196. Franken offensiv, naiv, abgehängt!
Sonntag, 8. Juli 2012 | Autor: intern
Frankenlied
Armut – Christoph Aron Pixelio.de
Franken offensiv, naiv, abgehängt!
Fast unbemerkt brachte wieder einmal die „ober“fränkische Presse zum Jahreswechsel einen Bericht „Oberfranken wird abgehängt“ (DIW-Studie). Als Bewohner in der letzten Generation (wenn die Entwicklung so anhält) dieses wunderschönen, aber vergessenen, verratenen und verkauften, von Schnappauf und Konsorten zu Tode schöngeredeten Landstriches trieb es nicht nur mir beim Lesen die Zornesröte ins Gesicht.
Von F.J.Strauß bis Stoiber galten hier in Franken bislang zwei Grundregeln:
1. Uneingeschränktes, kritikloses, positives Denken. Oberfranken kreativ konstruktiv, innovativ, naiv, Aufsteigerregion, Zukunftsregion …
2. Absolut kein „Jammern“, kein Zahlenvergleich, auch wenn die Ungerechtigkeit zum Himmel stinkt. Selbst die Presse hielt sich strikt daran. Außer der bayerischen Wetterkarte wird immer nur innerhalb „Ober“frankens verglichen und somit nur der Neid der einzelnen Kommunen untereinander bewirkt. Dass z.B. für den Nahverkehr in München täglich 500.000 € (noch ohne Transrapid) ausgegeben werden und in Oberfranken ein paar Cent, die man dann noch um 1/3 kürzt, ebenso wie die Städtebauförderung, interessiert scheinbar „ka alte Sau“.
Wikipedia Foto Gerd Seidel – Erwin_Huber
Ein altbayerischer Superminister
Minister Huber verweist uns dann regelmäßig darauf, dass wir ja hier von unseren Steuergeldern auch 3 Mio. bekommen haben, während man „unbemerkt“ in Oberbayern das Vielfache ausgibt. Der Spruch „wir sind doch nicht blöd“ passt demnach nicht so recht für uns hier nördlich des Gammelfleischäquators.
Wie sonst hätten sich kürzlich wohl Herr Rodenstock und Herr Brossardt erdreistet unverblümt auszusprechen, was bei uns schon lange z.T. Fakt ist. Unsere fränkischen Städte sollen reine Wohn- und Schlafstädte für die Ballungszentren sein. Es geht noch weiter: Demnach sollte man hier alle Fördermittel streichen und nur die Infrastruktur ausbauen. Um 40 % geringeren Lebensstandard als in den Ballungszentren – kein Problem, wir haben dafür die bessere Luft, keinen Einkaufsstress, usw.
Das eigentlich Unfassbare, der absolute Hammer ist die Tatsache, dass die verantwortlichen Politiker vor Ort (MdL Nadler, MdB Koschyk, MdB Friedrich) und auch die Opposition (MdL Dr. Rabenstein, MdB Kramme) zum Jahresanfang keinerlei wahrnehmbare Reaktion auf diese neue Qualität der Verachtung unserer Region zeigten. Pfui! Stattdessen jubelt die Presse immer neue „Regionalpolitversager“ hoch. So mussten wir in den letzten 4 Jahren regelmäßig halbseitige Berichte mit Farbfotos über „Parteisoldat“ Dr. Wuermeling ertragen. Ergebnis: Er drückt uns jetzt von Brüssel aus die Fichtelgebirgsautobahn aufs Auge, damit man schneller von Prag nach Paris kommt und damit wir in unseren Schlafstädten auch etwas Lärm und Umweltzerstörung haben.
Aktuelles Beispiel: MdL Melanie Huml – drei mehrspaltige Berichte. Leistung: Enthaltung bei der Abstimmung darüber, ob der Bamberger Domschatz in Bamberg bleiben soll. Kürzlich auf der 1. Seite des Kuriers: „Sie isst gerne Schokolade“. Es geht halt nichts über eine kritisch hinterfragende Presse!
Einziger Lichtblick ist Wolfgang Hoderlein, dem die Region Franken seit jeher ein echtes Anliegen ist. Und evtl. noch von Gutenberg, der zumindest ab und zu etwas fränkisches Bewusstsein durchschimmern lässt.
Joachim Kalb, Weidenberg
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Wir haben genug von weiß – blau und den Besatzern
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