Am 28.06.2010 war wieder einmal ein großer Tag für Franken. Die Staatsregierung mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, den Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch, und den Wirtschaftsminister Martin Zeil hatten wieder einmal einen großen Auftritt in Franken. Natürlich waren auch die fränkischen Minister und Abgeordneten anwesend um das Großereignis zu feiern.
Franken bekommt in 5 Jahren, wieder einmal großzügig 20 Mio. Euro von München geschenkt. Oh, welch eine Großherzigkeit! Natürlich hat man diese Meldung in allen Medienkanälen mehrfach verkündet.
Und unsere fränkischen Volksvertreter haben sich wieder einmal stolz auf die Brust geklopft, für das was sie da wieder erreicht haben. Als fränkischer Steuerzahler, kann man da wirklich nur „Dankeschön” sagen. Sind es doch 20 Mio. die von unseren Steuern aus München zurückkommen.
Die nächsten Jahre braucht man viel Geld in München und Oberbayern, und da sind 20 Mio. schon eine große Geste.
3 Milliarden Euro für die neue S-Bahn Trasse zum Flughafen.
3 Milliarden Euro für Olympiade, mit der man ja schon fest rechnet, weil man jetzt schon Millionen in die Werbung investiert.
Also wenn ich dann richtig rechnen gelernt habe, dann sind das für München 600 mal mehr, als die 20 Mio. für Franken. Aber liebe Franken, bitte kein Neid.
Denn, dass müsst Ihr Franken schon wissen. Wenn es der Hauptstadt München gut geht, dann geht es doch ganz Bayern gut. Oder hat da irgend jemand Zweifel? 20 Mio. für die Kolonie Franken, ist doch allerhand.
Ach ja, da war ja 2009 auch noch etwas. Leider hat es das Volk schon wieder vergessen. Hier zur Erinnerung, und zum Vergleich zur Investition in Franken.
Die Bayerische Landesbank (BayernLB) besitzt nicht nur das defizitäre Luxus-Hotel Intercontinental auf dem Obersalzberg, sondern auch das noch viel bekanntere Schlosshotel am Wörthersee in Velden. Es wurde durch eine gleichnamige TV-Serie mit Roy Black populär.Allerdings hat es der Landesbank bislang nur Verluste eingebracht.
Vergangenes Jahr betrug das Minus der Schlosshotel Velden GmbH fast elf Millionen Euro, wie der Münchner Merkur berichtet. Die Nobelherberge, die jahrelang verfiel, wurde für rund 120 Millionen Euro restauriert und ausgebaut.
Interconti stellte gegen eine Gebühr nur den Hoteldirektor, dazu den Namen und das Buchungssystem. Der international renommierte Konzern scheute das Risiko als Betreiber aus gutem Grund: Die für das Hotel zuständige Landesbank-Tochter wies in den Jahren 2005 bis 2008 insgesamt fast 15 Millionen Euro an Verlusten aus. Dass die BayernLB das Hotel auf dem Obersalzberg, dem von den Nazis okkupierten Lieblingsort Adolf Hitlers, mit ihrer Tochterfirma Gewerbegrund selbst erbaute, hatte politische Gründe. Das bayerische Kabinett verfolgte auf Drängen von Faltlhauser, der als Finanzminister nach dem Abzug der Amerikaner für das Gelände verantwortlich war, ein “Zwei-Säulen-Konzept” auf dem historisch belasteten Terrain.Zum einen sollte ein Dokumentationszentrum entstehen, um die Gräuel der Nationalsozialisten auch am Rückzugsort des Führers nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, zum anderen sollte das mehr als 50 Millionen teure Luxushotel wieder an die touristische Tradition aus der Zeit vor den Nazis anknüpfen. So sollte verhindert werden, dass rechte Gruppen den Berg zu einem Wallfahrtsort machten.
Wikipedia Foto Richard Bartz – Bayer. Staatskanzlei
Also, noch einmal ein großes Dankeschön den großzügigen Spendern aus München.
Manchmal kommt es mir fast so vor, als wenn die Herren Politiker dies alles aus Ihrer eigenen Tasche zahlen würden, wenn man hört wie diese Dinge politische „verkauft“ werden.
Selbst der Baubeginn eines Fahrradweges in Franken – der nach 13 Jahren jetzt endlich genehmigt wurde – machte es erforderlich, dass ein Bundesminister, ein Landesminister, und natürlich auch die Kommunalpolitiker die es tatsächlich betraf anwesend waren. Ja, dass ist einfach effektives arbeiten, da soll keiner sagen, dass wir uns nicht mit aller Kraft für unser Franken einsetzen.
Auf solche Volksvertreter kann man richtig stolz sein.
Die nachstehenden Statistiken, Zeitungsberichte und Artikel seriöser und bekannter Nachrichtenmagazine, Behörden und Institute bestätigen dies leider sehr eindrucksvoll.
Sie meinen, eine Benachteiligung Frankens wäre nur unsere Erfindung?
Sein und Schein vermischen sich manchmal im politischen Tagesgeschäft. Ebenso große Ankündigungen und die harte Wirklichkeit, die mit blumigen Politikerworten wenig gemein hat. Ein gutes Beispiel für eben diese beklagenswerte Entwicklung war die Veranstaltung mit dem voll-mundigen Titel „Bevölkerungsentwicklung in Oberfranken – Handlungsansätze und Strategien“ am Donnerstag in Selb. Wer Konkretes zu diesem brennenden Problem erwartet hatte, vielleicht sogar die angekündigten Handlungsansätze, sah sich enttäuscht.
Ministerpräsident Horst Seehofer, verantwortlich für die Strukturpolitik in unserem weißblauen Bayernland, vermied es tunlichst, auch nur irgendeinen konkreten Ansatz mitzuteilen. Stattdessen gab es Standardaussagen zu allen möglichen Themen. Dabei ist die Selber Veranstaltung kein Einzelfall. Immer wieder laden Politiker und öffentliche Verwaltung zu Terminen ein, bei denen man sich als kritischer Beobachter hinterher fragt, was denn eigentlich an konkret Neuem herausgekommen ist. Oft geht es einfach nur um Wichtigtuerei, Selbstdarstellung und das Produzieren von „heißer Luft“.
Beispiel Selb:
Da fahren einige schwere schwarze Limousinen aus München vor, zwei davon haben sogar ein Blaulicht auf dem Dach. Ein halbes Dutzend Leibwächter sorgt für die Sicherheit von Seehofer, hinzu kommen wichtige Begleiter, die Aktenstapel hin und her tragen. Hört man sich unter den zahlreich vertretenen Kommunalpolitikern um, macht sich Enttäuschung breit. Auf der Konferenz wird viel erzählt, doch wie das letztendlich bezahlt werden soll, sagt niemand. „Den Letzten beißen die Hunde“, lautet ein Sprichwort, und das sind häufig die Bürgermeister, die ohnehin blank sind. Manche von ihnen gehen schon gar nicht mehr hin, weil sie die „Schaufensterreden“ nicht mehr hören können. Wenn Bürgermeister klagen, dass Dorferneuerungsprojekte eine Wartezeit von 15 Jahren (!) haben, kann man die Enttäuschung nur zu gut verstehen.
Autor: Peter Engelbrecht Nordbayern Kurier
“Franken brauchen die Vielfalt”
Eine Initiative der Freien Franken (FF) forderte in einer Petition an den Landtag die Fusion der drei bisherigen Bezirke Ober-, Mittel- und Unter-franken in einen schlagkräftigen “Bezirk Franken”. Zwar ist bekanntlich auch Ministerpräsident Stoiber stets an bayerischer Strahlkraft interessiert, sein Innenstaatssekretär Georg Schmid äußerte dennoch Bedenken: So lege die Verfassung ausdrücklich die Zahl von sieben Bezirken fest, die zudem bereits seit 1837 “im Wesentlichen unverändert” bestünden. Der “gegenwärtige Gebietszuschnitt” sei zudem für Bayern “eine sachgerechte Lösung, die den sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten entspricht”.
Dieser Meinung schlossen sich auch die Fraktionen des Landtags an – und lehnten den Vorstoß einstimmig ab.
Mittelfranke Manfred Weiß (CSU) will dagegen von einer Frankenfusion grundsätzlich nichts wissen: “Den Franken entspricht die Vielfalt der drei Bezirke mehr”, erklärte er. Denn anders als in Oberbayern, wo die Menschen von ‘Bad Reichenhall bis Ingolstadt’ die gleiche Identität präge, legten sie großen Wert auf ihre regionalen Eigenheiten”, findet der frühere Justizminister: “Da sind wir Franken völlig anders”.
Dazu ein Kommentar von Joachim Gehrig:
Franken braucht keine Einigkeit, entschied der Bayerische Landtag und lehnt die Petition der Freien Franken aus Selbitz ab. Ist ja auch kein Wunder!Denn drei Franken müssen, jeder für sich und oft vergeblich, sich in München abmühen um ein paar politische Notwendigkeiten für ihre jeweilige Region durchzusetzen.Ein einheitliches Franken wäre dagegen ein echtes Gegengewicht zu Altbayern und somit sicher nicht von dort gewünscht. Mit dieser Aussage hat er Recht, der gute Herr Weiß aus Mittelfranken. Wir Franken sind wirklich anders. Aber, die Sache mit der nicht vorhandenen gemeinsamen Identität, da sollte er doch mal seine Franken fragen und nicht die Herren Stoiber, Glück, Huber und Co.Haben hier vielleicht ein paar fränkische Politiker und (höhere) Regierungsbeamte Angst um ihre lukrativen Posten?
Rheinfränkischer Oberhirte
Leserbrief in der Mainpost – vom 5. Juli 2005 von Heribert M. Reusch:
In Ihrem Bericht wird unser Bischof also “Neu-Bayer” bezeichnet. Er selbst sieht sich als rheinischer Franke. So weit so gut. Nun zu den geschichtlichen Zusammenhängen: Im kommenden Jahr gedenkt man der 200jährigen Zugehörigkeit der Regionen Franken und Schwaben – von Okkupanten Altbayern als “Neubayern” bezeichnet -zum heutigen Freistaat.
Neubayern sind also so genannte “Staatsbayern”, das heißt also, keine echten Bayern. Folglich ist – stammesgeschichtlich betrachtet – der Franke auch kein Bayer.
Logischerweise ist dann der Kölner Friedhelm Hofmann auch kein “Neu-Bayer”, sondern der rheinfränkische Oberhirte von Mainfranken, besser gesagt von ganz Unterfranken.
Stoiber ignoriert Franken
Ein Beitrag von Heribert M. Reusch
Die Großgemeinde Schonungen (8300 Einw.) – 6 km östlich von Schweinfurt am Main gelegen – muss seit 5 Jahren damit leben, das größte bewohnte Altlastgebiet Bayerns zu sein. Hierbei handelt es sich um die hochgiftigen Hinterlassenschaften einer ehemaligen Farbenfabrik, welche vor über 100 Jahren hier das berühmt-berüchtigte “Schweinfurter Grün” herstellte. Es wird geschätzt, dass ca. 2 Mio. Tonnen mit Arsen, Blei und Zink belastete Abfälle hier “entsorgt”, d. h. vergraben wurden!
Es ist eine Fläche von über 10 ha betroffen. Bei Bodenproben wurden bis zu 148 Gramm Arsen in einem Kilo Erde festgestellt! Eine Mio. Euro musste bisher allein für Untersuchungen aufgebracht werden. Und das Ende ist noch nicht abzusehen. Das schlimmste aber ist, da der Verursacher nicht mehr greifbar ist, haften nach dem Bundesbodenschutzgesetz im Endeffekt die unschuldigen Grundstücksinhaber als sog. “Zustandsstörer”! Die Gesamtsanierungskosten werden auf über 60 Mio. Euro geschätzt; 123 Grundstücke mit 321 Personen sind betroffen! In einer solchen Situation sind die Bürger in erster Linie auf die Hilfe des Staates angewiesen. Und wie sieht diese aus? Ministerpräsident Stoiber lässt im Jahr 2002 diese – unter dem Fabrikantennamen Sattler bekannt gewordene – Altlast zur Chefsache erklären. Blicken hat sich der Herr Landesvater aber hier niemals lassen, obwohl er mehrmals in der Nähe war. So z.B. auch am 9. Juli, beim Landesparteitag der Jungen Union in Schweinfurt. Zeitliche Gründe waren die Ausrede für sein Nichterscheinen in Schonungen. Da kamen die Schonunger zu ihm, 800 an der Zahl, darunter auch einiger FB-ler. Stoiber zog es vor, bei seiner verspäteten Ankunft sofort in der Tiefgarage zu verschwinden, und ließ die Demonstranten vor dem Konferenzzentrum im Regen stehen!
Fazit: Läge Schonungen in Oberbayern, dann wäre die Sache längst erledigt. Aber Franken ist Stoiber egal! Ein Grund mehr für: “200 Jahre Bayern sind genug”!
Franken Spiegel
Monatsschrift für geistiges Leben in Franken (aus dem Jahr 1951)
Dieser Artikel von 1951 zeigt und beweist, wie Altbayern seit Kriegsende mit uns umgeht. Es zeigt auch, wie dringend notwendig der unabhängige Bürgerverein Fränkischer Bund e.V. heute im Jahre 2005 ist und zukünftig sein wird. Dieser Zustand kann nicht so bleiben!
Joachim Kalb
Hier einige Auszüge: Immer wieder das gleiche Thema! Unerschöpflich scheint es zu sein. Wer den “Außerordentlichen Haushalt 1950” aufschlägt und zum “Sonderausweis über Wiederinstandsetzungen sowie Neu- und Erweiterungsbauten auf dem Gebiet des Hochbaues im Bereich sämtlicher Staatsministerien Bayerns” kommt, muss feststellen, dass wirklichalle Bäche Bayerns nach München fließen, so wie alle Wege nach Rom führen. In der “Fränkischen Arbeitsgemeinschaft” ist mit vollem Recht eine kontrollierende und protestierende “Behörde” entstanden. Sie kann wertvolle Arbeit leisten, wenn es ihr gelingt, aus dem Befehlsstaat Napoleons ein organisches Gebilde zu machen, hat sie eine historische Aufgabe erfüllt. Kein Recht soll dabei geschmälert werden, aber alte, naturgegebene Rechte sollen wieder eingesetzt werden und die bestehenden ergänzen, vertiefen helfen. Da ist der Zusammentrag, Zahlen, die dem Leben dienen, die einen Pulsschlag nachgehen und zeigen, wie ein Staat durchblutet wird. Der Staat ist ein Organismus, und kein Organismus wird eines seiner Glieder verkümmern lassen dürfen, ohne Schaden am Ganzen zu nehmen. Zum Beispiel hatte das Staatsministerium für Unterricht und Kultus einen Etat von 22,5 Mio. DM. Davon flossen alleine 15,485 Mio. nach Oberbayern, der Rest auf alle anderen Regierungsbezirke. Welch ein Kontrast! Immer wieder kommen Klagen aus Franken, Schwaben und der Oberpfalz. Die Schul-, die Gerichtsverhält-nisse geben zu Kritik Anlass. Kisten dienen als Stühle, Räucherkammern als Gerichtssäle. Die Gesundheit der Schuljugend ist bedroht; in laufend- und überbelegten Zimmern wird Unterricht gehalten. Da ist das Beispiel der “Hochschule der bildenden Künste in München” und das Gegenbeispiel der “Akademie der bildenden Künste in Nürnberg”. Bei der Hochschule in München handelt es sich um Ausbesserungsarbeiten, in Nürnberg um die Errichtung eines völlig neuen Gebäudes. München bekommt 622.100 DM, Nürnberg 167.950 Zuschuss!
Letzte Meldung:
Am 16.7.2005 war Stoiber in Bamberg beim Bezirksparteitag der CSU. Er gab sich kämpferisch und versicherte, …man habe viel für Oberfranken getan und es sei sogar ein Fraunhofer Institut angedacht.
Das Wahlergebnis der Landtagswahl 2008 wäre mit 43,4% noch wesentlich schlechter ausgefallen, wenn die fränkischen Wähler nicht ihre Stimme Herr Beckstein gegeben hätten, weil sie ihn als Ministerpräsident wieder haben wollten.
Die ganze Wahlkampagne war auch auf Beckstein ausgelegt. Jetzt nach der Wahl wurde er durch die „mir san mir“ Fraktion aus Oberbayern mit ihren Rädelsführer weg gemobbt. Herr Beckstein der einen menschlichen Politikstil eingeführt hat, soll nun die Schuld für diese Pleite haben.
Die Gründe liegen aber 5 Jahre zurück, als noch ein Alleinherrscher seine Pasta – Politik zelebrierte. Herr Beckstein hat nur 1 Jahr zu verantworten. Leider hat er sich aber von diesen Leuten zu sehr verbiegen lassen.
Der Bezirksverband Oberbayern behauptet der stärkste Verband zu sein(43484), was ja auch nicht die Wahrheit ist, denn die fränkischen Verbände(46561) sind einiges größer.
Was aber unsere fränkischen Kopfnicker – Abgeordnetenaus ihren Wählerauftrag in all den Jahren und auch jetzt wieder gemacht haben ist der eigentliche Skandal. Auch der letzte Wähler muss doch jetzt begriffen haben, dass er hier an der Nase herum geführt wird, und Franken auch weiterhin wie in den letzten 46 Jahren schwer benachteiligt wird. Hier haben wir Franken nur eine Möglichkeit, nämlich die Wahlen in 2013 entsprechend zu verändern. Es gibt ja Bürgernahe Parteien, die den Bürgern noch zuhören.
Notizen zu Wahlaussagen Landtag Bayern 2008
1. Wir waren uns immer bewusst, dass jede Stimme gewonnen werden muss.
Kommentar: Wohl kaum, denn sonst hätte man nicht mit einen solchen Hochmut regiert
2. Ergebnis hat gezeigt, dass der Wähler eine bürgerliche Politik will
Kommentar: Erschreckend wenn man dies jetzt erst merkt, was der Bürger will. Am Volk vorbei regiert!
3. Goppel: Brauchtum, Tradition und christlicher Glaube ist eins! Ich war am Wahltag bei Wallfahrt in Altötting(Schwarze Madonna). Hat mit Christentum Null zu tun. Das ist Okkultismus pur.
Kommentar: Götzendienst nennt man in Bayern christlich!
4. H.Huber kritisiert ständig den politischen Stil der anderen.
Kommentar: Wie er mit seiner „Christlichen Partei“ andere verunglimpft sieht er nicht
5. Oberbayern ist der zentrale Punkt von Bayern. Ein Franke ist deshalb unmöglich.
Kommentar: Was wollen wir Franken noch bei Bayern?
6. Stoiber erscheint bei Rücktritt von Beckstein ohne dass er dazu ein Mandat hat, oder eingeladen worden wäre.
Kommentar: Charakterlos mehr fällt mir dazu nicht ein.
7. Der Lohn dass Beckstein, Stoiber bei der Wahl 2003 unterstützt hat, war das Innenministerium. Welch ein Filz! Und das macht ein Franke mit. Traurig!
Kommentar: Das Ergebnis dieser Vetterleswirtschaft ist die Entmachtung Becksteins nach einem Jahr.
Es wird in den letzten Jahren zu solchen Vorgängen auch immer wieder das Wort Bananenrepublik gebraucht. Darüber sollte man einmal nachdenken.
Bananen – Pixelio Joachim Frewert
Ein Stich ins Herz der Franken
Von Olaf Przybilla
Vieles nimmt der zweitgrößte Volksstamm im Freistaat klaglos hin – nicht aber die oberbayerische Intrige gegen Beckstein.
Wie die Oberbayern den fränkischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein behandelt haben, sorgt für Ärger.
Natürlich, aus altbayerischer Perspektive schien der fränkische Stamm in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder kollektiv aufzubegehren. Der Kern dieser landsmannschaftlichen Kleinkonflikte war aber eher folkloristischer Natur, und der Verlauf folgte stets demselben Prinzip. Zunächst bedurfte es eines vermeintlich vernachlässigten fränkischen Symbols.
Dann durfte sich ein aufbegehrender Regionalstamm wuchtig in Szene setzen gegen die angebliche Unterdrückung aus dem Süden. Und irgendwann befriedete die Staatsregierung die nördlichen Brandherde mit großer Demutsgebärde, gelobte Besserung – und alles schien gut zu sein.
Blickt man zurück, so fällt auf, dass die stammespolitischen Streitereien der vergangenen Jahre stets regional begrenzt waren. In Würzburg etwa kämpften sie wie die Löwen für die Herausgabe des Frankenschwerts – die Einwohner der Stadt Hof freilich interessierte das herzlich wenig. Wenn die Bamberger ihre Bataillone in die Landeshauptstadt schickten, um dort die Heinrichskrone aus den Fängen der Altbayern zu befreien, dann fragten sie sich in Miltenberg: Welche Heinrichskrone?
Possenspiel in einer Halbmillionenstadt
Und wenn in Nürnberg vor wenigen Wochen die Lokalpresse kurz davorstand, Sonderausgaben drucken zu müssen, weil auf der Nürnberger Kaiserburg neuerdings eine weiß-blaue Fahne flattert – dann hätten sich vermutlich die Würzburger über so viel Possenspiel in einer Halbmillionenstadt ins Fäustchen gelacht.
Die Würzburger haben das nicht getan. Und zwar schon allein deshalb nicht, weil sich Franken untereinander nicht übermäßig füreinander interessieren – einem Mainfranken sind Mittelfranken näherungsweise so gleichgültig wie Mecklen-burger.
Was aber passiert nun? Wer derzeit in die einzelnen fränkischen Provinzen hinein-hört, der kann dort etwas vernehmen, was es bislang nur aus altbayerischer Perspektive zu geben schien: ein gesamtfränkisches Stammesbewusstsein. Auslöser scheint die Annahme zu sein, dass der erste evangelische Ministerpräsident aus Franken einem gezielten politischen Racheakt aus Oberbayern zum Opfer gefallen ist.
Es findet sich momentan keine Zeitung in Nordbayern, die nicht nahezu identische Lesermeinungen zu dem erzwungenen Rücktritt von Günther Beckstein abdruckt – der Sturm der Entrüstung ist mit nichts aus der näheren Vergangenheit zu vergleichen.
Gleichklang der Empörung
Aus altbayerischem Blickwinkel dürfte dieser Gleichklang der Empörung noch selbstverständlicher wirken, als er in Wahrheit ist. Denn in Franken galt Beckstein bislang dezidiert als Nürnberger. Schon im katholischen Würzburg, kaum mehr als hundert Kilometer von Nürnberg entfernt, hätten sie noch vor zwei Jahren den Innenminister am liebsten mit einem Einreiseverbot belegt – so benachteiligt fühlten sich die Domstädter vom protestantischen Synodalen aus Mittelfranken.
Derzeit kann man sich von Würzburg aus noch 90 Kilometer weiter in westliche Richtung begeben – und stößt dort immer noch auf pure Abscheu gegen die ober-bayerische Ranküne. Im Aschaffenburger Main Echo erschien dieser Tage eine Seite, gefüllt mit Leserbriefen gegen die Arroganz aus Altbayern.
Aschaffenburg liegt 30 Kilometer weit entfernt von Frankfurt, man fühlt dort eher hessisch als fränkisch. Nun aber schreibt eine 80 Jahre alte Frau, sie habe schon viel erlebt in ihrem Leben – “aber so etwas noch nicht”. Was die Schreiberin formuliert, lässt sich mit nahezu identischem Zungenschlag momentan genauso in der Nürnberger Zeitung, in der Coburger Neuen Presse oder der Frankenpost nachlesen. “Sind wir Franken nur gut, um ordentliche Arbeit zu leisten, Steuern abzugeben und zu warten, was man von München aus von uns erwartet?”
Der Brief endet mit einer gedanklichen Figur, die sich nun ebenfalls in sämtlichen Leserbriefspalten findet – obwohl sie längst begraben zu sein schien und nur noch von ein paar wenigen politischen Obskuranten vertreten wurde. Die Frau entsinnt sich daran, “wie Franken bereit war, sich von München zu trennen”.
Im Fränkischen Tag in Bamberg erscheint am selben Tag ein Beitrag des Vorsitzenden vom “Fränkischen Bund”. Er ruft dazu auf, die CDU künftig auch auf die Fläche Nordbayerns auszudehnen – auf dass Wertkonservative aus Franken endlich nicht mehr eine altbayerisch dominierte Partei wählen müssen.
Plump inszinierte Intrige
Mittlerweile scheint auch die CSU erkannt zu haben, welch verheerende Reaktion die plump inszenierte Intrige der Oberbayern auf die Befindlichkeit in Franken ausgelöst hat. Horst Seehofer sprach wohl deswegen in seinem ersten längeren Interview im Bayerischen Rundfunk über nichts länger als über den nun herzustellenden “Frieden zwischen den großen bayerischen Stämmen”.
Dieser allerdings schien längst nicht mehr in Frage zu stehen. Denn mit der Rolle als innerbayerischer Underdog hatten die 4,2 Millionen Franken zuletzt offen-kundig nicht nur kein Problem – die Rolle schien dem nördlichen Stamm geradezu auf den Leib geschneidert. Nun aber, glaubt ein Vorstandsmitglied der Nürnberger CSU erkannt zu haben, “fühlen sich die Franken regelrecht verarscht”.
Dass für die historische Niederlage der bayerischen Regierungspartei der Einfach-heit halber der evangelische Ministerpräsident verantwortlich gemacht werden soll, das empöre die Franken offenbar aufs tiefste. “Vor allem”, sagt der CSU-Mann, “weil dieses Sündenbockprinzip so erbärmlich schlicht zu durchschauen ist.”
Erschienen am 13. Januar 2009 | aktualisiert am 14. Januar 2009
T-Online Nachrichten
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Verfilzt, nicht glaubwürdig und nicht mit den Problemen der Menschen vertraut: Die Wähler in Bayern stellen der CSU einer neuen Umfrage zufolge ein vernichtendes Urteil aus. Laut der Studie der Bamberger Politikberatungsagentur Pragma, die am Dienstag bei der Winterklausur der CSU-Landtagsfraktion in Wildbad Kreuth vorgelegt wurde, halten drei von vier Wahlberechtigten die Partei für verfilzt. Auch von den eigenen Anhängern sagen dies noch 56 Prozent. In der Umfrage sei die CSU mit Begriffen wie arrogant und nicht modern beschrieben worden.
CSU-Landtagsfraktionschef Georg Schmid mahnte mit Blick auf die Ergebnisse der Studie: “Wir müssen unsere Arbeit inhaltlich, aber auch im Stil, wesentlich ändern.” Nötig seien mehr Dialog und besseres “Zuhören”. Die CSU müsse “den Umgang mit den Menschen verändern”. Schmid räumte aber ein, Veränderungen am Erscheinungsbild der Partei seien “nicht auf Knopfdruck” zu erreichen.
Verluste waren kein Ausrutscher
Pragma-Geschäftsführer Daniel Frerichs sagte bei der Vorstellung der Studie, das CSU-Landtagswahl-Ergebnis von 43,4 Prozent sei “mit Sicherheit kein Ausrutscher” gewesen. Vielmehr werde es für die CSU immer schwieriger, Ergebnisse von mehr als 50 Prozent zu holen.
Thema Bildung wahlentscheidend
Bei Innerer Sicherheit, Wirtschaft und Landwirtschaft wird ihr zwar weiter sehr hohe Kompetenz zugebilligt. Aber bei dem wahlentscheidenden Thema Schule und Bildung ist ihr Vorsprung vor den anderen Parteien dramatisch geschrumpft. “Das hat eine wichtige Rolle gespielt”, sagte Schmid. Bei jungen Frauen und bei konfessionslosen Wählern ist die CSU deutlich ins Hintertreffen geraten. Sie müsse sich viel stärker neuen Gruppen und Strömungen öffnen: “Wir müssen unseren ganzen Stil, unsere ganze Arbeit ändern”, so Schmid. Entgegen anderen Analysen habe das Rauchverbot bei der Wahlentscheidung am 28. September 2008 so gut wie keine Rolle gespielt, sagte Friedrichs.
Dennoch Mehrheit für schwarz-gelbe Koalition
In der Erhebung gaben lediglich 29 Prozent aller Befragten an, die CSU sei mit den Problemen der Menschen vertraut. Nur 42 Prozent halten die Partei für glaubwürdig. 53 Prozent kritisierten zudem, die CSU habe aus dem Wahlergebnis vom September 2008 nicht die richtigen Lehren gezogen. Andererseits glauben 64 Prozent, dass die schwarz-gelbe Koalition Bayern voranbringt. Pragma hatte Ende vergangenen Jahres 1034 Wahlberechtigte befragt.
Die Bevölkerung im Raum des heutigen Bayerns verdreifachte sich zwischen 1840 und 2004 und nahm damit von 3,8 Mio. auf 12,4 Mio. zu. Bis 1939 lag das Bevölkerungswachstum Bayerns aufgrund der verspäteten und schwächeren Industrialisierung(nicht in Franken) unter dem deutschen Durchschnitt. Ab 1939 wies Bayern überdurchschnittliche Zuwachsraten auf(auf Kosten von Franken), ab 1961 verstärkte sich dieser bis heute anhaltende Trend.
Am stärksten wuchsen 1840-2004 die kreisfreien Städte, allen voran München, weniger Nürnberg, Augsburg und Aschaffenburg. Vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verlagerte sich der Zuwachs in den suburbanen Bereich, also in die zentrennahen Landkreise.
Unterdurchschnittliches Wachstumwiesen von 1840 bis 2004 Landkreise in peripherer Lage auf, vor allem in Franken, Schwaben und der Oberpfalz, wobei Westmittelfranken bis 1939 sogar einen leichten Bevölkerungsrückgang verzeichnete. In Nordostoberfranken, dessen Bevölkerung infolge dezentraler Industrialisierung 1840-1939 zunahm, geht die Bevölkerung seit Anfang der 1960er Jahre zurück.
Gegen den Trend wuchs die Bevölkerung in den südlich von München gelegenen Alpenlandkreisen. ________________________________________
Artikel von Werner Bätzing Datengrundlage
Grundlage der Analyse sind die bayerischen Volkszählungen, die 1840 beginnen und 1987 enden und die vom Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung gebietsstandsbereinigt für den Gebietsstand 25. Mai 1987 publiziert wurden. Ergänzt werden diese Zahlen durch die Fortschreibung des Bevölkerungsstandes zum 31. Dezember 2004, so dass der Zeitraum 1840-2004 abgedeckt wird. Zählungen vor 1840 werden nicht berücksichtigt, da ihre Vergleichbarkeit mit denen der späteren Volkszählungen nicht gegeben ist. Methode
• Zeiträume: Da sich die Bevölkerungsentwicklung Bayerns 1840-2004 erheblich änderte, wird dieser Zeitraum in vier Abschnitte aufgegliedert, die sich jeweils durch spezifische Prozesse voneinander unterscheiden.
• Räumlicher Maßstab: Als Analysemaßstab werden die heutigen Landkreise und kreisfreien Städte verwendet, die räumlich differenzierte Aussagen für Bayern ermöglichen und zugleich Stadt-Land-Unterschiede sichtbar machen. Ergebnisse auf Gemeindeebene werden bei der Interpretation nur gelegentlich berücksichtigt.
• Bewertungsmaßstab: Da absolute Zahlen allein wenig aussagekräftig sind, arbeitet diese Analyse mit relativen Zahlen (Prozentangaben), wobei Vergleiche (Stadt-Land, Durchschnitt Bayerns und Deutschlands, ab 1961 auch EU) die Grundlage der Bewertung darstellen. Die fünf Klassen, die für die vier Zeiträume gebildet werden, orientieren sich an solchen Durchschnittszahlen als Schwellenwerten.
• Bayerischer Durchschnitt: Für alle bayerischen Durchschnittswerte im Bereich der Bevölkerungsentwicklung 1840-2004 ist stets zu beachten, dass die Stadt und der Großraum München die bayerische Entwicklung überproportional prägten. (Zur Methode siehe: Bätzing 2001, S. 183-188).
1. Bevölkerungsentwicklung Bayerns im Gesamtzeitraum 1840-2004
Die Bevölkerung Bayerns verdreifachte sich 1840-2004, was leicht über dem Durchschnitt der alten deutschen Bundesländer und deutlich über dem der alten und neuen Bundesländer (siehe Tabelle 1 und Karte 1) liegt. Das bayerische Wachstum wird stark vom Regierungsbezirk Oberbayern geprägt, der fast doppelt so stark wuchs(weil man Franken systematisch vernachlässigt hat)wie der zweitdynamischste Regierungsbezirk Mittelfranken.
Entscheidend waren jedoch die Stadt-Land-Unterschiede: Die kreisfreien Städte wuchsen fast 2,5-mal so stark wie die Landkreise, und nur drei Städte (Ansbach, Passau, Bamberg) entwickelten sich schwächer als der bayerische Durchschnitt, während 13 Städte ihre Einwohnerzahl mehr als verfünffachten. Die Landkreise verzeichneten ein klares Zentrum-Peripherie-Muster. Im Umfeld der großen Städte wiesen sie ein überdurchschnittliches Wachstum auf:
1. Platz: Am stärksten wuchsen die Landkreise im Umfeld der Stadt München (hier konnten drei Landkreise ihre Bevölkerung mehr als verzehnfachen).
2. Platz: Umfeld der Städte Nürnberg-Fürth-Erlangen (mit großem Abstand hinter München).
3. Platz: Umfeld der Stadt Augsburg.
4. Platz: Umfeld der Stadt Aschaffenburg, bereits vom Großraum Frankfurt am Main beeinflusst.
Außerhalb des Umfeldes dieser vier großen Städte wuchsen die Landkreise überall nur unterdurchschnittlich (Ausnahme einzig die früh und stark vom Tourismus geprägten Alpenlandkreise Rosenheim, Traunstein und Bechtesgadener Land), wobei das mit Abstand schwächste Wachstum in Westmittelfranken lag (Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim).
2. Bevölkerungsentwicklung Bayerns im Industriezeitalter (1840-1939)
Der Ausgangspunkt 1840 liegt knapp vor dem Einsetzen der Industrialisierung in Deutschland. Als Ende dieses Zeitraumes wurde das Jahr 1939 gewählt, weil hier eine völlig neue Bevölkerungsentwicklung einsetzte.
Industrielle Entwicklung ist fast immer mit einem sehr starken Bevölkerungswachstum verbunden (Auseinanderfallen von Geburten- und Sterberaten = “demographischer Übergang”). Das bayerische Wachstum lag in dieser Zeit deutlich unter dem des Deutschen Reiches (Tabelle 2 und Karte 2), dadurch bedingt, dass die Industrialisierung in Bayern später einsetzte und schwächer als im deutschen Durchschnitt ausgeprägt war.
Bevölkerungswachstum war in dieser Phase Städtewachstum und auch Bayern machte dabei keine Ausnahme: Die kreisfreien Städte wuchsen mehr als dreimal so stark wie die Landkreise, und es gab keine einzige kreisfreie Stadt, die nicht ein überdurchschnittliches Wachstum verzeichnete! Das stärkste Wachstum wiesen die klassischen Industriestädte sowie die Landeshauptstadt München auf.
Das durchschnittliche Wachstum der Landkreise fiel dagegen sehr schwach aus (nur +41%). Wenn Landkreise stärker als der bayerische Durchschnitt wuchsen (Kategorien D und E in Tabelle 2), dann handelte es sich um Landkreise in der unmittelbaren Nähe einer stark wachsenden größeren Stadt, also um Suburbanisation (Spitzenreiter mit großem Abstand war der Landkreis München) oder um Alpenlandkreise. Wenn Landkreise stärker als im Landkreisdurchschnitt wuchsen (Kategorie C), dann handelte es sich entweder ebenfalls um Suburbanisation oder um die Folgen einer Aufwertung des ländlichen Raumes durch dezentrale Industrialisierung (exemplarisch dafür: Wunsiedel, Kronach, Lichtenfels in Oberfranken). Die restlichen 34 Landkreise mit einem Wachstum unter +41% wurden im Kontext des starken Bevölkerungswachstums der Industrialisierung deutlich entwertet. Sie liegen in Franken, Schwaben und der Oberpfalz in peripherer Lage und umfassen große Flächen. Als einziger Landkreis wies Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim sogar einen Bevölkerungsrückgang (-4%) auf. Allerdings wird auf dieser Maßstabsebene der größte Problemraum Bayerns, die Region Westmittelfranken sowie nördlich und südlich angrenzende Gebiete, nicht angemessen sichtbar:
In den Landkreisen Ansbach, Erlangen-Höchstadt, Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim, Weißenburg-Gunzenhausen, Bamberg, Schweinfurt, Kitzingen verloren 72 Gemeinden mehr als 10% ihrer Einwohner.
Nach zeitgenössischen Angaben stellte dies die größte Region mit Bevölkerungsrückgang im gesamten Deutschen Reich dar (Bätzing 2001, S. 197 und 2003, S. 188). Ursache war die territoriale Neugliederung zwischen Bayern und Württemberg (Quatsch!, die Gründe sind, die fortlaufende Benachteiligung Franken gegenüber Oberbayern)von 1806/10, die diesen Raum zerstückelte und zur Peripherie machte (Ruppert 1987, S. 223). Vergleichbar war die Entwicklung jenseits der Grenze in Hohenlohe-Franken, wo die Bevölkerung ebenso zurückging.
Ergebnis dieses Zeitraums war eine starke Aufwertung der Städte und eine Entwertung des ländlichen Raumes. Dies führt zur Ausbildung von starken räumlichen Disparitäten, die Bayern bis heute prägen. Dies macht ein Vergleich der Karten 1 und 2 deutlich.
3. Bevölkerungsentwicklung Bayerns in der Nachkriegszeit (1939-1961)
Die Kriegszerstörungen vieler deutscher Städte führten ab 1943 zu Stadt-Land-Wanderungen. Die Aufnahme zahlloser Flüchtlinge und Vertriebener ab 1945 ließ die Bevölkerung der damaligen Bundesrepublik Deutschland sehr stark anwachsen. Da diese Menschen von der Militärverwaltung dezentral untergebracht wurden, fand ein markanter Trendbruch in der Bevölkerungsentwicklung statt. Erst nach 1961 normalisierte sich die Situation wieder.
Das hohe Wachstum von +34% in 22 Jahren in Bayern lag nur wenig über dem bundesdeutschen Wachstum. Besonders auffällig ist jetzt, dass die Landkreise wesentlich stärker profitierten als die kreisfreien Städte (=Trendbruch). Bei den kreisfreien Städten gab es deutliche Korrelationen zwischen starken Kriegszerstörungen und schwacher Bevölkerungsentwicklung. Bei den Landkreisen fällt auf, dass sie alle positive Werte aufwiesen. Das schwächste Wachstum (Kategorie A in Tabelle 3) verzeichnete der Bayerische Wald. Am stärksten wuchsen die Landkreise in der direkten Umgebung einer größeren Stadt (München, Nürnberg-Fürth-Erlangen, Augsburg, Aschaffenburg, Ulm), so dass sich in diesem Zeitraum die Suburbanisation fortsetzte.
Dieser Zeitraum erlebte also eine spürbare Wiederaufwertung des ländlichen Raumes gegenüber den Städten, von dem aber die zentrennahen Landkreise am stärksten profitierten. 4. Bevölkerungsentwicklung Bayerns im Kontext der deutschen Tertiarisierung (1961-1987)
Der Wiederaufbau Deutschlands in der Nachkriegszeit verstärkte erneut die vor dem Zweiten Weltkrieg entstandenen industriellen Strukturen. Erst ab den 1960er Jahren setzte der Wandel von der Industrie- zur Dienstleitungsgesellschaft (=Tertiarisierung) ein (1972 waren in Deutschland erstmals mehr als 50% der Erwerbstätigen im III. Sektor tätig), was zu neuen demographischen und räumlichen Strukturen führte. Damit verbunden war das Ende des starken Bevölkerungswachstums der Phase der Industriegesellschaft: Anfang der 1970er Jahre fielen die Geburtenraten erstmals unter das Niveau der Sterberaten und verblieben dort bis heute. Deshalb verzeichnete Westdeutschland im Jahr 1974 den für lange Zeit maximalen Wert von 62 Millionen Einwohnern (Gesamtdeutschland 79 Millionen). Anschließend ging die Bevölkerungszahl wieder leicht zurück und erreichte 1985/1986 ihr Minimum mit 61/77,6 Millionen. Ab 1988/1989 setzte dann ein sprunghaftes Wachstum durch Zuwanderer ein, was auf neuen Rahmenbedingungen gründete.
Die Bundesrepublik Deutschland verzeichnete in dieser Phase ein schwaches Wachstum, das deutlich unter dem Durchschnitt der 12 EG-Staaten lag. Innerhalb Deutschlands wuchs im Kontext der Tertiarisierung der Süden überdurchschnittlich stark, Bayern nahm hier Platz 2 nach Baden-Württemberg und vor Hessen ein. Damit verwandelte sich der Nachteil der späten und schwachen Industrialisierung Bayerns in einen Standortvorteil im Kontext der Tertiarisierung.
In diesen Zeitraum fiel die Entwertung der Kernstädte zu Gunsten des suburbanen Raumes (starke Suburbanisierung). Das Wachstum der Landkreise lag jetzt sehr deutlich über dem der kreisfreien Städte, die Mehrzahl der kreisfreien Städte verlor sogar Einwohner. An der Spitze des städtischen Wachstums standen jetzt Städte, die im Industriezeitalter eher gering wuchsen und die diesen Nachteil jetzt kompensierten (Schwabach, Erlangen, Ingolstadt).
Bei den Landkreisen gab es eine gegenläufige Entwicklung: Ein besonders starkes Wachstum (Kategorie E in Tabelle 4) verzeichneten die Landkreise um München, Nürnberg, Augsburg und (erstmalig!) Regensburg herum, was als Suburbanisation in direktem Zusammenhang mit der Entwertung der Kernstädte steht.
Ein überdurchschnittliches Wachstum (Kategorie D in Tabelle 4) verzeichneten Landkreise in etwas größerer Entfernung zu den eben genannten Städten und Landkreise in der direkten Nachbarschaft von anderen, meist kleineren Städten (Suburbanisation). Ein lediglich minimales Wachstum (Kategorie B) verzeichneten acht Landkreise in peripherer Lage, meist in Franken.
Sieben Landkreise, fast alle in Franken gelegen,verloren sogar Einwohner.Es handelte sich dabei um Landkreise, die in der Phase zwischen 1840 und 1939 dank dezentraler Industrialisierung mit 127 bis 179% relativ stark gewachsen waren (siehe Tabelle 2). Da diese Industriestandorte jetzt in die Krise gerieten und geschlossen wurden, ging auch die Einwohnerzahl zurück. Am massivsten betroffen war der Landkreis Wunsiedel, der 1840-1939 am stärksten gewachsen war.
Einen anderen Fall stellt der Landkreis Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim dar: Er hatte als einziger 1840-1939 Einwohner verloren, war durch die Kriegsflüchtlinge kurzfristig wieder aufgewertet worden und verlor jetzt erneut Bewohner.
Zentrales Charakteristikum dieses Zeitraumes ist der Prozess der Suburbanisation, der aus dem zuvor eher punkthaften Städtewachstum jetzt ein eher flächenhaftes Phänomen machte, das aber auf der Ebene der Landkreise nur etwa 40% der Fläche Bayerns erfasste. 5. Bevölkerungswachstum Bayerns im Kontext der Globalisierung (1987-2004)
Das Jahr 1989 bedeutete auch in demographischer Hinsicht eine Zäsur: Durch die deutsche Wiedervereinigung, das Zusammenwachsen der EU und die Globalisierung veränderten sich die Rahmenbedingungen des Wirtschaftens. Die Bevölkerung in Deutschland wuchs wieder stärker, was auf eine verstärkte Einwanderung zurückging, während die Geburtenrate noch weiter absank. Damit bewegte sich Deutschland jetzt – im Unterschied zur vorhergehenden Phase – im Rahmen des EU-Durchschnitts.
Innerhalb Deutschlands behielt Bayern seine überdurchschnittlich positive Entwicklung bei und steht nach Baden-Württemberg weiterhin auf Platz 2 aller Bundesländer. Wie in der vorausgegangenen Phase verzeichneten auch jetzt die Landkreise weiterhin ein viel stärkeres Bevölkerungswachstum als die kreisfreien Städte. Allerdings nivellierte sich dieser Unterschied auf beiden Seiten (Stadt und Land) etwas.
Bei den kreisfreien Städten ging die Zahl der Städte mit Bevölkerungsrückgang von 13 auf 2 (Hof und Coburg) zurück, was auf Maßnahmen der Reurbanisation zurückzuführen ist. Und nur noch eine einzige Stadt, Ingolstadt, wuchs noch stark, so dass bei nahezu allen Städten ein moderates Wachstum (Kategorie B und C in Tabelle 5) dominierte.
Bei den Landkreisen zeigte sich die gleiche Entwicklung: 36 von 71 Landkreisen verzeichneten ein mittleres Wachstum, was über dem Durchschnittswert der alten Bundesländer und unter dem der bayerischen Landkreise lag (Kategorie C in Tabelle 5). Die beiden Extreme von sehr starkem Wachstum und Rückgang wurden dagegen signifikant seltener.
Das stärkste Wachstum im suburbanen Raum verlagert sich jetzt in den zweiten suburbanen Gürtel: Die Wachstumsraten der zentrennahen Landkreise schwächen sich überall deutlich ab (nämlich von Kategorie E und D in Tabelle 4 jetzt zu Kategorie D und C in Tabelle 5). Nur noch im Großraum München mit seiner besonders starken Wachstumsdynamik gibt es jetzt vier Landkreise mit einem extrem starken Wachstum (Kategorie E: Pfaffenhofen a.d. Ilm, Landsberg am Lech, Freising, Erding).
Bei den übrigen Zentren in Bayern führte die Verlagerung des suburbanen Wachstums nach außen dazu, dass Landkreise mit zuvor unterdurchschnittlichem Wachstum aufgewertet wurden. Dies ließ sich besonders eindrücklich in der Region Nürnberg mit den Landkreisen Neustadt a.d. Aisch-Bad Windsheim und Weißenburg-Gunzenhausen, in der Region Würzburg mit Kitzingen und der Region Bamberg mit Haßberge erkennen.
Auf der anderen Seite ging die Zahl der Landkreise mit Bevölkerungsrückgang (Kategorie A) von sieben auf zwei (Wunsiedel, Kronach) und denjenigen mit einem sehr schwachen Wachstum (100 – 104%) von acht auf zwei (Hof, Tirschenreuth) zurück. Damit blieben die Strukturprobleme der altindustriellen Landkreise weiterhin sichtbar, aber sie schwächten sich ab.
Die Entwicklung im Zeitraum 1987-2004 könnte den Eindruck erwecken, dass sich nach den zwei Zeiträumen mit starken räumlichen Disparitäten (1840-1939 und 1961-1987) jetzt das Bevölkerungswachstum relativ homogen in Bayern verteilt. Dies liegt jedoch in erster Linie an der gewählten Maßstabsebene: Berücksichtigt man die Gemeinde-Ergebnisse (Bätzing 2001/03, 2003), stellt man fest, dass im Verlauf der Tertiarisierung die in der Industrialisierung entstandenen Disparitäten keineswegs verschwanden: Sie verlagerten sich lediglich von der Ebene der großräumig auf die Ebene der kleinräumig ausgeprägten Disparitäten. Diese werden jedoch erst auf der Ebene der Gemeinden/Orte richtig sichtbar.
Und dort, wo es im suburbanen Raum heute ausgeprägte Wachstumsprozesse gibt, finden wir meist die Struktur der “Zwischenstadt” (Sieverts 1997), also ein relativ ungeordnetes und unstrukturiertes Nebeneinander der verschiedensten Nutzungsformen ohne räumliche Identitäten, bei der sich die traditionellen Ortskerne immer stärker auflösen. Entwicklung der Gesamtbevölkerung Bayerns
Jahr Grenzen von 2004 Histor.Grenzen Unterschiede im erfassten Gebiet
(gebietsbereinigt)
1818 3.707.966 mit der Pfalz,dem Bezirksamt
Gersfeld und Teilen des
Orb, ohne das Herzogtum Coburg
und die Enklave Ostheim
1840 3.802.515 4.370.977 mit der Pfalz, dem Bezirksamt
Gersfeld und Teilen des Kreises
Orb, ohne das Herzogtum Coburg
und die Enklave Ostheim
1871 4.292.484 4.863.450 mit der Pfalz, ohne das Herzogtum
Coburg und die Enklave Ostheim
1900 5.414.831 6.176.057 mit der Pfalz (verkleinert um die
Saarpfalz) und Coburg, ohne die
Enklave Ostheim
1925 6.451.380 7.379.594 mit der Pfalz (verkleinert um
die Saarpfalz) und Coburg, ohne
die Enklave Ostheim
1939 7.084.086 8.222.982 mit der verkleinerten Pfalz und
Teilen des Sudetenlands
1950 9.184.466 9.126.010 ohne die Pfalz und den Kreis Lindau,
mit der Enklave Ostheim
1961 9.515.479
1970 10.479.386
1987 10.902.643
2004 12.443.893
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung
(gebietsstandsbereinigte Daten). - Für die Historischen Daten:
Hans Fehn, Bayerns Bevölkerungsentwicklung seit 1800, in: Max Spindler (Hg.),
Handbuch der bayerischen Geschichte. Vierter Band: Das neue Bayern 1800-1970,
zweiter Teilband, München 1979, 679-708, hier 680. Detaillierte Angaben enthalten
die jeweils gesondert in den "Beiträgen zur Statistik Bayerns" (1850-1918:
"Beiträge zur Statistik des Königsreichs Bayern") publizierten Ergebnisse der
Volkszählungen. Die Daten der Volkszählungen von 1818 bis 1850 enthält der
Band 1 der "Beiträge zur Statistik des Königsreichs Bayern". Einen raschen
Zugriff auf das Datenmaterial bietet das "Statistische Jahrbuch für Bayern"
(1894-1915: Statistisches Jahrbuch für das Königreich Bayern").
Bevölkerung der Pfalz
Jahr Bevölkerung Bemerkung
1818 446.168
1840 579.120
1871 615.035
1900 831.678
1925 931.755 ohne die Saarpfalz
1939 1.045.176 ohne die Saarpfalz
1950 1.051.054 ohne die Saarpfalz
1958 1.217.208 ohne die Saarpfalz
1970 1.342.286 ohne die Saarpfalz
Quellen: Bis 1939 siehe Gesamtbayern. Ab 1945: Hans-Jürgen Wunschel,
Die Pfalz in der Nachkriegszeit, in: Karl-Heinz Rothenberger (u.a.),
Pfälzische Geschichte. Band 2, Kaiserslautern 2001, 219-247, hier 230.
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Von unterschiedlichen Seiten wird immer wieder die Forderung erhoben, die Zahl der Bundesländer müsste reduziert werden. So fordert etwa der in Coburg ansässige SPD Parlamentarier Carl – Christian Dressel in einem Interview mit dem ‘Fränkischen Tag vom 5.7.2007- 16 Bundesländer seien einfach zu viel. Es handle sich hier um ein ‘Relikt aus der Vergangenheit. “Besser wären acht Bundesländer”.
Stutzig macht an derartigen Vorstößen, dass regelmäßig eine sachlich nachvollziehbare Begründung fehlt. Eine Nachfrage bei Herrn Dressel, weshalb er denn gerade acht Bundesländer mit einer Durchschnittsbevölkerung von zehn Millionen Einwohnern fordert, ergibt dann auch dass er eine solche Begründung nicht liefern kann. Er verliert sich in Leerformeln und behauptet ein Zusammenschluss von Ländern würde dazu beitragen dass Verwaltungsaufwand reduziert wird. Dass dies falsch ist ergibt sich aus im Internet veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamtes. Man muss hierzu lediglich den angegebenen Verwaltungsaufwand der Bundesländer durch die Zahl der Einwohner dividieren und siehe da:
Gerade die Bundesländer Baden-Württemberg (10 Mio. Einwohner) und Bayern (12 Mio. Einwohner) haben pro Einwohner einen besonders hohen Verwaltungsaufwand.
Wussten Sie schon, dass…der Verwaltungsaufwand in den zwei größten Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg pro Einwohner am höchsten ist. Der Deutsche neigt ja zum Nachplappern. Den Pseudoargumenten, mit denen möglichst große Einheiten gefordert werden, stehen die Nachteile gegenüber, die uns in Bayern täglich vorgeführt werden. Riesenländer werden zum Selbstzweck, die Bevölkerung wird manipuliert, die Stimme des Einzelnen zählt weniger, die Demokratie funktionier insgesamt schlechter.
Wussten Sie schon, dass…die Personalkosten pro Einwohner in Hessen nur halb so hoch sind wie in Bayern?
Klaus-Jürgen Matz der in seinem Buch „Länderneugliederung“ den deutschen Wunsch nach Schaffung möglichst großer Länder als eine „Obsession“ – also eine sachlich nicht begründete Zwangsvorstellung – bezeichnet weist denn auch nach, dass man in Deutschland nie versucht hat! Positive Effekte einer Neugliederung oder die daraus resultierenden Einsparpotentiale für die Öffentliche Hand wenigstens annähernd zu bestimmen. Die Gedankenlosigkeit mit der von vermeintlichen Experten Riesenbundesländer gefordert werden, ist beängstigend.
Der Deutsche neigt ja zum Nachplappern. Den Pseudoargumenten mit denen möglichst große Einheiten gefordert werden stehen die Nachteile gegenüber, die uns in Bayern täglich vorgeführt werden.
Riesenländer werden zum Selbstzweck, die Bevölkerung wird manipuliert, die Stimme des Einzelnen zählt weniger, die Demokratieverdrossenheit steigt und die Demokratie funktioniert insgesamt schlechter. Einfaches Regieren in großen Län-dern ohne Belästigungen durch die Bevölkerung. Ist es womöglich das, was sich einige wünschen?
Schlussfolgerung:
Durch die Schaffung immer größeren Staats – und Verwaltungsebenen wird die demokratischeMitbestimmung und Entscheidungsfindung eingeschränkt oder unmöglich gemacht. Hinzu kommt die Globalisierung der Märkte eingehend mit einem Strukturwandel der teilweise brutal auf die Lebensgewohnheiten der Menschen keine Rücksicht nimmt. Das demokratische Bewusstsein nimmt ab (geringe Wahlbeteiligung). Politikverdrossenheit durch eine Ohnmacht gegenüber politischen Entscheidungen sind die Folgen. Fehlendes Staatsbewusstsein und Radikalität machen sich breit. Die Menschen verlieren ihre Identität gegenüber Ihrer Region oder Heimat. Das sind nur einige Ursachen und Gründe warum die regionalen Mitbestimmungsrechte und Entscheidungsmöglichkeiten erweitert werden müssen.
Unser demokratisches Gemeinwesen hat festgefahrene verkrustete Strukturen. Um effektive Verwaltungen zu schaffen hat man immer größere Verwaltungsebenen geschaffen. Die dadurch erhofften Einsparungen sind ausgeblieben. Die in Bayern nach französischem Muster geschaffenen Bezirke nehmen keine Rücksicht auf die regionalen Eigenschaften und auf gewachsene Eigenarten und (fränkischen) landsmännischen Bewusstseins.
Die Entscheidungsmöglichkeiten der Bezirkstage sind eingeschränkt. Der Entfremdung der Bürgerinnen und Bürger gegenüber politischen Entscheidungen muss durch eine Regionalisierung der Entscheidungsebenen entgegen gewirkt werden.
Fränkische Belange in Berlin diskutiert
Joachim Kalb und Manfred Hofmann vom Landesvorstand waren dabei.
Von der Leopold-Kohr-Akademie in Salzburg in die Österreichische Botschaft zum Kulturforum Berlin wurden Manfred Hofmann und Joachim Kalb vom FB zu einem 2-tägigen Symposium unter dem Titel ‘Das menschliche Maß nach Leopold Kohr’ eingeladen. Eine außergewöhnliche Veranstaltung! Nicht nur hochrangig besetzt und auf hohem Niveau, sondern auch gewinnbringend für unsere Vereinsarbeit. Denn, wie wir alle wissen, setzen wir vom FB e.V. nicht nur blind und plump auf puren Patriotismus. Wir wollen z.B. unsere fränkischen Kulturgüter deswegen zurück, weil wir uns neben der kulturellen Bereicherung vor allem einen wirtschaftlichen Vorteil erhoffen. So haben sich z.B. die Besucherzahlen in Halberstadt vervielfacht, seit dort der Domschatz wieder ausgestellt ist. Das wäre auch in Bamberg so.
Viele von uns werden sich noch an den Tag der Franken 2003 auf der Giechburg er-innern. Dr. Günther Witzany von der Leopold-Kohr-Stiftung bereicherte damals unsere Vorstellungen von einem freien Franken enorm und gab uns gewissermaßen einen modernen philosophischen Hintergrund für unsere Arbeit. Ein ‘Wir in Franken’ Sonderheft wurde aufgelegt; es ist vergriffen und wird dieser Tage neu verlegt.
Nun, leider reicht der Platz in dieser WiF nicht aus, um den Verlauf der Veranstalt-ungen mit den vielfältigen Diskussionen auch nur annähernd wiederzugeben, wes-halb es bei ein paar grundsätzlichen Anmerkungen bleiben muss. Prof. Dr. Dr. Leopold Kohr (*1904, U1994) arbeitete als Journalist, Autor, Professor usw. in Salzburg, Spanien, Mexiko, Großbritannien, in den USA und in der Karibik. Er erhielt 1938 den Alternativen Nobelpreis. Er gilt als ‘Jahrtausendphilosoph’, weil seine Lehre auf den Erkenntnissen von Aristoteles gründet und weil er wesentliche Ent-wicklungen 40 Jahre voraussagte, beispielsweise den Untergang der Sowjetunion und das ‘verrückt spielen’ der einzigen noch verbliebenen Supermacht USA (Irak-Krieg).
Neues Interesse erregt seine Philosophie gegenwärtig im Zeitalter der Globalisier-ung mitsamt deren negativen Auswirkungen. Die Folgen des ungezügelten Wachs-tums führen zu immer schwerer zu lösenden Problemen, Maßlosigkeit führt zu Finanz-, Energie-, Ernährungs-, ökologischen, politischen- und militärischen Krisen usw.
Kohr fordert ‘die Rückkehr zum menschlichen Maß und ‘das Ende der Großen’. Dabei geht es vor allem auch um grundlegende Fragen wie einen bürger- und demokratie-freundlichen Staatsaufbau sowie die Rücksichtnahme auf Kleinbetriebe, Mittelstand und Regionen in der Wirtschaftspolitik. Der sog. ‘mainstream’ ändert sich in Deutsch-land und Österreich z.Zt. spürbar in diese Richtung!
Dies heißt für uns vom Fränkischen Bund e.V. wiederum: Wir liegen in unserem beharrlichen Kampf gegen den überkommenen altbayerischen Zentra-lismus, gegen Bevormundung und Benachteiligung, gegen die ‘mir-san-mir’-Hegemonie voll im Trend der Zeit. Äußere Anzeichen wie eine allerorten sichtbare Vervielfachung der Frankenfahnen oder die verstärkten Angebote aus der Region, ein verstärktes Regionalbewußtsein in unserem Frankenland, sind unübersehbar, oder?
Seehofers doppeltes Spiel CSU 04.06.2009, 18:37
Ein Kommentar von Kassian Stroh
CSU-Chef Seehofer will Staatshilfen für Arcandor – und desavouiert den Hoffnungsträger der Partei, Wirtschaftsminister Guttenberg. Das ist riskant.
Wäre es nur ein Spiel, es wäre unterhaltsam anzusehen. Da ist auf der einen Seite Karl-Theodor zu Guttenberg. Der Bundeswirtschaftsminister gibt die Stimme der ökonomischen Vernunft, die vor leichtfertigen Staatshilfen für schwankende Unternehmen warnt. Erst bei Opel, jetzt bei Arcandor.
Sein Gegenspieler ist der eigene Parteichef, Horst Seehofer. Der ist auch bayerischer Ministerpräsident, und weil Arcandor – anders als Opel – auch einige tausend Arbeitsplätze im Freistaat hat, wirft er sich für den Handelskonzern in die Bresche.
Formal attackiert Seehofer die EU-Kommission, die voreilig Hilfen für Arcandor ausgeschlossen habe. Faktisch lässt er Guttenberg im Regen stehen, der am Dienstag noch schnell mit dem Vorwurf zur Hand gewesen war, die SPD blöke in Sachen Arcandor Heilsversprechen heraus.
Seehofers Kalkül ist klar: Er will die CSU aus der Schusslinie nehmen. Sie soll, nur Tage vor der Europawahl, nicht als herzlose Partei dastehen, die hehre ordnungspolitische Grundsätze über das Schicksal Tausender Menschen stellt, in diesem Fall bei Quelle in Fürth.
CSU: Streit über Arcandor
Guttenberg und Seehofer – ein Riss ist da
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Guttenberg und Merkel
Der Herrin neuer Diener
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Doch dabei gerät umso mehr Guttenberg in die Schusslinie – und für ihn war eigentlich die Rolle des Hoffnungsträgers der strauchelnden CSU vorgesehen. Nicht umsonst sieht, wer dieser Tage durch Bayern fährt, auf den großen Plakatwänden nur die Gesichter von Seehofer und Guttenberg, die bekanntlich beide nicht fürs Europa-Parlament kandidieren.
Es ist ein doppeltes, riskantes Spiel, das die CSU hier aufführt. Denn Guttenbergs als geradlinig empfundene Haltung während der Opel-Verhandlungen findet bei der eigenen Klientel viel Zustimmung. Er gibt all jenen eine Stimme, die Staatseingriffe in die Wirtschaft grundsätzlich skeptisch sehen. In ihm finden sich diejenigen wieder, die beklagen, dass mit Milliardenbeträgen den Großen geholfen werde, während die mittelständischen Betriebe mit ihren Problemen alleingelassen würden. Und er gibt all den Parteianhängern Hoffnung, die einen wie Friedrich Merz in der Union vermissen. Dies alles setzt Seehofer aufs Spiel.
Freilich hatte die CSU noch nie ein Problem damit, zugleich für und gegen eine Sache zu sein. Regierung und Opposition in sich zu vereinen, war stets ihr Erfolgsrezept. Seehofer insbesondere ist ein Großmeister dieses Spiels. Doch diesmal könnte es die CSU teuer zu stehen kommen. Denn es ist allzu offensichtlich, wie schnell sich ihr Fähnchen dreht, wenn es um Arbeitsplätze in Bayern geht. “Was Opel für Rüsselsheim, das ist Quelle für diese Region” – mit diesem Satz hat der aus Franken stammende Markus Söder die Motive der CSU offengelegt. Und alle ordnungspolitischen Grundsätze werden noch viel weniger gelten, wenn erst einmal bayerische Vorzeigefirmen wie Schaeffler offiziell um Hilfe bitten. Bei der Landtagswahl hat die CSU ein Debakel erlitten, weil sie über Jahre an Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren hatte.Um das wiederzugewinnen, muss sie ein anderes Spiel aufführen.
(SZ vom 05.06.2009)
Seehofer: Der Meister der plötzlichen Kurswechsel CSU-Chef sorgt in Berlin mit seinen Finten für Entsetzen und Bewunderung
Seehofer: Der Meister der plötzlichen Kurswechsel
BERLIN – Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer hat es geschafft, dass seine CSU in Berlin wieder präsent ist. Und dort verfolgt man atemlos seine Finten und unerwarteten Kurskorrekturen.
Der Chef muss mal kurz den Raum verlassen. Horst Seehofer hat seinen Innenminister Joachim Herrmann am Handy, der ihm etwas zu der Bluttat am Landshuter Amtsgericht erzählen will, die sich erst vor ein paar Minuten ereignet hat. Doch der Ministerpräsident befindet sich gerade in der bayerischen Landesvertretung in Berlin im Gespräch mit etwa 50 Hauptstadtjournalisten. Und so bittet er den neben ihm sitzenden Generalsekretär Alexander Dobrindt, solange für ihn einzuspringen. Kein Problem, sollte man meinen.
Peinlicher Moment
Doch nun kommt der peinliche Moment. Keiner hat Lust, den «General« zu löchern. Man traut ihm schlicht nicht zu, dass er im Namen der ganzen Partei verbindlich sprechen kann. Deswegen beginnt der erste Fragesteller nach der Kunstpause auch gleich damit, Dobrindt zu sagen, dass er ja eigentlich die Auskunft gerne vom Chef hätte.
Horst Seehofer ist die CSU und die CSU ist Horst Seehofer.Bei den restlichen Funktionären handelt es sich, bildlich gesprochen, um ein nachgeordnetes Zwergenvolk, das nur eine Fähigkeit mitbringen muss. Die aber bis zur Perfektion: rechtzeitig erkennen, wenn der Ingolstädter mal wieder einen Kurswechsel vorgenommen hat.Das geht manchmal so schnell, dass selbst ein Profi wie Gesundheitsminister Markus Söder nur noch mit hängender Zunge nachkommt und gerade eben vom totalen Nein zur Gesundheitsreform zu einem «Ja, aber« umschwenken kann.
Dominierender als alle anderen
In den Berliner Parteizentralen beobachtet man die Finten Seehofers mit einer Mischung aus Bewunderung und Entsetzen. Bewunderung, weil es Seehofer binnen fünf Monaten geschafft hat, in den eigenen Reihen weit dominierender zu sein als Angela Merkel und Franz Müntefering in ihrer jeweiligen Partei. Entsetzen, weil jederzeit mit völlig unerwarteten Kurskorrekturen zu rechnen ist, was das Regieren nicht einfacher macht.
Beim Auftritt des Ministerpräsidenten in der bayerischen Landesvertretung ist die Irritation mal wieder mit Händen zu greifen. Am Morgen hat die “Financial Times” einen CSU-Vorständler anonym zitiert, wonach Seehofer bei internen Beratungen im Kloster Banz ein drittes Konjunkturpaket gefordert habe. Das könnte Ärger geben, wird zu dem Zeitpunkt in Berlin vermutet, denn die Bundeskanzlerin hat genau solche ergänzenden Programme klar ausgeschlossen.
Doch der Ministerpräsident setzt seine schönste Unschuldsmiene auf, als er danach gefragt wird. Niemals habe er so etwas gesagt. Im Gegenteil, jetzt müssten erst einmal die vorhandenen Konjunkturpakete umgesetzt werden. Alles andere verweist er in den Bereich der Legende: «Ich kenne niemanden im Vorstand, dessen Sinnesorgane so getrübt sind, dass er so etwas gehört haben könnte.«
Sechs Monate Wahlkampf
Horst Seehofer macht kein Geheimnis daraus, dass für die CSU von jetzt bis zum 27. September ununterbrochen ein kompakter Wahlkampf angesagt ist. Erst Europa, dann Bundestag. Fast sechs Monate lang. Später schiebt er lächelnd einen Satz nach, bei dem man als Zuhörer wieder rätseln darf, wie hoch der Satireanteil zu veranschlagen ist: «Wir haben einen sehr engen Schulterschluss mit der CDU.« Der sieht so aus, dass es in der Europa- und in der Steuerpolitik erhebliche Differenzen gibt und dass erst Mahnworte der Kanzlerin zu einer vergleichsweise friedlichen CSU-Klausur in Banz führten.
Eines will dann Seehofer doch noch loswerden. Alexander Dobrindt sei ein ganz hervorragender Generalsekretär. Dem Angesprochenen steigt etwas die Röte ins Gesicht, während der Chef immer weiter lobt. Und zwar genau bis knapp über die Grenze hinweg, wo der Jubel schon wieder verdächtig zu werden beginnt. Soll sich nur keiner zu sicher sein von den Jungen, dass es ohne ihn nicht ginge.
Edmund Stoiber hat zurückgeschlagen – und darüber wohl vergessen, dass er und seine Fehler entscheidend zum Debakel der CSU beigetragen haben.
Von Peter Fahrenholz
Edmund Stoiber ist der wahre Drahtzieher hinter dem CSU-Drama.
Das Finale wollte er sich nicht entgehen lassen, den letzten Teil seiner Rache wollte er live genießen: Zur Sondersitzung der Fraktion war auch Edmund Stoiber erschienen. “Der Herr Fraktionsvorsitzende hat mich eingeladen, dann komme ich natürlich”, sagte Stoiber.
Und der Ruheständler Stoiber konnte tatsächlich erleben, wie seine Saat aufging. Auch Günther Beckstein musste gehen, er musste resigniert zur Kenntnis nehmen, dass die Bataillone, die Stoiber in Stellung gebracht hatte, zu stark waren. Es war, als ob sich aus dem Grab noch einmal eine kalte Hand herausstrecken würde, um die Erben zu meucheln.
Die Rache des Gestürzten
Seit dem Wahldebakel vom Sonntag hat Stoiber nichts unversucht gelassen, um Rache an seinen Nachfolgern zu nehmen, die ihn im Januar 2007 aus seinen Ämtern gedrängt hatten. Er hat die Oberbayern-CSU in Stellung gebracht, die den Rücktritt von Huber und Beckstein forderte. Seine Hilfstruppen haben dafür gesorgt, dass die internen Sitzungen breit in den Medien gestreut wurden. Er selbst soll dann in unzähligen persönlichen Telefonaten mit Abgeordneten die Stimmung gegen Beckstein geschürt haben, der wiederum versucht hat, in eigenen Telefonaten mit denselben Leuten seine Haut zur retten.
Endkampf zweier Freunde
Es war der finale Kampf zweier Männer, die einmal enge Vertraute und auch – soweit die Politik diese Kategorie überhaupt kennt – persönliche Freunde waren, und Stoiber hat ihn gewonnen.
Stoibers Rolle in den letzten Tagen sei “diabolisch” gewesen, heißt es in der CSU-Fraktion, es ist vom “Mephisto aus Wolfratshausen” die Rede. Stoibers Rachefeldzug sei “ohne Vergleich in der bayerischen Nachkriegsgeschichte”, sagt ein CSU-Mann.
Kein gutes Wort über Beckstein
Dass Stoiber so unerbittlich Vergeltung geübt hat, sagt viel über ihn aus. Er hat die Demütigung seines Sturzes nie überwunden. Dass sich ausgerechnet seine beiden engsten Getreuen, Beckstein und Huber, gegen ihn verschwören könnten, damit hatte er nie gerechnet. Von seinen Nachfolgern hat Stoiber fortan nichts mehr gehalten. Bei offiziellen Anlässen erwähnte er ihre Namen nur, wenn es unbedingt sein musste, im kleinen Kreis machte er abfällige Bemerkungen über sie. Und den Beifall auf seiner neunmonatigen Abschiedstournee, den ihm seine Partei noch spendiert hatte, hat er für bare Münze genommen. Für Stoiber war sein erzwungener Rücktritt vor allem eine Verschwörung. Dass es seine eigenen politischen Fehler gewesen sind, die diesen Abgang erzwungen haben, das hat er nie ernsthaft reflektiert.
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Stoiber im Wahlkampf
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Gerüchteküche CSU
Haderthauer: Stoiber kommt nicht wieder
Blind für die eigenen Fehler
Und seine Partei hat es ihm dabei leichtgemacht. Denn dort wird allenfalls nur zart angedeutet, was Gerold Tandler, Stoibers Kompagnon aus gemeinsamen Strauß-Tagen, so unverblümt sagt, wie es immer seine Art gewesen ist. “Der einzige Schuldige an dem Desaster ist Edmund Stoiber.”
So wenig, wie in der CDU eine offene Diskussion darüber geführt worden ist, warum die Bundestagswahl 2005 beinahe verloren worden wäre, so wenig hat die CSU ehrlich über die Gründe diskutiert, warum sich die Wähler so vehement von ihr abgewandt haben.
Es war die Reformpolitik, die Edmund Stoiber im Rausch der Zweidrittel-mehrheit nach 2003 regelrecht durchgepeitscht hat. Bei dieser Politik stand nie im Vordergrund, ob es für die einzelnen Projekte überhaupt hinreichende Gründe gab. Es ging vor allem darum, Stoiber als größten und mutigsten Reformer Deutschlands zu inszenieren.
Sein Ehrgeiz wird zur Hybris
Stoiber wollte Bayern nach seiner knapp verlorenen Wahl gegen Gerhard Schröder im Jahr 2002 zum Musterland machen und damit zeigen, dass er der bessere Kanzler wäre. Und natürlich hoffte er auf eine zweite Chance als Kanzlerkandidat. Die Politik, die die CSU immer mehr von ihren Wählern entfremdete, war maßgeblich vom persönlichen Ehrgeiz Stoibers geprägt, einem Ehrgeiz, der immer mehr in Hybris umschlug.
Die CSU – und das erklärt vielleicht, warum die Diskussion über die eigenen Fehler so kleinlaut geführt wird – hat sich dieser Hybris unterworfen. Zuerst lustvoll, denn Erfolg ist sexy, und Stoiber ließ keine Gelegenheit aus, um der CSU deutlich zu machen, wem sie diesen Erfolg zu verdanken hatte. Später dann immer gequälter, und nach seiner Flucht aus Berlin 2005 wollte man Stoiber nur noch loswerden. Da hatten die meisten endlich erkannt, dass mit ihm kein weiterer Sieg mehr zu holen gewesen wäre.
Wenn also in der Wahlnacht verschämt davon geredet wurde, man habe mit der verheerenden Niederlage die Quittung für die gesamten fünf Jahre erhalten und nicht nur für das letzte Jahr unter Beckstein und Huber, dann zielte das auf Edmund Stoiber. Es müsste aber genauso auf die eigene Schwäche und Feigheit zielen.
Denn kein einziges Projekt Stoibers, das heute für die Verluste mitverantwortlich gemacht wird, hat die CSU verhindert, als sie die Gelegenheit dazu gehabt hätte. Gegen die brachiale Einführung des achtjährigen Gymnasiums, die allen vorherigen Versprechungen zuwiderlief, hat die damals zuständige Kultusministerin Monika Hohlmeier keinen entschlossenen Widerstand geleistet. Obwohl er sie für sinnlos hielt, führte Günther Beckstein die Polizeireform durch, wenn auch murrend. Bei der Verwaltungsreform ließ die CSU-Fraktion sogar zu, dass Stoibers Adlatus Erwin Huber eine Wählergruppe nach der anderen verärgerte.
Selbst in Einzelfragen fehlte der Mut. Bei der Abstimmung über die Abschaffung des Bayerischen Obersten Landesgerichts, einem der unsinnigsten Anschläge auf gewachsene Traditionen, gingen zahlreiche CSU-Abgeordnete lieber vor die Tür, statt beherzt mit Nein zu stimmen.
Stoiber indes reagiert auf solche Kritik noch heute allergisch. Es dürfte spannend werden, wie viel Nachsicht er seinem Nach-Nachfolger Seehofer diesbezüglich entgegenbringt. Der hat am Montag davon gesprochen, in der CSU müsse nun wieder der Dienst am Menschen im Vordergrund stehen. Gemeint hat er damit: Es muss eine Abkehr von der alten Stoiber-Politik geben.