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72. Benachteiligung Frankens ist greifbar

Sonntag, 3. Oktober 2010 | Autor:

Frankenlied

 

 

10.11.2008 | 20 Jahre Bayern von 1988 bis 2007:

“Nach Jahrzehnten der Benachteiligung ist ein objektiver Rückstand da!”

Schriftliche Anfrage Wolfgang Hoderleins vom 24.6.08 und 23.9.08 (Teil 2).

Sonderfall braucht Sonderbehandlung
• Entwicklung Oberfrankens anders als im „restlichen“ Bayern
• Was hilft Oberfranken mehr: Totschweigen/Schönreden oder wahrheitsgemäß
sagen, was ist?

Es ist seit etlichen Jahren die immer gleiche Situation. Die einen sagen, man dürfe nichts Kritisches oder Negatives oder Wahrheitsgemäßes sagen, denn dieses schade dem Image, sei letztlich Nestbeschmutzung, Heimatverrat, Gejammere und Nörgelei. Die anderen sagen, dass die regionalen Verhältnisse in Bayern derart krass auseinander laufen, was sich widerspruchsfrei objektiv und faktisch belegen lässt, dass man gar nicht umhin könne, diese Auseinanderentwicklung zu benennen, um daraus die Legitimation für nötiges Handeln zur Überwindung dieser Spaltungsentwicklung zu schöpfen. Heimatliebend handelt nicht der Schweiger, Verdränger oder Schönredner, der gern im Tarnmäntelchen des selbstbewussten, modernen, positiv gestimmten Marketingjüngers auftritt. Heimatliebend verhält sich der Darsteller von Heimat-Tatsachen, zu deren Überwindung er aufruft, als Auftrag an Politik, Wirtschaft, etc. pp.
Voraussetzung ist Grundverständigung über Tatsachen. Dem wollte ich entsprechen und habe zu diesem Zweck zwei Schriftliche Anfragen gleichen Titels an die Bayerische Staatsregierung gerichtet. Erfragt wurden Daten, an deren Auswertung sich die regionale Entwicklung in 20 Jahren darstellen lässt. Hinzu kommt eine spezielle Nachfrage zur Situation der außeruniversitären Forschungseinrichtungen, einem überragenden Einzel-Parameter für Standorte bzw. für die Innovations- und damit Zukunftsfähigkeit einer Region.

Was sind die Erkenntnisse, welche (politischen) Handlungsaufräge ergeben sich daraus?

1. Bayern ist ein Land mit hohen Differenzen unter seinen Regionen. In einer Reihe von Bereichen wachsen diese Differenzen.


2. Im Rahmen dieses Prozesses bilden sich – über alle Parameter gerechnet – zwei Pole immer deutlicher heraus: Oberbayern und Oberfranken. Sie sind die Extreme innerhalb dieser bayerischen Spreizung.


3. In den wichtigsten Parametern (Bevölkerungsentwicklung / Abwanderung / Altersaufbau; Arbeitslosenquote; Wachstum, BiP; Kapazitäten in Forschung, Entwicklung, Technologietransfer; Anteil ungelernter Beschäftigter, Anteil Akademikerarbeitsplätze; durchschnittliche Finanzkraft der Kommunen) belegt Oberfranken in Bayern eine mit anderen nicht vergleichbare objektive Sondersituation.


4. Was folgt?
Sondersituationen begründen Sondermaßnahmen zur Reaktion auf die Sondersituation! Nur durch „Bevorzugungen“ ist eine Annäherung an den Bayerndurchschnitt zu schaffen. Gleichbehandlung, Gießkanne etc. zementiert, ja fördert die Auseinanderentwicklung in Bayern noch weiter.


5. Förderschwerpunkt über die EU-Förderung (ELER, EFRE, ESF), über die GA- Förderung, über das groß von der Bayerischen Staatsregierung angekündigte „Aktionsprogramm ländlicher Raum“, durch Aufnahme eines Sonderfaktors in den Bereich Schlüsselzuweisungen des Freistaats an die Kommunen, durch Anhebungen von Förderungen nach dem Finanzausgleichsgesetz (insbes. Art 10 FAG), durch ein Sonderprogramm Oberfranken für Familie und Schule (anzustreben sind Platz 1 in Bayern bei Ganztagsschulentwicklung, Krippenplätzen und Familienhilfe – Begründung: Bayernweit einmalige Familienabwanderung), durch überproportionale Unterstützung bei IHK und HWK für Fortbildungsprogramme, durch einen Masterplan zur Schaffung von außeruniversitäten Einrichtungen für Forschung und Entwicklung sowie für Ausbau von Technologietransfereinrichtungen und Unternehmensberatungen für Gründer; durch Verbesserung der Verkehrssituation insbesondere im Bereich ÖPNV (Verkehrsverbund Schiene/Straße) und im Schienengüterverkehr; durch raschen Ausbau durch Sonderprogramm im Bereich schnelle, hochleistungsfähige Internetverbindung/DSL; geschlossene Konzeption zur Förderung weicher Standortfaktoren, insbesondere im Bereich Kulturförderung und Tourismus; Rückgabe fränkischer Kulturgüter; Förderung regionaler Identität durch internationales Marketing („Mitte Europas“) ebenso wie durch Belebung regionaler Symbolik wie z.B. Frankenfahne; Hilfen bei richtigen Marketingansätzen wie „Bierland Oberfranken“ und „Genussregion Oberfranken“ usw. usf. Der Vorschlagskreativität soll hier keine Grenze gesetzt werden.


6. Wer aus Unkenntnis oder falscher Anwendung von Marketing-Glaubenssätzen die Sondersituation Oberfrankens leugnet oder kaschiert, erweist der Region einen Bärendienst und verwirkt dadurch die (politische) Legitimation/Begründung für die Forderung nach bayerischen Sondermaßnahmen für Oberfranken.


7. Alle positiven Aspekte Oberfrankens sind – ohne Widerspruch zur objektiven Darstellung der negativen Teilbereiche – zu hegen, pflegen, vermarkten …, als da sind:
Natur und vielgliedrige Landschaft, reiche Geschichte und kulturelles Erbe, günstiges Preis-Leistungsverhältnis, günstige Preisstruktur bei Grundstücken, Immobilien, Mieten, bodenständige, solide, verlässliche Mentalitäten in der Bevölkerung, geografische Lage in Europa, hohe Industriedichte und industrielle Erfahrung bei Unternehmen und Arbeitnehmern, Essen und Trinken, insbesondere im Bereich Bier, Wurstwaren und Backwaren sowie regionaler Küchenspezialitäten, regionales Brauchtum und regionalspezifische Kulturangebote. Auch hier: usw. usf.


8. Oberfranken hat hinreichend Potential und Selbstheilungs- und Entwicklungskräfte. Aber nach Jahrzehnten der Benachteiligung ist ein objektiver Rückstand da, der aus eigener Kraft auch vom fleißigsten und innivationsbereitesten Volksstamm nicht allein aufgeholt werden kann. Deshalb und nur deshalb sind Sondermaßnahmen begründet und notwendig, ist eine bewusste Ungleichbehandlung im Sinne von überdurchschnittlicher Förderung nötig, damit annähernder Gleichstand erreicht wird. Diese, aus der Sicht Oberfrankens, bewusste Bevorzugung wäre dann im historischen Kontext nichts anderes als der späte Ausgleich für vormalige Benachteiligung.

„Yes, we can“, sagt Barack Obama.
“Mir can scho aa, wenn sa uns endlich su lossn wie die annern aa“, sagt der
Oberfranke.


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Bitte beachten Sie auch:

Lesen Sie zu diesem Thema auch den ersten Teil der Anfrage: “Oberfranken bleibt immer außen vor”.
© 2009 – Wolfgang Hoderlein | Impressum

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Thema: So wird Franken benachteiligt

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25 Kommentare

  1. […] der Fränkische Bund, hören so oft, wenn wir Tatsachen über die Benachteiligungs Franken öffentlich machen, dass wir Franken nur am jammern sind. Aber, die Fakten zeigen, dass es wichtig […]

  2. […] , so an der Nase herum führen? Warum lassen sich intelligente Menschen in so einer Art von einer kleinen Gruppe aus München so manipulieren? Warum lassen sich Menschen mit gesunden Menschenverstand finanziell ausnehmen und bestehlen, um […]

  3. […] nach 200 Jahren Besatzung hat Oberbayern es geschafft mit Hilfe der Milliarden aus Franken den “großen Max” zu […]

  4. […] einige Worte verlieren. Natürlich hat ein Verein seine Vorteile, weil er unabhängig agieren kann. Aber sind wir doch mal ehrlich, was hat es für jeden Franken wirtschaftlich gebracht – ich meine damit in Cent und Euro – wenn man die Petition für die […]

  5. […] Absolut kein „Jammern“, kein Zahlenvergleich, auch wenn die Ungerechtigkeit zum Himmel stinkt. Selbst die Presse hielt sich strikt daran. Außer der bayerischen Wetterkarte wird immer nur […]

  6. […] samt der fränkischen Abgeordneten von CSU und FDP müssen wir wirklich dankbar sein für die großen Taten die Sie in den letzten 4 Jahren vollbracht haben und auch im letzten Jahr vor der Wahl noch […]

  7. […] hier in diesen Blog einmal schlau machen, was da an Filz, Schiebereien und Manipulation abgeht. Wenn wir hier in Franken nicht noch mehr abgehängt werden wollen, dann wird es Zeit dass wir eine fränkische Partei unterstützen die unsere eigenen Interessen […]

  8. […] Altbaiern, lassen Sie uns Franken unsere eigene Politik in Tourismus, Kultur, Wirtschaft usw. machen, dann kommt immer etwas Gutes dabei heraus. Wir […]

  9. […] Feierliche Eröffnung des Festaktes mit einem Klarinettenquartett, Emmi Weiß, 1. Vorsitzende der FAG begrüßte die zahlreichen Gäste, namentlich besonders die Ehrengäste und Vertreter der Parteien auch im Namen des Fränkischen Bundes e.V. Emmi Weiß stellte die FAG als eine Art “außerparlamentarische Opposition” dar, deren Ziel es sei, Franken als eigenständige Region im vereinten Europa zu etablieren. Der Beifall war immer dann besonders stark, wenn Frau Emmi Weiß oder auch die anderen Redner auf die Benachteiligung und sonstigen Versäumnisse durch München hinwiesen. Schon immer fließt mehr Geld in die Zentrale nach München ab als in umgekehrter Richtung. […]

  10. […] können Missstände und Fehlentwicklungen deshalb einfacher aufzeigen, weil wir keinerlei staatliche Förderung bekommen«, betont Kalb die […]

  11. […] aussieht. Jeder, der mit sich und der Wahrheit kein Problem hat, wird sehr schnell erkennen, dass es an der Zeit ist, mehr für die Zukunft Frankens zu […]

  12. […] Mein Wunsch ist es, dass viele fränkische Bürger doch endlich begreifen, zu wem und was Sie im Jahre 1806 zwangseinverleibt wurden. […]

  13. […] erstenmal bei einer Landtagswahl an. Das heißt, wir Franken haben zum erstenmal die Möglichkeit fränkische Interessen, über echte fränkische Abgeordnete im Landtag in München, Gewicht und Stimme zu geben. Die […]

  14. […] Würde eine solche Statistik vielleicht die “gute” Politik in Bayern in Frage […]

  15. […] ein Jubelgeschrei anstimmen bzw. eine Schlagzeile setzen, obwohl dies angesichts der angeführten Zahlen völlig fehl am Platze ist? Sind Sie nicht auch der Meinung, dass dies mit ein Grund dafür ist, warum man mit uns hier so […]

  16. […] März 2014), die von jedermann im Internet eingesehen werden können und die eine deutliche Sprache sprechen. Und das sind keine Probleme der letzten Jahre, sondern eher eine Entwicklung seit […]

  17. […] –          Die Tatsachen werden verdreht […]

  18. […] Gerechtigkeit: […]

  19. […] von der ersten Deutschen Nationalversammlung die Grundrechte des deutschen Volkes verabschiedet. Bayern verweigerte die Anerkennung der Grundrechte und provozierte damit die politische Opposition i… Diese für unser heutiges Politikverständnis zentrale Thematik fand in der Landesausstellung […]

  20. […] aber davon ist Bayern weit entfernt. Selbst die gewählten fränkischen Abgeordneten vergessen die fränkischen Interessen wenn Sie die Fleischtöpfe in München sehen. Ändern kann dies nur der fränkische Bürger, indem […]

  21. […] gab es noch 60 Mio. für Nordbayern in drei Show-Veranstaltungen, von gleich drei Ministern unter Beifall der sog. fränkischen […]

  22. […] dass die Bevölkerung dort in Franken ja nicht auf die Idee kommt, etwas zu haben, was es vor den Münchner Raubrittern zu schützen gilt und was dieser wirtschaftlich nicht allzu starken Region eine neue goldene […]

  23. […] ein Jubelgeschrei anstimmen bzw. eine Schlagzeile setzen, obwohl dies angesichts der angeführten Zahlen völlig fehl am Platze ist? Sind Sie nicht auch der Meinung, dass dies mit ein Grund dafür ist, warum man mit uns hier so […]

  24. […] kann ich nur sagen – nur zu, nichts wäre uns Franken […]

  25. […] setzen, dann werden Sie sehr schnell entdecken, dass da vieles nicht so ist wie es sein sollte; um es vorsichtig auszudrücken. Lesen Sie einfach mal den Beitrag von Manfred […]

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