28. Beutekunst Beitrag Nr.2 – die Wahrheiten
Dienstag, 16. März 2010 | Autor: intern
Frankenlied
Pressemitteilungen
Presseerklärung 3A / 2010
Sehr geehrte Damen und Herren,
über die Sitzung im Ausschuss für Hochschule, Kultur und Forschung, bei der die Stellungnahme des Kulturministers Dr. Heubisch (FDP) sowie seine Bestandsliste der Münchner Museen und der Wittelsbacher Stiftung vorgestellt wurde, berichteten am 11.3. 10 zumeist auf der Grundlage einer Meldung der dpa München die Medien.
Das Echo, vor allem in den Internetforen, war groß.
Diese dpa-Meldung hielt der Öffentlichkeit zwei wesentliche Informationen vor:
1. Das Ergebnis des einstimmigen Beschlusses am Ende der Sitzung, also wie geht es weiter, wurde nicht erwähnt, weshalb der völlig falsche Eindruck in der Öffentlichkeit entstand, “das wars”. Klar ist, es geht mit Sicherheit im Landtag weiter. Allerdings weilt der Kulturausschuss diese Woche in Japan.
2. Es wurde die dpa-Meldung in etwa wiedergegeben, was die Vertreter der Parteien vorbrachten. Aber die Verfasser der Petition wurden entgegen jeder journalistischen Gepflogenheit nicht zum Thema befragt. Immerhin wurden von uns mit der Petition 13.000 Unterschriften eingereicht sowie von einer Bamberger Bürgerinitiative vorher schon mal 24.000 Unterschriften.
Leider ist dies nicht das erste Mal, dass wir diese ungewöhnlich schlechte Erfahrung mit der dpa München machen. Am Tag der Franken 2009 in Bad Windsheim wurde einzig und allein die Rede von Seehofer über dpa München verbreitet. Medien, die aus Kostengründen keine eigenen Korrespondenten hinschicken können, vermitteln dann ein einseitiges Bild in der Öffentlichkeit, was in diesem Falle für erhebliche Irritationen geführt hat.
Wir bitten deshalb um Beachtung unserer Presseerklärung!
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Kalb
Für den Landesvorstand Fränkischer Bund e.V.
Nachfolgend die Presseerklärung
Presseerklärung Nr. 3A/ 2010
15.03.2010
Rückführung der Kulturgüter – Landtagsausschusssitzung 10.3.2010
Bezüglich der Landtagsausschusssitzung am 10.3.2010 ist von unserer Seite zu bemerken:
Sabine Welß und ich vom Landesvorstand waren bei der Sitzung als Zuschauer anwesend.
Alles was Herr Dr. Rabenstein (SPD), Herr Dr. Fahn (FW) und Herr Dr. Dürr (Bündnis 90/Die Grünen) dazu gesagt haben, ist vorbehaltlos auch unsere Meinung.
Falsche Interpretationen kommen vor allem von Herrn Dr. Goppel (CSU) und Herrn Minister Heubisch (FDP), welcher alles offenbar unreflektiert von seinem Vorgänger (Dr. Goppel) übernommen hat.
Es steht klar und deutlich in unserer Petition, dass wir keine Enteignung der Wittelsbacher Stiftung wollen, sondern nur einen Ortswechsel der fränkischen Kulturgüter (Domschatz, Herzogsschwert) in ihre Ursprungsorte. Sprich: Besitzer des Bamberger Domschatzes bleibt weiterhin Wittelsbach, Ausleihungsort aber ist Bamberg! Das muss innerhalb eines Bundeslandes möglich sein.
Wikipedia Matthias Kabel _Krone_Heinrich_II_1270
Aufgrund derart hinterhältiger Fehlinterpretation und Stimmungsmache kommen wir aber zu dem Schluss, dass eine Änderung des Gesetzes von 1923 unumgänglich ist. Das wäre schon möglich, wenn sich die FDP an ihre früheren Aussagen als Regierungspartei zu diesem Thema hielte.
Wie Dr. Rabenstein (SPD) richtig gesagt hat, war es nicht der Auftrag des Kulturministeriums, eine Liste des Fränkischen Bundes im Internet zu kommentieren, sondern eine Liste der fränkischen Kulturgüter zu erstellen, wozu nach unserer Meinung auch die Kulturgüter aus den Museumskellern und Depots gehören.
Völlig inakzeptabel was das Verhalten von Frau Dr. Bulfon (FDP), die noch in der letzten Sitzung zum Thema die Rückgabe der fränkischen Kulturgüter als eine Herzensangelegenheit der Bevölkerung bezeichnete. Am 10.3.10 sprach sie nicht ein einziges Wort dazu.
Bitte lesen Sie auch unsere nachfolgende Einschätzung nach!
Vom Landtagsamt wurde uns auf Anfrage mitgeteilt, dass wir weder die Stellungnahme des Ministers vom Vorjahr noch das Sitzungsprotokoll im Petitionsausschuss noch die erstellte Liste aus rechtlichen Gründen einsehen dürfen. Dies halten wir als Antragsteller für einen nicht akzeptablen Zustand. In einer Demokratie sollte freier Zugang zu Informationen zumindest für Betroffene gewährleistet sein.
Aus den spärlichen Informationen, die wir haben, ergibt sich folgendes Bild:
Grundsätzlich ist die Arbeit bezüglich der Auflistung der bayerischen Staatsgemäldesammlung, der staatlichen Antiksammlungen und Glyptothek der Staatsgemäldesammlung zu würdigen. In wieweit die nicht ausgestellten Kulturgüter aus den Magazinen auf diesen Listen erfasst sind, ist nicht erkennbar, wäre aber auch von Bedeutung.
Zum Anschreiben vom Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst an die Landtagspräsidentin ist folgendes zu bemerken:
1. Dass die Münchner Museen ihren Besitz mit Zähnen und Klauen verteidigen und nichts herausgeben wollen, war seit Beginn der Diskussion klar!
2. Der „liberale“ Minister hat die erneute ablehnende Stellungnahme von den gleichen „Akteuren“ verfassen lassen, die schon die Ablehnung von Zehetmair und Goppel geschrieben haben. Deshalb auch die gleichen Argumente. Unter liberal-freiheitlich ist demnach nur Wirtschaftsliberalismus zu verstehen.
3. Dass die Ablehnung extrem einseitig begründet ist, deutet sich schon auf den ersten Seiten an. Eine einzige Zeitung schrieb im letzten Jahr über die Forderung von 37.000 Menschen nach Rückführung des Bamberger Domschatzes usw. negativ, nämlich der Journalist und König-Ludwig-Autor Hintermeier in der FAZ. Alle anderen zig Zeitungen sahen die Forderungen als berechtigt an. Herr Heubisch zitiert die FAZ. Ist das liberal?
4. Herr Hacker, Fraktionsvorsitzender der FDP aus Bayreuth, hatte die Rückführung des Domschatzes lautstark gefordert, worauf die FDP gleich als Domschatzpartei vom „Fränkischen Tag“ betitelt wurde. Herr Heubisch (FDP) setzt alles daran, eben das zu verhindern. Das ist ein grobes Täuschungsmanöver.
5. Für uns nicht nachvollziehbar und unverständlich ist, dass ein liberaler Kultusminister sich im Falle der Rückführung der Kernstücke der fränkischen Kulturgüter wie den Bamberger Domschatz auf ein Gesetz von 1923 (dauerhafte Präsentation in der Münchner Residenz) beruft bzw. dahinter verschanzt. Selbst die Konservativen haben es geschafft, die Passagen zur Todesstrafe bzw. zur bayerischen Staatsbürgerschaft aus der Bayerischen Verfassung zu streichen. Eine Parlamentsmehrheit kann jederzeit dieses Gesetz abschaffen oder ändern. Das ist der eigentliche Knackpunkt!
Es ist zu hoffen, dass eine Fraktion im Landtag einen solchen Antrag stellt. Dann muss nämlich Farbe bekannt werden, inbesonders von der FDP.
Hier wollte ich das fränkische Herzogschwert abbilden, was aber nicht erlaubt ist. Man muss sich dies einmal mit ganz normalen Menschenverstand vorstellen. Da werden Kunstschätze aus Franken entwendet – mit Hilfe eines Kriegers Napoleon – und wir FRanken dürfen nicht einmal unser Eigentum bildlich darstellen. Ist so etwas noch normal bzw. hat so ein Vorgehen noch etwas mit Demokratie zu tun? Das sind bayerische Verhältnisse im 21.Jahrhundert.
6. Wie willkürlich die Festlegungen aufgrund bestellter Gutachter sind, zeigen die Ausführungen des Ministers zum „sogenannten“?! fränkischen Herzogschwert. Hieß es noch vor kurzem, dass keine Ausleihe mehr möglich sei wegen des fragilen Zustandes, so heißt es jetzt „keine grundsätzlichen Bedenken gegen eine Ausleihe für temporäre Ausstellungen“. Demnach stünde einer sofortigen Ausleihe an Würzburg nichts im Wege!
7. Abschließend ist festzustellen, dass sich der Petitionsausschuss zum wiederholten Male offensichtlich einseitig von derselben Stelle fachlich informiert hat, welche bereits in der Vergangenheit (mit sich z.T. widersprechenden Ausführungen) eine Rückführung abgelehnt hat. Wenn der Ausschuss auch nur ansatzweise sicher gehen wollte, einen objektiven und möglichst umfassenden Überblick zu erhalten, wäre es angezeigt, mindesten eine zweite Meinung einzuholen und eine externe Überprüfung von einem unabhängigen Fachmann vornehmen zu lassen. Im Übrigen bedeutet die Redewendung „fragil, nicht transportfähig“ unter Museumsleuten „Wir wollen nichts herausgeben“.
Dies ist gegenwärtiger Stand der Diskussion.
Joachim Kalb, Mitglied im Landesvorstand des Fränkischen Bundes e.V.
Wacholderich 7, 95466 Weidenberg, Tel./Fax: 09209/856
Thema: Pressemitteilungen
Zeitungsartikel zu Beutekunst
Fränkischer Bund: Keine Enteignung bei Kulturgütern
Main-Post 12.03.2010
(md) Zu unserer Berichterstattung über die Sitzung des Landtagsausschusses für Hochschule, Forschung und Kultur am Mittwoch hat sich am Donnerstag der Fränkische Bund zu Wort gemeldet.
Laut einer Pressemitteilung von Joachim Kalb, Mitglied im Landesvorstand des Fränkischen Bundes, war er mit Vorstandskollegin Sabine Welß bei der Sitzung als Zuschauer anwesend. „Es steht klar und deutlich in unserer Petition“, so Kalb, „dass wir keine Enteignung der Wittelsbacher Stiftung wollen, sondern nur einen Ortswechsel der fränkischen Kulturgüter (Domschatz, Herzogsschwert) in ihre Ursprungsorte“. Besitzer des Bamberger Domschatzes bleibe weiterhin das Haus Wittelsbach, Ausleihungsort aber müsse Bamberg sein. Dies solle innerhalb eines Bundeslandes möglich sein.
Ärger um „Beutekunst“ aus Franken
Main-Post 11.03
dpa) Der Dauerstreit um die Rückgabe fränkischer Kultur- und Kunstschätze aus Münchner Museen an ihre Ursprungsorte hat am Mittwoch für neuen Zoff im Hochschulausschuss des Landtags gesorgt. Anlass war ein Bericht des Wissenschaftsministeriums über mögliche Rückgabeoptionen wichtiger fränkischer „Beutekunst“-Stücke, die vor gut 200 Jahren im Zuge der Säkularisation nach München gebracht wurden.
Das Ministerium kommt darin unter anderem zu dem Schluss, dass ein Großteil der vom Fränkischen Bund beanspruchten Kunstschätze regulär erworben worden sei. Und zentrale Exponate wie der Bamberger Domschatz oder das Würzburger Herzogsschwert gehörten dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds, der selbstständig über die Zukunft der Schätze entscheiden könne. Der Bayreuther SPD-Abgeordnete Christoph Rabenstein nannte den Ministeriumsbericht eine Provokation.
„Dieser Bericht spricht von einer altbayerischen Überheblichkeit – und zwar in allen Zeilen“, sagte Rabenstein. Er betonte, kein vernünftiger Mensch fordere ja die Rückführung aller fränkischen Kunstschätze. Er wolle sich aber auch nicht mit Dingen wie dem Guckkasten „Schäferspiel“ begnügen. „Wir wollen das Herzogsschwert, wir wollen den Domschatz“, sagte er. Es könne nicht sein, dass von den „wichtigen Sachen“ nichts an Franken zurückgegeben werden solle. Hans Jürgen Fahn (Freie Wähler) erklärte: „Wir sind der Auffassung, dass Kulturgüter dort die höchste Aufmerksamkeit erhalten, wo ihr historischer Ursprung ist.“ Der aus Mittelfranken stammende CSU-Fraktionsvize Karl Freller argumentierte dagegen, zum fränkischen Selbstbewusstsein gehöre nicht nur, dass fränkische Kunstwerke auch in Franken ausgestellt werden, sondern auch, dass die Kunstwerke an den bestbesuchten Stellen in Bayern gezeigt werden. „Die Diskussion wird nie abgeschlossen sein“, sagte er.
Der ehemalige Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) sagte an die Adresse der Franken: „Sie erreichen die Befriedung des eigenen Gemüts, aber nicht die bessere Anschauung der Kulturgüter.“
Das Ministerium verwies in seinem Bericht unter anderem auch darauf, dass viele Kunstschätze aus konservatorischen Gründen nicht dauerhaft in Franken ausgestellt werden könnten. Dies verbiete sich beispielsweise bei einigen wertvollen Handschriften. Ausschuss-Chef Bernd Sibler (CSU) sagte dazu, dies könne man nicht wegdiskutieren.
Der Fränkische Bund hatte vergangenes Jahr eine Petition mit den Unterschriften von 13 000 Bürgern eingereicht, um damit eine Rückgabe sämtlicher Werke fränkischer „Beutekunst“ zu erreichen. Dies hatte der Hochschulausschuss des Landtags damals aber klar abgelehnt.
Herzogschwert bleibt in München
Debatte um Rückführung fränkischer Kunst
Von unseren Münchner Mitarbeiter
Saale-Zeitung 11.03.2010
Ähnlich NN-online 11.03.2010
MÜNCHEN/NÜRNBERG.
Fränkische Schätze wie der Bamberger Domschatz oder das fränkische Herzogschwert bleiben in München.
Das hat Bayerns Wissenschafts- und Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) in einem Bericht für den Kulturausschuss des Landtags deutlich gemacht. Die beiden im Zuge der Säkularisation von ihrer fränkischen Heimat in die Landeshauptstadt ,,überwiesenen” Kunstschätze stünden im Eigentum der Wittelsbacher Landesstiftung. über deren Verleihung könne die Staatsregierung nicht im Alleingang entscheiden, so Heubisch.
Der „Fränkische Bund” hatte mit einer Eingabe das seit vielen Jahren schwelende Thema der „fränkischen Beutekunst” erneut belebt. Die Art und Weise, in welcher der oberbayerische Kunstminister und sein Ministerium die Forderung des Bundes um Rückgabe „identitätsstiftender” Kunstwerke abbügelte, trieb dem sonst stets ruhigen oberfränkischen SPD-Landtagsab-geordneten Christoph Rabenstein die Zornesröte ins Gesicht. Heubischs Bericht sei eine „Provokation für alle Franken”: Aus ihm spreche „altbayerische Überheblichkeit”, zürnte der Bayreuther.
Das Eigentum anderer
Regierungsdirektorin Elisabeth Geuß, eine gebürtige Mittelfränkin, hatte die undankbare Aufgabe, die überwiegend negative Stellungnahme ihres Ministeriums zu den Rückgabewünschen der Franken im Landtagsausschuss vorzutragen. Viele der fränkischen Kulturgüter, deren Rückgabe der Fränkische Bund fordere, seien schon vor der Säkularisation „ganz regulär erworben” worden. Bei anderen wiederum sei die fränkische Herkunft zweifelhaft oder gar widerlegt. Im Übrigen werde „jede Anfrage aus Bayern wohlwollend geprüft”. Das freilich wollte das Ministerium im wesentlichen nur auf „temporäre Ausstellungen” beziehen.
Hart bleibt man in München bei den Schätzen, die ganz oben im Rückforderungs-katalog der Franken stehen. Sowohl das eigentlich in Würzburg verortete fränkische Herzogschwert wie der Bamberger Domschatz stünden gemäß dem Gesetz über die vermögensrechtlichen Auseinandersetzungen zwischen dem Freistaat und dem ehemaligen Königshaus aus dem Jahr 1923 dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds zu. „Sie verfügen ständig über das Eigentum anderer, das lediglich unserer Verwaltung anvertraut ist”, rügte der ehemalige Wissenschaftsninister und gebürtige Aschaffenburger Thomas Goppel (CSU) die oppositionellen Franken. „Gesetze kann man auch ändern”, meinte der unterfränkische Freie Wähler-Abgeordnete Hans Jürgen Fahn.
Schätze im Depot
Man sollte einmal die großen Depots und Magazine der Münchener Sammlungen nach Kulturgütern fränkischer Herkunft durchsehen, empfahl der Schwabacher CSU-Landtagsabgeordnete Karl Freller. Während da so mancher Schatz schlummere, habe man in Franken noch „weiße Wände”. Die Franken müssten allerdings auch ein Interesse daran haben, dass ihre Kunstwerke an den „bestbesuchten Stellen” präsentiert würden. Ausschussvorsitzender Bernd Siebler (CSU) aus Niederbayern griff Frellers Hinweis auf und regte eine Durchforstung der Bestände auf niederbayeriches Kulturgut an: „Auch wir haben Befindlichkeiten und weiße Wände”.
Doch mit kulturellen Almosen mochte sich der SPD-Abgeordnete Rabenstein nicht begnügen. Es gehe nicht um “Vorerotisches aus Franken” wie den „Guckkasten, Schäferpiel” aus dem Bestand des deutschen Theatermuseums: Den brauchen wir nicht, wir wollen das Herzogschwert und den Domschatz aus Bamberg”. Dabei übersah der wütende Parlamentarier, dass auch der Guckkasten nicht hergegeben werden soll: dessen Provenienz sei, so Wissenschaftsminister Heubisch, gar nicht geklärt. Deshalb sei eine dauerhafte Überlassung nach Franken, nicht zwingend notwendig.
Gesetz aktualisieren
Die Landtagsfraktion der Freien Wähler sprach sich nach der Ausschusssitzung auch für die Rückführung wichiger Kulturgüter von München nach Franken aus. „Wir sind der Auffassung, dass Kulurgüter dort die höchste Aufmerksamkeit erhalten, wo ihr historischer Ursprung ist. Eine Rückgabe würde daher die Identität Frankens stärken”, betonte ihr Abgeordneter Fahn (Erlenbach am Main). Falls eine dauerhafte Leihgabe des Herzogschwerts nach Würzburg gegen das Gesetz von 1923 verstoßen sollte, dann müsse eben dieses antiquierte Gesetz aktualisiert werden, so Fahn. Es sei nicht einzusehen, dass einzelne Kulturgüter in München als Dauerleihgabe bleiben könnten, dies aber in den fränkischen Ursprungsorten nicht möglich sei.
Ralf Müller
Neuer Zoff um »Beutekunst» aus Franken
Nürnberger Nachrichten 11.03 .2010
Der Dauerstreit um die Rückgabe fränkischer Kultur- und Kunstschätze aus Münchner Museen an ihre Ursprungsorte hat am Mittwoch für neuen Zoff im Hochschulausschuss des Landtags gesorgt.
Anlass war ein Bericht des Wissenschaftsministeriums über mögliche Rückgabe-optionen wichtiger fränkischer »Beutekunst»-Stücke, die vor gut 200 Jahren im Zuge der Säkularisation nach München gebracht wurden.
Das Ministerium kommt darin unter anderem zu dem Schluss, dass ein Großteil der vom Fränkischen Bund beanspruchten Kunstschätze regulär erworben worden sei. Und zentrale Exponate wie der Bamberger Domschatz oder das Würzburger Herzogsschwert gehörten dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Der Bayreuther SPD-Abgeordnete Christoph Rabenstein nannte den Ministeriumsbericht eine Provokation.
dpa
Neuer Zoff um “Beutekunst” aus Franken
FT 11.03.10
Exponate Der Dauerstreit um die Rückgabe fränkischer Kultur- und Kunstschätze aus Münchner Museen an ihre Ursprungsorte hat für neuen Zoff im Hochschulaus-schuss des Landtags geführt.
Anlass war ein Bericht des Wissenschaftsministeriums über mögliche Rückgabe-optionen wichtiger fränkischer “Beutekunst”-Stücke, die vor gut 200 Jahren im Zuge der Säkularisation nach München gebracht wurden. Das Ministerium kommt darin unter anderem zu dem Schluss, dass ein Großteil der vom Fränkischen Bund beanspruchten Kunstschätze regulär erworben worden sei. Und zentrale Exponate wie der Bamberger Domschatz oder das Würzburger Herzogsschwert gehörten dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds, der selbstständig über die Zukunft der Schätze entscheiden könne.
Der Bayreuther SPD-Abgeordnete Christoph Rabenstein nannte den Ministeriums-bericht eine Provokation.
“Dieser Bericht spricht von einer altbayerischen Überheblichkeit – und zwar in allen Zeilen”, sagte Rabenstein. Er betonte, kein vernünftiger Mensch fordere ja die Rückführung aller fränkischen Kunstschätze. Er wolle sich aber auch nicht mit Dingen wie dem Guckkasten “Schäferspiel” begnügen. “Wir wollen das Herzogs-schwert, wir wollen den Domschatz”, sagte er. Es könne nicht sein, dass von den “wichtigen Sachen” nichts an Franken zurückgegeben werden solle.
Hans Jürgen Fahn (Freie Wähler) erklärte: “Wir sind der Auffassung, dass Kulturgüter dort die höchste Aufmerksamkeit erhalten, wo ihr historischer Ursprung ist.” Der aus Mittelfranken stammende CSU-Fraktionsvize Karl Freller argumentierte dagegen, zum fränkischen Selbstbewusstsein gehöre nicht nur, dass fränkische Kunstwerke auch in Franken ausgestellt werden, sondern auch, dass die Kunstwerke an den bestbesuchten Stellen in Bayern gezeigt werden. “Die Diskussion wird nie abgeschlossen sein”, sagte er voraus. Der ehemalige Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) sagte an die Adresse der Franken: “Sie erreichen die Befriedung des eigenen Gemüts, aber nicht die bessere Anschauung der Kulturgüter.”
Das Ministerium verwies in seinem Bericht unter anderem auch darauf, dass viele Kunstschätze aus konservatorischen Gründen nicht dauerhaft in Franken ausgestellt werden könnten. Dies verbiete sich beispielsweise bei einigen wertvollen Hand-schriften. Ausschuss-Chef Bernd Sibler (CSU) sagte dazu, dies könne man nicht wegdiskutieren.
Der Fränkische Bund hatte vergangenes Jahr eine Petition mit den Unterschriften von13 000 Bürgern eingereicht, um damit eine Rückgabe sämtliche Werke fränkischer “Beutekunst” zu erreichen. Dies hatte der Hochschulausschuss des Landtags damals aber klar abgelehnt. Zugleich erhielt das Ministerium den Auftrag zur Vorlage des neuen Berichts.
“Hofer Altar” bleibt in München
Streit | Minister Heubisch lehnt es ab, aus Franken stammende Kunstwerke zurück zu bringen. Viele Stücke seien nicht geraubt, sondern legal erworben worden.
Von Jürgen Umlauft
Frankenpost 11.03.2010
München – Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) sieht kaum Möglichkeiten, in München ausgestellte oder lagernde Kunstwerke aus Franken dauerhaft an ihre Ursprungsorte zurückzuführen. In einem umfassenden Bericht an den Kulturausschuss des Landtags erklärt Heubisch, dagegen sprächen rechtliche, konservatorische, aber auch kulturpolitische Gründe. Die Staatssammlungen wie auch das Haus Wittelsbach als Eigentümer vieler Kunstschätze seien aber bereit, Ausleihwünsche aus Franken nach Möglichkeit zu berücksichtigen. Heubisch betonte, dass mehrere Hundert aus Franken stammende Kunstwerke längst wieder in Franken ausgestellt seien, zum Beispiel in der Zweiggalerie Neues Schloss in Bayreuth.
Mehrere Schenkungen
Scharf wandte sich Heubisch gegen den Vorwurf, es handle sich bei den noch immer in der Landeshauptstadt verbliebenen Kulturgütern um “Beutekunst”. Schließlich sei der Großteil der vom Fränkischen Bund in einer Petition aufgeführten Gegenstände aus Franken nicht im Zuge der Säkularisation vor gut 200 Jahren “geraubt”, sondern zumeist bereits lange vorher legal erworben worden. Viele Kunstkäufe könnten noch heute nachgewiesen werden. In anderen Fällen handle es sich um Schenkungen. Der “Hofer Altar” sei zum Beispiel ein Geschenk der Hofer Bürgerschaft an König Max I. Joseph gewesen. Andere Kunstwerke stammten zwar von fränkischen Künstlern, seien aber nie an ihren Ursprungsorten ausgestellt werden gewesen.
Bei tatsächlich von Franken nach München verbrachtem “Säkularisationsgut” verwies Heubisch auf die Besitzverhältnisse. So gehörten der Bamberger Domschatz oder das Würzburger Herzogsschwert gemäß einem Gesetz aus dem Jahr 1923 der Wittelsbacher Landesstiftung, die darüber das alleinige Verfügungsrecht habe. Heubisch machte allerdings auch keinen Hehl daraus, dass er bei diesen Kulturgütern von ínternationalem Rang den Verbleib in der Münchner Residenz befürworte. Deren Präsentation in der Landeshauptstadt habe für den Freistaat “identitätsstiftende Funktion”. Rückgabeforderungen bezeichnete er vor diesem Hintergrund als “ahistorisch”.
Identitätsstiftend
Der Bayreuther SPD-Abgeordnete Christoph Rabenstein nannte den Bericht Heubischs eine “Provokation für alle Franken”. Aus allen Zeilen triefe “altbaierische Überheblichkeit”. Wie Hohn wirke es, wenn die für Franken wirklich identitäts-stiftenden Kunstwerke wie der Domschatz oder das Herzogsschwert für nicht rückgabefähig erklärt würden, nachrangige Gegenstände wie der aufgeführte “Guckkasten Schäferspiel” aber schon. “Den brauchen wir nun wirklich nicht”, zürnte Rabenstein.
Der frühere Kunstminister Thomas Goppel (CSU) warf Rabenstein Populismus vor. “Mit der Rückführung der Kunstschätze erreichen Sie vielleicht die Befriedung des eigenen Gemüts, aber nicht die bessere Anschauuung der Kulturgüter”, so Goppel.
Legal in München
Der mittelfränkische CSU-Abgeordnete Karl Freller rückte nach dem Bericht von seinen früher geäußerten Rückgabeforderungen ab. Es sei ein “Problem”, von “Beutekunst” zu reden, wenn sich der Großteil der Kulturgüter legal in München befinde. Als mit dem fränkischen Selbstbewusstsein vereinbar erklärte Freller, dass in den wichtigsten und am besten besuchten Ausstellungen Münchens fränkisches Kulturgut vertreten sei. Andererseits gebe es in Münchner Depots sicher noch Gegenstände, deren Wert dort nicht richtig gewürdigt werde. “Dafür haben wir in Franken noch weiße Wände”, sagte Freller. Guter Wille auf beiden Seiten sei in der Sache wichtig.
Sepp Dürr (Grüne) warf dem Kunstminister “bürokratisches und zentralistisches Denken” vor. In dem Bericht sei kein Wille erkennbar, dem Wunsch der Bürger entgegenzukommen. “Was für die Franken identitätsstiftend ist, sollten die Franken schon selbst entscheiden dürfen”, so Dürr. Er forderte, das Verhältnis des Zentralstaates zu seinen Regionen neu zu diskutieren. Die Parole, alles Fränkische nach Franken, sei dabei aber auch nicht der richtige Weg.
Fränkische Kulturgüter Heftige Debatte um “Beutekunst” im Landtag
Br-online 10.03.2010
Fränkische Kunstschätze kehren nicht in ihre Heimat zurück. Das hat das Wissenschaftsministerium bekannt gegeben. Nur ein paar, weniger bedeutende Kunstgüter kommen nach Franken – als Leihgabe. Im Landtag kam es zu heftigen Auseinandersetzungen.
Anlass für den neuerlichen Zoff war ein Bericht des Wissenschaftsministeriums über die fränkische “Beutekunst” – also Kunstwerke, die vor rund 200 Jahren im Zuge der Säkularisation nach München geschafft wurden. Das Ministerium kommt zu dem Schluss, dass ein Großteil der vom Fränkischen Bund beanspruchten Kunstschätze regulär erworben worden sei. Außerdem gehörten zentrale Exponate wie der Bamberger Domschatz oder das Würzburger Herzogsschwert dem Wittelsbacher Ausgleichsfonds, der selbstständig über die Schätze entscheiden könne.
“Altbayerische Überheblichkeit”
“Fränkische Kunst an Bayerns bestbesuchten Orten”
Weniger emotional reagierte der mittelfränkische CSU-Abgeordnete Karl Freller. Er gab zu bedenken, dass fränkische Kulturgüter auch in der Landeshauptstadt zu besichtigen sein sollten: “Zum fränkischen Selbstbewusstsein gehört es, dass wir erwarten, dass fränkische Kunstwerke auch an den bestbesuchten Orten Bayerns ausgestellt werden sollten”, so Freller.
“Bitte kein Rassismus”
Ein fränkischer Abgeordneter wurde vom altbayerischen Grünen-Abgeordneten Sepp Dürr mit der Bemerkung “Bitte kein Rassismus” zurechtgewiesen. Zugleich sagte Dürr, das fränkische Anliegen zeige, dass das Verhältnis von Zentralstaat und Regionen neu diskutiert werden müsse.
Wem gehört die Kunst?
Über die sogenannte Beutekunst entflammt seit Jahrzehnten regelmäßig eine hitzige Diskussion. Wenn es nach dem Willen des Fränkischen Bundes und anderen Verbänden geht, ist die Antwort klar: Fränkische Kunst gehört nach Franken. Doch die Wittelsbacher Stiftung in München, die unter anderem im Besitz der Bamberger Heinrichskrone ist, weigert sich, den Domschatz nach Oberfranken zu überführen. Die Krone sei zerbrechlich, ein Transport daher zu gefährlich, hieß es vor einigen Jahren zur Begründung. Stattdessen wurde ein Bamberger Silberschmied beauftragt, eine Kopie der Heinrichskrone zu erstellen, die in der Domstadt gezeigt werden soll.
Ringen um das Herzogsschwert
Hier wollte ich das fränkische Herzogschwert abbilden, was aber nicht erlaubt ist. Man muss sich dies einmal mit ganz normalen Menschenverstand vorstellen. Da werden Kunstschätze aus Franken entwendet – mit Hilfe eines Kriegers Napoleon – und wir FRanken dürfen nicht einmal unser Eigentum bildlich darstellen. Ist so etwas noch normal bzw. hat so ein Vorgehen noch etwas mit Demokratie zu tun? Das sind bayerische Verhältnisse im 21.Jahrhundert.
Vor allem die fränkischen Regierungsbezirke waren von der Säkularisation betroffen. Damals hatten Bistümer, Reichsklöster und Stifte ihre Souveränität verloren und wurden dem Herzogtum Bayern zugesprochen. Seitdem beanspruchen oberbayerische Museen die fränkischen Kunstwerke für sich.