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311. StUB: Verspielt Franken erneut eine Chance?

Samstag, 3. Oktober 2015 | Autor:

Frankenlied

 

Lieber Blog Besucher,

dass was ich seit vielen Jahren immer wieder beanstande ist die Zerstrittenheit der Franken untereinander. Dass wir hier in Franken politisch nicht weiter kommen ist hauptsächlich diesen Punkt geschuldet. Die Uneinigkeit der Franken. Diese Eigenschaft des Franken wird von der Zentralregierung in München seit über 200 Jahren erbarmungslos ausgenutzt, und Franken damit benachteiligt.

 

Wahlplakat der Egoisten und Gegner von Frankens Zukunft

Solcherlei Wahlwerbung sprechen Bände. Wie Kurzsichtig, Eigenbrötlerisch und Egoistisch muss man sein, um solche Antistimmung gegen ein Projekt der Zukunft zu machen. München lacht sich kaputt angesichts solcher Beträge. 100 Millionen steckt man da so nebenbei einmal in die Sanierung von irgendwelchen Theatern, Musiksälen oder Museen. Für Nahverkehr in München wird nur noch in Milliarden gerechnet. Wir machen uns Gedanken wer das bezahlt. Einfach lächerlich.

1) Lesen Sie hier einmal einen Auszug aus dem Büchlein von Prof. Rudolf Endres “Franken und Bayern im 19. und 20. Jahrhundert” Seite 98 bis 101

Frankens Probleme

Damit sind wir beim entschiedenen Problem in Franken und auch im Verhältnis von Franken und Bayern – es gab und gibt kein einheitliches Franken. Franken kann gegenüber München nicht mit einer Stimme reden und die gesamtfränkischen Belange mit dem nötigen Nachdruck vertreten.

Es ist das historische Erbe, das die fränkische Mentalität bis auf den heutigen Tag geprägt hat. Es ist das Erbe der vielen großen und kleinen Territorien, der geistlichen und weltlichen Fürstentümer, der Grafschaften und Reichsstädte sowie der Zwergstaaten der Reichsritter mit ihren wenigen Hintersassen, die alle ängstlich darauf bedacht waren, nichts von ihren Rechten und Privilegien zu verlieren. Seit der Reformation hat dann auch noch die unterschiedliche Konfession selbst unmittelbare Nachbardörfer zu oft erbitterten Feinden werden lassen. Der Fränkische Reichskreis war nur ein lockeres Band, das die vielen unterschiedlichen Herrschaften in Franken zusammenschloss und ein gesamtfränkisches Bewusstsein und Selbstverständnis bestenfalls in Ansätzen erwachsen ließ. Freilich haben gerade diese Vielfalt und Heterogenität den kulturellen Reichtum Frankens bewirkt und ausgemacht.

Erst unter der harten und rigorosen Politik Montgelas die keinerlei Rücksichten auf historisch  gewachsene Strukturen und Verhältnisse nahm, wurde Franken im Königreich Bayern enger zusammen gezwungen und damit zugleich nivelliert. Der Zwerg- und Vielstaaterei wurde beseitigt und erst jetzt erwuchs Franken, insbesondere in der liberalen Bewegung des Vormärz zu größerer Einheit zusammen. Doch mit der Einrichtung der drei Regierungsbezirke Ober-, Mittel- und Unterfranken(134) 1837 wusste München sehr geschickt die Einheit Frankens nicht zu weit voranschreiten zu lassen. Fortan konnte stets ein Bezirk gegen den anderen ausgespielt werden, und das Regierungsprinzip von „Divide et Impers“ funktioniert bestens. Nicht einmal ein gesamtfränkischer Geschichtsverein kam zustande. Als Hans von Aufseß, der Gründer des Germanischen Nationalmuseums, einen „Historischen Gesamtverein für Ostfranken“ schaffen wollte, erhielt er von den bereits bestehenden Historischen Vereinen Mittelfranken, Unterfranken und Oberfranken sogleich definitive Absagen. Der Historische Verein von Mittelfranken erklärte, in der „Constituierung eines historischen Vereins von Ostfranken“ sehe man nicht den richtigen Weg für die Zukunft, da „die Centralisation die freie Bewegung“ nur hemmen würde(135).

Selbst unter den Nazis, als auf den angeblichen „fränkischen Stamm“ so viel Wert gelegt wurde, verbot der selbsternannte „Frankenführer“ Julius Streicher den Oberfranken im „Gau Ostmark“ auch nur die Verwendung des Namens fränkisch(136).

Die innerfränkische Teilung wiederholte sich 1945, als wiederum die politische Einheit Frankens nicht zustande kam. Es blieben die 3 Regierungsbezirke im Freistaat Bayern weiterhin bestehen, und die bayerische Regionaleinteilung von 1975 hat Franken sogar in 7 Regionen aufgeteilt.

Die eine, große weitgehend autonome „Region Franken“, ja sogar das „eigene Bundesland Franken“, das immer wieder gefordert wurde und noch wird, bleibt eine Illusion(137). Die „Region Franken“ scheitert nicht nur am Widerstand Münchens, sie scheitert vor allem an der fränkischen Zerstrittenheit, Uneinigkeit, Eigenbrötelei und Eifersucht. Zu ängstlich schielt jede Region auf die andere oder sogar jede Stadt auf die Nachbarstadt und passt genau auf, dass sie selbst ja nicht zu kurz kommt. Ich erinnere nur an den Streit um den Standort der neuen Universität in Oberfranken, bis sich schließlich München salomonisch für Bamberg und Bayreuth entschied. Kennzeichnend ist auch der jüngste Streit um den Lithotripter, den Nierensteinzertrümmerer, um den sich Nürnberg und Erlangen sowie Würzburg und Schweinfurt erbitterte Kämpfe lieferten, so dass angesichts der Uneinigkeit wieder einmal München frei entscheiden konnte. Auch auf das von fränkischen Industrie geforderte und massiv finanziell geförderte Zentrum für Mikroelektronik erhoben sofort Nürnberg, Erlangen und Fürth Anspruch, bis schließlich doch die Vernunft siegte und man überein kam, in aller Ruhe den künftigen Standort im mittelfränkischen Ballungsraum auszuwählen(138). Oder, um einen anderen Bereich aufzugreifen, welcher fränkische Regierungsbezirk würde heute auf sein Staatsarchiv verzichten, um einem Fränkischen Hauptarchiv Platz zu machen? Und wo sollte dieses Fränkische Zentralarchiv untergebracht werden? In Nürnberg, in Würzburg oder in Bamberg? Oder wo sollte die Fränkische Landesbibliothek eingerichtet werden? In Bamberg, wie Hanns Meinhart vorschlug? (139) Das würde mit Sicherheit einen Sturm der Entrüstung in Würzburg, Erlangen und Nürnberg hervorrufen.

Welche Region oder welche Stadt wäre heute bereit, auf ihr Kunst- oder Heimatmuseum zugunsten eines Gesamtfränkischen Museums zu verzichten? Wäre diese Vereinheitlichung und Zusammenfassung an einen Ort in Franken nicht genauso unhistorisch wie die Ausstellung fränkischer Kunstschätze und Kulturgüter in München?

Grundsätzlich gefragt: Welche Stadt sollte zur Hauptstadt Franken werden? Selbst der Anspruch Nürnbergs als volksreichste und größte Stadt auf eine führende Rolle in Franken stößt bei anderen Regionen auf heftigsten Widerstand. Für Unterfranken ist Nürnberg – so formuliert es einmal unmissverständlich der dortige Regierungspräsident – „nur ein Verkehrshindernis, nur ein Ärgernis auf dem Weg nach München“ (140), und viele Ober- und Unterfranken teilen diesen Standpunkt. Aber das ist eben typisch fränkisch und macht letztlich Franken aus: seine Uneinigkeit und Eigenbrötelei, seine Eigenwilligkeit und Vielfalt.

München hat diesen fränkischen Charakterzug erkannt und ihn lange Zeit dazu ausgenutzt, um die innerfränkischen Rivalitäten zu pflegen. Neuerdings aber – und dies muss anerkannt werden – beginnt man in München die Vielfalt Frankens in wachsenden Maße zu respektieren und zu akzeptieren. Dies hat zu einer spürbaren Dezentralisierung oder Regionalisierung im kulturellen Bereich geführt, etwa in der Denkmalpflege, im Archivwesen(141) oder in der vielfältigen Museumslandschaft(142), in der sogar drei neue Zweigmuseen(Windsheim, Weißenburg, Kronach) entstanden sind. Für die neuen Galerien und Sammlungen hat man sogar die Magazine und Bestände in  München geöffnet, so dass mancher prähistorische Fund oder Kunstgegenstand wieder in seine Heimat zurückkam.

Nutzen wir die neuen Erkenntnisse und kulturpolitischen Vorstellungen und Leitlinien der Staatsregierung in München und holen wir nach Franken zurück, soviel nur möglich ist. Aber bleiben wir dabei Realisten: Ein einheitliches Franken mit einem gesamtfränkischen Bewusstsein wird es wohl nie geben. Leider wird auch weiterhin vorerst in Geltung bleiben, dass Ober-, Unter- und Mittelfranken nur in München zusammenkommen können. Bleibt nur zu hoffen, dass es in München – wie schon früher – genügend Franken geben wird, die die Belange Frankens adäquat zu vertreten wissen.

Stub

Bild Partei für Franken

Vielen Dank der Partei für Franken für die Genehmigung diesen Bericht hier veröffentlichen zu dürfen.

 

Am 19. April 2015 lehnte die Mehrheit des Landkreises Erlangen-Höchstadt in einem Bürgerentscheid den Beitritt zum Zweckverband StUB ab. Der Kreisverband ER/ERH der Partei für Franken – DIE FRANKEN bedauert diese Entscheidung und kritisiert die Kirchturmpolitik der Freien Wähler sowie die mangelnde Durchsetzungskraft der hiesigen CSU in München. Ein zukunftsorientiertes Verkehrskonzept und die zukünftige wirtschaftliche Attraktivität der Region stehen auf der Kippe.

Der Beitritt des Landkreises Erlangen-Höchstadt zum Zweckverband StUB ist u.a. aufgrund der für den Landkreis zu erwarteten Kosten in Höhe von 32,1 Millionen Euro gescheitert. Die Partei für Franken – DIE FRANKEN sieht damit eine große Chance für ein attraktives Nahverkehrssystem in der Region vertan. Klaus Sommerkorn, Stellvertretener Vorsitzender vom Kreisverband ER/ERH der Partei für Franken – DIE FRANKEN kritisiert in diesem Zusammenhang auch die Kirchturmpolitik der Freien Wähler. „Die Freien Wähler im Norden des Landkreises haben eine Spaltung des Landkreises betrieben, indem sie der Bevölkerung einfach eingeredet haben, dass die StUB nichts bringe, wenn man selbst nicht angeschlossen sei“, sagt Sommerkorn. „Auch wenn die StUB natürlich nicht den kompletten Landskreis ERH anbinden kann,“ so Sommerkorn weiter „profitiert der gesamte Landkreis von einer modernen Infrastruktur, da die StUB die Region um Erlangen für Firmen und Forschungseinrichtungen noch attraktiver macht und dies zur Sicherung der bestehenden, aber auch Schaffung neuer Arbeitsplätze beiträgt. Etwas mehr Weitsicht hätte ich mir schon von den Freien Wählern erwartet“, fährt Sommerkorn fort.

Sebastian Eidloth vom Kreisverband der Partei für Franken – DIE FRANKEN macht für das Scheitern auch die mangelnde Durchsetzungsfähigkeit der hiesigen CSU verantwortlich. „Während in München Großprojekte wie z.B. der Bau der zweiten S-Bahn Stammstrecke mit Baukosten von über 2 Milliarden Euro immer Chefsache sind,“ so Eidloth „ist es der CSU um Landrat Alexander Tritthart nicht gelungen, in München genügend Fördergelder für die StUB loszuschlagen“. Die vom Freistaat Bayern zugesagte Förderung in Höhe von 76 Millionen Euro bei geschätzten Gesamtkosten von 365 Millionen Euro für die StUB empfindet Eidloth als zu niedrig. „Absolut lächerlich und es zeigt nur einmal mehr den Stellenwert Frankens innerhalb Bayerns und die ‚Oberbayernlastigkeit’ der CSU.“

DIE FRANKEN begrüßen daher ausdrücklich die Initiative des Herzogenauracher Oberbürgermeisters German Hacker, notfalls im Alleingang mit Erlangen und Nürnberg die sogenannte L-Lösung für die StUB – also ohne östlichen Schienenweg nach Uttenreuth – voranzutreiben.

 

 

Erfreulich ist es, dass es auch noch Franken gibt die einen Weitblick haben und nicht nur an sich denken, das heißt, das Allgemeinwohl und die Zukunfts Franken im Blick zu haben.

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