295. Wir in Franken 16.Jahrgang Nr.1/2006 Zeitschrift des Fränkischen Bundes
Samstag, 4. April 2015 | Autor: intern
Frankenlied
Ausgabe 16.Jahrgang Nr.1 – 2006
Auszüge aus der Vereinszeitschrift
“Wir in Franken”
Tag der Franken im 1000-jährigen Bamberg 2007
Ein Kommentar aus fränkischer Sicht von Joachim Kalb
Große Ereignisse wie die Fußball-WM haben ihre Spuren hinterlassen. Sprunghaft stieg die Anzahl der schwarz-rot-goldenen Fahnen an, während weiß-blau gerautet oder gestreift nicht mehr ‘in’ ist. Auch kleinere Ereignisse wie der Tag der Franken am 2. Juli 2006 wirkten in Verbindung mit der Nürnberger Ausstellung 200 Jahre Franken in Bayern positiv nach. Schon das Datum war ein Erfolg, wurde doch damit an den immerhin 300 Jahre lang bestehenden Fränkischen Reichskreis erinnert. Mit dem Gedenken an dieses Ereignis vor 500 Jahren dürfte es auch Geschichtsprofessoren wie Herrn Blessing und Herrn Weber (Uni Erlangen) dämmern, dass sich fränkisches Zusammengehörigkeitsgefühl nicht erst gebildet hat, nachdem Franken von Napoleon an Bayern ‘verscherbelt’ wurde. Unbewiesene Behauptungen haben in der Geschichtswissenschaft nichts zu suchen!
Immerhin sprach ‘fast-Ministerpräsident’ Dr. Beckstein am Tag der Franken von einem echten Zugewinn für das landwirtschaftlich geprägte Bayern.
Der Peiniger und Schänder Frankens
Die Annexion Frankens durch Bayern brachte demnach zwei entscheidende Vorteile für Altbayern:
Die Plünderungen und Raubzüge des Herrn Montgelas füllten die leere Münchner Staatskasse. Das früher handwerklich und später industriell hochentwickelte Franken führte Bayern vom Mittelalter in die Neuzeit. Mit dem Festtag wollten die drei fränkischen Regierungsbezirke noch stärker an die fränkische Geschichte erinnern.
Bescheiden, wie wir vom Fränkischen Bund e.V. nun mal sind, freuen wir uns ehrlich über diese allseits wachsende Einsicht. Taten statt Worte, also all zu gerne würden wir die entsprechenden Konsequenzen aus dieser Einsicht feiern. Diese wären:
1. Fränkische Geschichte muss endlich wieder in den Schulen unterrichtet werden. Für die entsprechende Ausbildung der Lehrkräfte muss natürlich ein Lehrstuhl für fränkische Geschichte installiert werden.
2. Das ‘alt’-bayerische Fernsehen soll endlich damit aufhören, mit unseren Rundfunkgebühren pseudowissenschaftliche und grob verfälschte Sendungen zu produzieren und weiterzugeben. Jüngstes haarsträubendes Beispiel, die BR-Sendung Bayerns Päpste (16.08.2006). Der Titel zeigt schon die Absicht, das Volk dümmer zu machen als PISA erlaubt. Da wird der aus Sachsen stammende Bamberger Bischof Clemens II., der 1046! Papst wurde, ein ‘bayerischer’ Papst. Bamberg hatte damals so wenig mit Bayern zu tun wie Breslau oder Helgoland. Er konnte schon deshalb kein Bayer sein, weil er in Rom mit der Korruption aufräumen wollte, weshalb er bereits nach einem Jahr starb.
3. Der Weltkulturerbestadt Bamberg, dem ‘fränkischen Rom’, wurde am 5.6.2004 definitiv von allen im Landtag vertretenen Fraktionen, also nach langem Zögern auch von der CSU-Fraktion (Dr. Herrmann), die Rückgabe des Bamberger Domschatzes für 2007 versprochen. Dies war kein unverbindliches Wahlversprechen, sondern das Versprechen eines Landesparlaments! Wird es nicht eingelöst, müsste der Landtag eigentlich aufgelöst werden. Mit der FB-typischen ‘freundlichen Hartnäckigkeit’ haben wir über lange Jahre durch unsere Petitionen und Unterschriftensammlungen diesen Beschluss mit herbeigeführt.
Wir bitten die Fränkische Arbeitsgemeinschaft und den Frankenbund, der sich selbst immer als Hüter fränkischer Kultur und Geschichte versteht, kräftig mitzuhelfen, dass zur 1000-Jahr-Feier der Stadt Bamberg im nächsten Jahr der Domschatz wieder in Bamberg ist, wo er nach dem ausdrücklichen Willen des Stifters Kaiser Heinrich II. hingehört. Der neue Bamberger SPD-Bürgermeister Starke wird sich sicher mit dem gleichen Engagement für die Rückgabe einsetzen wie es sein Parteifreund, der ehemalige MdL Odenbach, getan hat.
Herr Bezirkstagspräsident von Oberfranken, Dr. Denzler, bitte beginnen Sie jetzt mit der konkreten Planung für den Tag der Franken 2007 in Bamberg. Die Veranstaltungsprogramme werden jetzt gedruckt!
Nur die Zusammenarbeit einer ‘großen fränkischen Koalition’ aus Parteien und Verbänden kann den guten Start des Tages der Franken in Nürnberg zu einem ‘echten Renner’ in den nächsten Jahren werden lassen. Etwas mehr Mühe müssten sich allerdings die Medien geben.
* Joachim Kalb, Jahrgang 1947, ist seit 1990 im
Fränkischen Bund e.V. und Mitglied im Landesvorstand
Fränkisch wird nicht nur im heutigen Franken gesprochen!
Eine Betrachtung von Joachim Gehring
Das Fränkische zählt zu den westgermanischen Sprachen und wird in verschiedenen Sprachfärbungen (z. B. Grumbirn, Grumbeere, Grumbir oder Erpfl, Aardöpfel, Äärdäbbel – für Kartoffel) in Deutschland, Holland, Frankreich und Belgien gesprochen.
Siehe nebenstehende Grafik
Aus dem Fränkischen und (Nieder-) Sächsischen bildete sich die heutige deutsche Hochsprache heraus.
Joachim Gehrig, Jahrgang 1958, seit 2002 im FB, Beamter bei der Bundespolizei, seit 2005 im Landesvorstand.
Im Jahr 2010 darf Deutschland die Kultur-Hauptstadt Europas stellen.
Die fränkische Stadt Bamberg wollte kandidieren, sie muss sich aber einer Vorauswahl innerhalb des Freistaates Bayern stellen. Die bayr. Staatsregierung entschied im Juni 2004 für Regensburg, weil die die besseren Chancen hätte als Bamberg. Die fränkische Enttäuschung war tief.
Und nun folgendes:
Nur die Städte und Regionen Braunschweig, Bremen, Görlitz und Potsdam haben die Kulturplakette bekommen.
Regensburg hat also nicht einmal die Anwartschaft geschafft!
So ganz nebenbei bemerkt……. von Norbert Gramlich*
Wir saßen gemütlich am Tag der Franken (2.7.2006) mitten im Festzelt des Museums für Industriekultur in Nürnberg und lauschten der launigen Rede des Innenministers Dr. Günther Beckstein. Uns gegenüber saßen zwei ältere Personen, eine Einladung des Frankenbundes vor sich liegen. Plötzlich sagte der Herr der Beiden: ‘Mia missn doch frouh sei, dass uns die Baiern domols ibbahabbts gnumma hom, ba dene Schuld’n, die mir Frangg’n ghabt hom! Die Preiß’n jedenfolls hom uns net gmecht!’…..
Meine Antwort: ‘Das stimmt aber doch alles gar nicht!’ veranlasste diesen Herrn, seine Partnerin aufzufordern und zu gehen. Sie nahmen ihre Getränke und setzten sich wo anders hin. So, als ob wir die Pest hätten.
Ich hätte nämlich aus dem Buch ‘Franken – ein Irrtum der bayerischen Geschichte’ von Peter Hofmann (Verlag Horst Brösler, Marktheidenfeld) argumentieren können, dass Franken niemals verschuldet war, dort heißt es nämlich wörtlich:
‘Durch die Angliederung der Gebiete nördlich der Donau, war dieser Landesherr (gemeint ist König Ludwig I. Anm. d. Red.) und seine Nachfolger in der Lage, ihre großen Ideen und Pläne zu verwirklichen. Sie konnten eine große Anzahl von kunsthistorischen Bauten und Einrichtungen schaffen, die Bayern weit über die Grenzen hinaus bekannt machten. Allein, was König Ludwig I. fertigbrachte, übertraf alles, was vorher in Bayern geschaffen worden war. Seine Prachtbauten, wie zum Beispiel der Wittelsbacher Palast, die Ludwigskirche, die Allerheiligenkirche, die Maria-Hilf-Kirche, die Basilika, die Feldherrnhalle, das Siegestor, die Glyptothek und die Pinakothek in München, das Pompeanum in Aschaffenburg, der Königsbau der Münchener Residenz, die Walhalla bei Regensburg und die Befreiungshalle bei Kehlheim sind bleibende Baudenkmäler für Bayern, welche diesen Landesvater unsterblich machten. Die glühende Liebe für sein Bayern überstrahlte das ganze Land, und seine Bewohner waren erfüllt von großer Liebe und Ehrfurcht gegenüber ihrem Regenten. Seine Leistungen waren für die damalige Zeit überragend, denn er baute auch noch die erste Eisenbahn in Deutschland, die Ludwigsbahn zwischen Nürnberg und Fürth, und übergab sie am 7. Dezember 1835 dem Verkehr. Außerdem schaffte dieser Landesherr die erste Verbindung zwischen Nordsee und dem Schwarzen Meer durch den nach ihm benannten Ludwig – Donau – Main-Kanal.’
Nun, nicht alles in diesem Buch ist wahr, erwiesenermaßen finanzierte Ludwig I. nicht die erste deutsche Eisenbahn. Nur, weil sie seinen Namen trug, kaufte er 1 (!) Aktie für 6 Gulden. Ansonsten überließ er den Bau den Nürnbergern, die alleine dazu in der Lage waren. Aber sonst? Die Pinakothek und die Glyptothek mussten natürlich gefüllt werden. Dazu schickte er seine Agenten nach London, Paris, Madrid und Rom. Bereits 1842 konnte er Walhalla mit 162 geschaffenen Kunstwerken seiner Bestimmung übergeben.
Es ist bekannt, dass die Wittelsbacher vorher nicht besonders reich gewesen waren, und nun plötzlich die ganze Pracht? Alles bezahlt trotz der Schulden der Franken? Lachhaft! Da sollte mal der Frankenbund eine bessere Aufklärung bei seinen Mitgliedern durchführen!
* Norbert Gramlich, Jahrgang 1931, seit 1990 Mitglied im FB, Ältestenrat
Wenn die bunten Fahnen wehen
eine flaggengeschichtliche Betrachtung zum Tag der Franken
von Heribert M.Reusch
Wir schreiben das Jahr 1998. Bei einer Vorstandssitzung des FB e.V. am 24. Juli in Memmelsdorf wird ein Anhang von Leo Jäger aus Gochsheim, einen „Tag der Franken“ einzuführen, einstimmig beschlossen. Gleichzeitig wird – auf Vorschlag von Heribert M. Reusch aus Schonungen – der 2. Juli als Datum festgelegt, „weil an diesem Tag des Jahres 1500 auf dem Reichstag zu Augsburg der Fränkische Reichskreis gegründet wurde“.
Am 2. Juli 1999 fand dann der 1. TAG DER FRANKEN statt und zwar mit einer Feier am ‘Alten Dreifrankenstein’ von 1892 bei Kleinbirkach im Steigerwald. Parallel dazu gab es die Initiative des FB e.V., dass Fränkische Bürger und Kommunen an diesem Tag die rotweiße Frankenfahne mit dem Rechen hissen’, als Zeichen der Verbundenheit aller Franken. Deshalb wurden rund 750 Gemeinden im fränkischen Raum angeschrieben. Und dabei traten damals bereits behördliche Widerstände gegen diese Beflaggung auf! Beispielsweise gab es eine als ‘Empfehlung’ ausgegebene Anweisung der Regierung von Unterfranken, die Beflaggung zu unterlassen, weil der FB ein Bundesland schaffen wolle!! Trotzdem waren am 2. Juli 1999 zahlreiche Frankenfahnen vor fränkischen Rathäusern zu sehen.
Diese inoffiziellen ‘TAGE DER FRANKEN’ wurden vom FB e.V. bis zum Jahr 2005 abgehalten vor allem im Jahr 2000 in der Akademie in Nürnberg mit der Beteiligung der Fränkischen Arbeitsgemeinschaft. Presse und Fernsehen waren dabei, es waren fast 150 Personen anwesend. Altoberbürgermeister von Nürnberg, Dr. Peter Schönlein hielt die Festrede. Des Weiteren in Gochsheim, auf der Giechburg bei Scheßlitz, in Würzburg und in Forchheim.
Und dann kam das Jahr 2006; es wird als ein besonderes in die Annalen der fränkischen Geschichte eingehen. Denn etwas Einmaliges geschah: Am 18. Mai hatte der Bayerische Landtag beschlossen, offiziell den 2. Juli als TAG DER FRANKEN zu feiern. Vorausgegangen war eine Petition eines Franken aus dem Landkreis Hof welcher bei der 1.Feier am 02.07.1999 anwesend war.
Ausgerichtet wurde nun dieses offizielle Ereignis am Sonntag, 2. Juli 2006 in Nürnberg, in einem Festzelt auf dem Gelände der Landesausstellung ‘200 Jahre Franken in Bayern’ (richtiger wäre wohl ‘Bayern in Franken’). Im Vorfeld ging es natürlich wieder darum, an diesem denkwürdigen Tag ‘Flagge zu zeigen’, die Fränkische versteht sich! Und nun ergab sich diesbezüglich wieder ein merkwürdiges Verhalten der Behörden, denn die Regierung von Unterfranken teilte am 28. Juni 2006 mit:
‘Anlässlich des Frankentages regt Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer nach entsprechender Abstimmung mit den Regierungspräsidenten aus Ober- und Mittelfranken am Sonntag, 2. Juli die Beflaggung aller staatlichen Dienstgebäude in Unterfranken an. Dabei besteht Einverständnis, dass neben der bayerischen Rauten- oder Streifenflagge die Bezirksflagge gehisst wird. Auch den Gebietskörperschaften (Gemeinden, Städten,’-, Landkreisen) und sonstigen Körperschaften des öffentlichen Rechts wird empfohlen, entsprechend zu verfahren.
Im Klartext: Am TAG DER FRANKEN kommt zuerst die Bayernfahne und dann -gnädigerweise- die der drei Bezirke!
In einer Mitteilung des Bay. Innenministeriums vom 7. August 2006 an mich als Antwort auf eine ‘Bittschrift’, heißt es: „…, im Auftrag von Herrn Staatsminister Dr. Günther Beckstein danken wir für Ihr Schreiben vom 1.5.2006, in dem Sie sich für eine Beflaggung öffentlicher Gebäude am TAG DER FRANKEN mit der Frankenfahne einsetzen. Hierzu können wir Ihnen folgendes mitteilen: Eine staatliche Beflaggungsanordnung kann sich nur auf die bayerischen Staatsflaggen beziehen, nicht jedoch auf die Frankenfahne, die keine Staatsflagge ist”.
Heribert M. Reusch Jahrgang 1936, Dipl. Ing.(FH), bei SKF, seit 1993 Mitglied im FB. Von 1994 bis 2001 in verschiedenen Vorstandsposten im FB, seil 2003 Mitglied im Ältestenrat.