuhörer quittierten seine Ausführungen mit langem Applaus. Die Grünen-Landtagsabgeordnete Ulrike Gote, die Schlötterer eingeladen hatte, fordert, den Strauß Mythos zu de-montieren und den Münchner Flughafen umzubenennen.

Schlußbemerkung:

Jeder Bürger sollte sich einmal Gedanken darüber machen, dass ein Franz Josef Strauß das Vorbild von vielen namhaften Politkern oder Wirtschaftsführern in Bayern und darüber hinaus ist. Auch ein Herr Beckerbauer, der Millionen am Fiskus vorbeigemogelt hat, wird in Bayern und Deutschland als Idol für die Jugend dargestellt. Na, dann gute Nacht Deutschland. Aber ich glaube daran, dass wir in Bayern und Deutschland noch Menschen mit einem intaktem Gewissen haben, diese können sich dazu selbst eine Meinung bilden.

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Thema: Vorbilder der Baiern

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6 Kommentare

  1. 1
    franz II 

    Ach nein. Sowas. Was hat denn eigentlich der Kohl so auf seinem Konto, er mußte ja damals sein klein Häuschen verpfänden…

    Volks-Vertreter. Klar.

    wenigestens eines gratis: http://www.primafax.org Faxe kostenlos versenden.

  2. 2
    intern 

    Wenn ich Sie recht verstehe, dann kann jeder Unrecht tun, weil es auch ein anderer getan hat. Egal ob er ein Vorbild, ich sage es noch einmal ein Vorbild für einen ganzen Volksstamm(Altbaiern) ist. Tolles Vorbild. Der Kohl interessiert in diesen Fall nicht. Auch er wird sich eines Tages vor einen gerechten Richter verantworten müssen. Ich klage hier auch nicht an, weil es mir nicht zusteht. Viele Altbaiern – einschließlich Seehofer – brüsten sich noch damit, dass dies ihr Vorbild ist. Was bei einer solchen Gesinnung heraus kommt, erleben wir Tag für Tag.

  1. […] 1. Die CSU hat in den letzten 40 Jahren FRanken ins Hintertreffen gebracht, wie keine andere Partei. Die Millionen die man hier in FRanken zur Befriedung – der Forderungen – gegeben hat, sind Milliarden an Oberbayern gefolgt. Die Begründung: Man muss die Boomregion fördern! Zur Erinnerung sei hier einmal deutlich erwähnt, dass Franken 1960 noch ein um 10% höheres BIP hatte als Oberbayern. Aber durch gezielte Förderung, Tricks und Kniffe durch die Quadriga […]

  2. […] die dies anders sehen, sind ja nur neidisch auf die großen “Erfolge” von FJS. Wer hat denn dies bisher schon geschafft, dass er seinen drei Kindern mit einem […]

  3. […] Aufräumen-mit-dem-Mythos-Franz-Josef-Strauss […]

  4. […] CSU – aufräumen mit den FJS Mythos […]

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