41. Tag der Franken 2009 – Bad Windsheim wird von CSU mißbraucht
Montag, 10. Mai 2010 | Autor: intern
Frankenlied
Franken in Europa, Europa in Franken
Der Tag der Franken am 5. Juli 2009 im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim
Von Sabine Kulenkampff
Es wird eine bunte, sehr lebendige Veranstaltung werden. Verteilt auf die historischen Gebäude im Fränkischen Freilandmuseum werden sich einen Tag lang, am 5. Juli 2009 ab 9.00 Uhr, Teilnehmer aus den 27 Mitgliedstaaten der EU den Besuchern präsentieren: Theater, Volksmusik und Trachten werden gezeigt, Informationen über Lebensweise und Kultur vermittelt, auch kulinarisch ¬werden die Gäste sich vorstellen. Die Teilnehmer sind Partnergemeinden fränkischer Städte und anderer Gebietskörperschaften, Vereine und Konsulate aus europäischen Ländern, die alle eines gemeinsam haben: Sie sind mit Franken verbunden, und gestalten unter dem Motto „Franken in Europa – Europa in Franken“ den in diesem Jahr vom mittelfränkischen Bezirk ausgerichteten Tag der Franken mit. Tag der Franken?
Der fränkische Reichskreis
Es begann mit einem Schreiben an den Bayerischen Landtag, Referat Eingaben und Beschwerden, vom 14.10.2004: „Sehr geehrte Damen und Herren, ich wünsche mir einen Tag der Franken und möchte deshalb eine Petition einreichen. Der Tag der Franken soll ein Fest, ein Jahrestag der Franken und ein Schaufenster für die Vereine und das Handwerk werden.“ So schrieb der inzwischen leider verstorbene Freie Bankkaufmann Werner Bächer aus Selbitz, Jean-Paul-Straße. Ein wenig nach Jean Paul klingt die Weiterleitung der Eingabe an den damaligen Landtagspräsidenten, durch einen Staatssekretär: „Dem Petenten geht es offensichtlich nicht um die Einführung eines zusätzlichen Feiertages, sondern um einen jährlich wiederkehrenden, durch Öffentlichkeitsarbeit bekannt zu machenden Aktionstag, der die Bedeutung Frankens unterstreichen soll.“ Mit den „landschaftlichen und kulturellen Schönheiten sowie mit den wirtschaftlichen Aktivitäten und touristischen Vorzügen der fränkischen Region“ solle man sich am Tag der Franken befassen. Der Antrag wurde der Staatsregierung vorgelegt, der Landtag beurteilte die Eingabe Bächers positiv. Dann geschah erst einmal – nichts. 2005 nahmen sich Dr. Helmut Ritzer und der damalige Bayerische Innenminister Dr. Günther Beckstein der Sache an. Dr. Ritzer berichtet, daß es längst einen Tag der Hessen gab, eine „Wahnsinnsveranstaltung“, alsbald auch einen Tag der Sachsen und einen Tag der Thüringer. Auch den Versuch, einen Tag der Bayern abzuhalten – 2001 in Regensburg – gab es schon, aber es wurde nichts Rechtes daraus. „Aber es gibt Menschen,“ sagt Ritzer, „die fränkisch denken und nicht ruhen!“
Fränkisch denken, das heißt für den Erlanger Juristen, ehemaligen Vizepräsidenten des Bayerischen Landtags und heutigen Vorsitzenden der Fränkischen Arbeitsgemeinschaft, gegen einseitige Darstellungen Bayerns einzutreten. Es gibt drei Stämme in Bayern, die längst nicht alle weiß-blaue Lederhosen tragen: Bayern, Schwaben und Franken. Nicht um Separatismus geht es Ritzer, aber um Förderung der weniger beachteten Teile des Staatsgebietes, um Abschaffung der vor allem finanziellen Benachteiligung Frankens. Beispielsweise wurden lange Zeit Max Planck Institute, Fraunhoferinstitute oder andere regional wichtige Einrichtungen nur in den Bayerischen Regierungsbezirken unterstützt, in München gibt es drei staatlich geförderte, erstklassig ausgestattete Universitätskliniken, während etwa die in Erlangen angesiedelten Unikrankenhäuser erst jetzt endlich saniert, verbessert und umgebaut werden.
Auch im kulturellen Bereich, etwa was die Museumslandschaft anbelangt, war Franken lange im Rückstand. Die Bahnanbindung an die Hauptstadt ist immer noch schlecht. Dem versucht seit 1948 erfolgreich die Fränkische Arbeitsgemeinschaft entgegenzuwirken. Es handelt sich hierbei um eine kommunalpolitische Vereinigung, zu deren Gründern die Städte Würzburg, Nürnberg und Bamberg gehörten. Es folgten weitere Städte, Landkreise und Einzelpersonen, historische und kulturelle Vereine, politische Mandatsträger. Nicht alle, aber viele kommunale Gebietskörperschaften sind inzwischen beigetreten – die es nicht taten, wurden wohl vom freiwilligen Mitgliedsbeitrag abgeschreckt. Die Fränkische Arbeitsgemeinschaft lehnt die Forderung eines eigenen Bundeslandes Franken als nicht realistisch ab. Zusammenarbeit, nicht Zusammenschluß ist die Devise der Arbeitsgemeinschaft.
Sie drängt den Bund, das Land und die Europäische Union zu einer regionalen Stärkung der fränkischen Wirtschaftsräume. Seit der Eingliederung des Fränkischen Reichskreises in das durch Napoleon neu gegründete Königreich Bayern, 1806, wurde Franken nicht mehr als Ganzes gesehen. Der Fränkische Reichskreis! Am 2. Juli 1500 wurde auf dem Reichstag zu Augsburg das Heilige Römische Reich Deutscher Nationen in Reichskreise unterteilt. Die einstigen Gebietsteile des ¬historischen Frankens wurden von „Reichskreis 1“ in „Fränkischer Reichskreis“ umbenannt. Und der Fränkische Reichskreis hat gut funktioniert, dreihundert Jahre lang! Juristisch hatte er zwar nicht die Qualität eines eigenen Staates, doch durchaus Staatengemeinschaftscharakter, berichtet Dr. Ritzer. Die verschiedenen fränkischen Gebietskörperschaften haben gut zusammengearbeitet, es gab eine funktionierende Infrastruktur, das Zoll wesen war einheitlich, bei Hungersnöten half man sich aus – und: Trotz aller Konfessionsunterschiede kam man als Einheit über den Dreißigjährigen Krieg. Dies sollte im fränkischen Selbstbewußtsein und im Bewußtsein der Verantwortlichen in Bayern verankert werden, meint der überzeugte Franke Ritzer: Wir sind keine Nordbayern, haben eine eigene Geschichte!
Die Franken als Wegbereiter Europas
Die Fränkische Arbeitsgemeinschaft also sollte und wollte nun den Tag der Franken auf den Weg bringen, der „Geburtstag“ des Fränkischen Reichskreises, der 2. Juli, wurde als Datum erwählt – bzw. wird zumeist der auf den 2. Juli folgende Sonntag genutzt. Die Idee, die einzelnen Regierungsbezirke abwechselnd zur Ausrichtung des Tags der Franken einzuladen und das Haus der Bayerischen Geschichte zu beteiligen, nahm schnell Gestalt an. Der Bezirkstagspräsident von Mittelfranken, Richard Bartsch, unterstützte die Idee, und so wurde aus Anlaß der Nürnberger Ausstellung „200 Jahre Franken in Bayern“ der Tag der Franken erstmals veranstaltet, nachdem der Bezirk Mittelfranken bereit war, zusammen mit der Fränkischen Arbeitsgemeinschaft und dem Fränkischen Bund die Veranstaltung auszurichten. 2007 wurde das oberfränkische Bamberg, das gerade 1000 Jahre Bistum feierte, zum zweiten Veranstaltungsort, verantwortlich für die Durchführung war der Bezirk Oberfranken. 2008 war Miltenberg in Unterfranken der Gastgeber.
Nunmehr war der Tag der Franken etabliert, es geht weiter! Nächstes Jahr wird wieder Oberfranken der Gastgeber sein, und nun kommt es schon zu einem Wettbewerb, wie um die Veranstaltung der Olympiade: Kulmbach hat sich diesmal erfolgreich um die Durchführung beworben, Bayreuth mußte zurückstehen und kommt 2013 dran! Aber zunächst erfolgt, veranstaltet vom Bezirk Mittelfranken, am 5. Juli der diesjährige Tag der Franken. Vorher wird ein wissenschaftliches Symposium am 26. Juni 2009 im Bezirksrathaus Ansbach stattfinden: „Tag der Franken – Geschichte – Anspruch –Wirklichkeit“ ist das Thema. Dort wird auch der Unterschied des Tags der Franken zu dem von den Nazis veranstalteten „Fränkischen Tag“ erläutert werden.
Erstmals wird in Bad Windsheim vom Bezirk Mittelfranken der Tag der Franken als eigenständige Veranstaltung durchgeführt, zudem, auch aus Anlaß der Europawahl, im oben beschriebenen europäischen Zusammenhang. „Die Franken sind die Wegbereiter Europas!“ sagt Helmut Ritzer mit Nachdruck. Zwei Weltreiche seien von Franken gegründet worden: Frankreich und das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Franken gehe auch heute noch über die Regierungsbezirksgrenzen hinaus. Heilbronn, die Hohenloher Gebiete seien im Grunde fränkisch, der weiß-rote Frankenrechen ist im Staatswappen Baden-Württembergs zu finden! Auch im heutigen Thüringen gibt es fränkische Regionen.
Die Ausstellung „Franken – Wegbereiter Europas“, welche nicht in Bayern stattfinden durfte, sondern nach Baden – Württemberg auswandern mußte, habe das anschaulich gemacht. „Wir Franken sind die Kinder Europas!“ mit Stolz nennt Ritzer Franken den Drehscheibenraum Europas, verweist auf jahrhundertealte Kontakte nach Prag, in den Osten, Westen, Norden und Süden: „Es ist wunderbar, daß der Bezirk Mittelfranken Partnerschaften mit Pommern, dem Limousin in Frankreich und vielen anderen europäischen Gebieten unterhält!“ Am 5. Juli in Bad Windsheim werden sie sichtbar werden, für jeden, der sich interessiert und genußbereit ins Freilandmuseum aufmacht!
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Weitere Infos: www.tagderfranken.de
Hallo Franken,
ich wollte euch als Karlsruher und somit Badener und gleichzeitig “Süd-Franke” mal kurz mitteilen, dass eure Karte “Ein Franken” leider geschichtlich nicht korrekt ist.
Siehe: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/60/Franken-um-800.jpg/630px-Franken-um-800.jpg
Sogar Baden-Baden (damals nur “Baden”) ist noch fränkisches Gebiet!
VG Robin
Hallo Robin,
vielen Dank für Deinen Kommentar mit den Ergänzungen. Es ist richtig, dass es mehrere Karten zu unterschiedlichen Zeitperioden gibt. Die gezeigte ist eben nur eine davon. Ich kenne die von Dir gezeigte Karte auch, und sie ist in einem anderen Beitrag meines Wissens auch veröffentlicht; wenn ich nicht irre, bei 20 Jahre Fränkischer Bund.
Hallo,
danke für das Feedback. Ich hatte das deshalb auch betont, da bei uns die Sprachgrenzen zwischen fränkisch und alemannisch bis heute erhalten geblieben sind.
Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCdfr%C3%A4nkische_Dialektgruppe
VG Robin